Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
Vom Netzwerk:
bezeichnen?
    »Jeder auf seine eigene Weise.« Dime.
    Sind Sie in der Zeit da drüben religiöser geworden?
    »Nun ja, manches, was wir gesehen haben, kann man nichtsehen, ohne über die großen Fragen nachzudenken. Leben und Tod, und was das alles so zu bedeuten hat.«
    Wir haben gehört, dass es einen Film über Sie geben soll. Was ist da dran?
    »Ach, richtig, der Film. Ich will mal so sagen, bei uns steht Irak für das abnormale Normale, da drüben sind nämlich die aberwitzigsten Sachen einfach Alltag. Aber nach allem, was wir jetzt so erfahren haben, ist Hollywood eventuell noch’n Zacken abnormaler.«
    Einzelne Lacher. Lautes Gelächter. Albert signalisiert mit dem Daumen OK, ohne vom BlackBerry hochzusehen. Bitte, lieber Gott , betet Billy, mach, dass es nicht Swank wird . Dann fragt ein Reporter, was die Bravos zu ihrem Handeln an jenem schicksalhaften Tag am Al-Ansakar-Kanal »inspiriert« hat. Alle sehen Dime an, Dime sieht Billy an, und alle Augen folgen Dime.
    »Specialist Lynn hat als Erster erkannt, was da draußen los war, und auch als Erster reagiert. Also, ich denke, er ist derjenige, der Ihre Frage am besten beantworten kann.«
    Ach, du verfickte Scheiße. Billy ist überhaupt nicht darauf vorbereitet, außerdem kann er mit diesem inspiriert nichts anfangen. Inspiriert? Klingt irgendwie gestelzt, aber er versucht es, er will unbedingt eine ordentliche Antwort geben, will korrekt oder wenigstens annähernd genau die Erfahrung dieser Schlacht schildern, in der, kurz gesagt, alles steckt. An jenem Tag war die Welt los, und Billy begreift allmählich, dass er sein ganzes Leben lang versuchen wird, das alles zu ergründen.
    Alle gucken ihn an, erwartungsvoll. Kurz bevor das Schweigen unheimlich wird, fängt er an. »Ähm, ja – «, er räuspert sich, »– um ganz ehrlich die Wahrheit zu sagen, ich kann mich gar nicht mehr an so viel erinnern. Es war so, ich hab Shroo – Sergeant Breem da gesehen und, ähm, wie ich ihn gesehen hab, er war da ja der Gnade der Aufständischen ausgeliefert, ich weiß nicht,aber irgendwie war völlig klar, wir müssen was tun. Wir wissen alle gut, was die da drüben mit Gefangenen machen, man kann das auf jedem Straßenmarkt auf Videos kaufen. All so was hatte ich wohl im Kopf, im Hinterkopf, also klar und bewusst da dran gedacht hab ich nicht. Da war auch nicht viel Zeit, groß an was zu denken, eigentlich. Da hat sich wohl einfach mein Training ausgewirkt.«
    Er hat das Gefühl, das war alles zu lang, aber immerhin hat er es geschafft. Die Leute nicken, scheinen Mitgefühl zu zeigen, also hat er sich vielleicht nicht allzu idiotisch angehört. Aber sie lassen nicht locker.
    Sie waren als Erster bei Sergeant Breem?
    »Ja. Ja, Sir.« Billys Puls fühlt sich an, als ob es ihn gleich zerreißt.
    Was haben Sie gemacht, als Sie bei ihm waren?
    »Das Feuer erwidert und Erste Hilfe geleistet.«
    Hat er noch gelebt, als Sie bei ihm ankamen?
    »Er hat noch gelebt.«
    Diese Aufständischen, die ihn wegziehen wollten, wo waren die?
    »Na ja.« Er wirft einen Blick zur Seite und hustet. »Am Boden.«
    Das heißt tot?
    »Den Eindruck hatte ich.«
    Die Medienmeute lacht. Eigentlich sollte das kein Witz sein, aber Billy merkt auch, dass es irgendwie komisch klingt.
    Haben Sie die erschossen?
    »Also, ich hatte diese Ziele auf dem Weg angegriffen. Es gab dann mehrere Schusswechsel. Die hatten Sergeant Breem fallen lassen, um das Feuer zu erwidern, und dann kam es zu einem Feuergefecht.«
    Also haben Sie sie erschossen.
    Ein fauliger Brechreizgeruch aus den Achselhöhlen steigt ihm in die Nase. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es gab jedeMenge Feuer aus allen möglichen Richtungen. War alles ziemlich verrückt.« Billy hält inne, sammelt sich; Reden ist echt anstrengend. »Ich meine, also, für mich wär’s in Ordnung, wenn ich die erschossen hätte – «.
    Er will weiterreden, aber im ganzen Raum bricht donnernder Applaus los. Billy ist verblüfft, dann hat er Angst, dass sie nicht kapiert haben, worum es ihm ging, dann ist er sicher, dass sie nicht kapiert haben, worum es ihm ging, aber für eine Klarstellung, die ihnen das Maul stopfen könnte, traut er seinen Kommunikationsfähigkeiten nicht genug. Alle sind auch so glücklich, und er belässt es dabei. Jetzt geht ein wahres Blitzlichtgewitter los, für ihn mittlerweile nur noch eine Erfahrung wie viele andere in seinen neunzehn Lebensjahren, da muss man einfach durch, dann ebbt der Applaus ab, und er wird gefragt, ob

Weitere Kostenlose Bücher