Die irre Heldentour des Billy Lynn
Gletscherspalten, in denen ein Mann so tief versinken kann, dass von ihm nie wieder gehört und gesehen ward.
Das wäre auch völlig in Ordnung, einfach da hineinfallen, in einer Art gegenläufigem Rausch zum Verschwinden gebracht werden in den Abgründen schützenden weiblichen Fleisches. Derart zärtliche Gefühle rufen diese Körper in ihm wach, einen fast unwiderstehlichen instinktiven Drang, daran herumzufummeln und zu schnuppern und zu sagen Ich liebe dich. Ich brauche dich. Heirate mich. Candaces Titten sind übrigens auch Fake, aber scheiß drauf, die schießen da wie veritable Sprengköpfe aus dem Brustkorb, Alicia und Lexis dagegen glänzen mit einem geschmeidigeren und echten Vorbau. Auf jeden Fall sind alle drei atemberaubend mit ihren spitzen Näschen und blendend weißen Zähnen und klitzekleinen keksbraunen Taillenbuchten, Billy kann sich gerade noch verkneifen, sie anzutatschen, nur mal schnell Maß zu nehmen an diesen nymphenhaften Kurven.
»Gut gelaufen, der Tag so weit?«, fragt Candace.
»Hervorragend«, sagt Billy. »Hoffentlich habe ich da oben nicht zu viel geredet.«
»Was?«
»Soll das’n Witz sein?«
»Auf keinen Fall!«
»Du warst super«, versichert Lexis. »Alle waren unglaublich gerührt über das, was du gesagt hast.«
»Na ja, hat sich einfach komisch angefühlt. Ich rede eigentlich nicht viel.«
»Du warst ausgezeichnet«, sagt sie fest. »Glaub mir. Du warst prägnant und auf den Punkt.«
»Und du hast dich auch nicht selbst in den Vordergrund gespielt«, stellt Alicia fest. »Die haben dich doch ausgefragt, was hättest du denn machen sollen.«
»Ich persönlich fand ja’n paar Fragen ziemlich unverschämt«, sagt Lexis.
»Bei Medienleuten muss man immer so aufpassen«, sagt Candace.
Fotografen und Kameramänner drängeln sich durch die Menge, auch Journalisten, Teammanager und Leute ohne erkennbare Funktion. Billy erspäht Mr Jones, der wie ein Hai herumstreift, immer am Rand, bewaffnet und vermutlich gefährlich oder zumindest eine Nervensäge, die man im Auge behalten muss. Die Cheerleaderinnen, stellt sich heraus, haben ihren eigenen Fotografen, einen Mann im Jockeyformat mit Glatzenansatz und groben Gesichtszügen, der jedes Mal herumhampelt und »Bleib so!« bellt, bevor er endlich abdrückt, aber für seine prachtvollen Objekte auch nicht mehr Zartgefühl aufbringt als ein Abschäler in der fleischverarbeitenden Industrie für seine. Bleib so! – snnnizzzck. Bleib so! – snnnizzzck , der Verschluss krampft wie der Schließmuskel bei einem alten Mann, der gerade loslassen will. Zwischen den Aufnahmen erzählen die Mädchen von ihrer Truppenbetreuungstour im Frühjahr, sie waren in Bagdad, Mossul, Kirkuk und noch weiter weg, sie haben auch einen Ausflug gemacht, auf freiwilliger Basis, nach Ramadi rein, und da hätte ihr Black Hawk ja auch locker unter Beschuss geraten können.
»Ich kapier nicht, wie ihr das aushaltet«, sagt Alicia. »Ist echt hart da draußen, Junge, Junge, schon allein wie trocken das da ist, der ganze Wind und der Sand. Und die Leute da, die Irakis, wie die wohnen! Die ganzen Dreckhütten da, in so was könnte ja Jesus gewohnt haben.«
»Seitdem bedeutet uns euer Einsatz da noch viel mehr«, erklärt ihm Lexis. »Wir wissen jetzt noch viel mehr zu schätzen, was für’n Job ihr da macht.«
»Essen war aber ganz gut«, sagt Candace, »also, was ihr Mampf nennt. Dieses EPa mussten wir nur ein paar Mal essen.«
» Jede Menge Kohlehydrate«, ergänzt Lexis.
»Ehrlich, seit wir wieder hier sind, weißt du was? Ich muss jetzt bei der Nationalhymne immer weinen«, bekennt Alicia.
Eigentlich hatte Billy auf eine Begegnung mit seiner kleinen Strohblondine gehofft, aber er weiß, er sollte dankbar sein für das, was er hier hat, drei sinnliche Schönheiten von den Dallas Cowboys Cheerleaders. Sie sind so süß, so absolut hinreißend. Sie riechen so gut. Sie juchzen los und klatschen mit ihm ab, als sie hören, dass er auch Texaner ist. Immer wieder schmiegen sich ihre wundervollen Brüste an seine Arme und bringen seine Nerven zum Klingeln und Dudeln wie bei der Bonuspunkterunde in Videospielen. Kaum taucht jemand aus der Medienmeute auf, haken die Mädchen ihre Daumen in die Hotpants und werfen sich hüftschwenkend in Sexy-Pose, fast eine Drohgebärde, ja ihren Billy in Ruhe zu lassen. Die Männer aus der Medienmeute kommen so nicht direkt an ihn ran, sondern werfen feixende Seitenblicke und geben sich ironisch. Ja, ja, wir haben’s
Weitere Kostenlose Bücher