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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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überrascht.« Seine Nackenwirbel knacken ein zweites Mal geräuschvoll, ein lautes, trockenes Ploppen, das in der Bibliothek widerhallt.
    Dann stutzt er und kneift mit finsterer, bitterer Verachtung die Augen zusammen. »Und damit kommen wir auf dich zurück. Das Einzige, was ich nicht begreife. Wie passt du in all das hinein? Und warum die Anweisung, die ich erst vor wenigen Minuten erhalten habe?«
    »Was für eine Anweisung?«
    »Warum ist der Palast so interessiert an dir?«, fährt er fort, ohne meine Frage zu beachten. »Alles andere habe ich durchschaut.« Und damit verschwindet der letzte Rest Helligkeit aus seinen Augen. Seine Pupillen werden zu finsteren Rasierklingen, die mich so scharf mustern, dass ich das Gefühl habe, sie würden in meine Augäpfel schneiden.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du lügst«, sagt er und streicht mit dem Handrücken über seinen Unterarm, als würde er ein unbehaartes kleines Kätzchen streicheln. »Sag es mir. Jetzt. Sag mir, was los ist. Der Palast mit seinen willkürlichen Anweisungen hält sich für so schlau, dass man glaubt, man könne mich im Dunkeln tappen lassen. Jeden Tag kommt eine neue Verfügung, irgendeine neue Änderung bezüglich der Jagd. Sie halten mich permanent auf Trab, ohne irgendwas zu erklären. Aber ich habe meine Methoden, Dinge herauszufinden.« Die Worte fallen aus seinem Mund wie scharfe Eiszapfen in eine dunkle Schlucht. »Notfalls mit Zwang.«
    Meine Hände hängen schlaff herab, meine Finger fangen an zu zittern. Ich presse sie gegen mein Bein. »Ich weiß nicht …«
    »Sag es mir!« Seine Stimme prallt dröhnend von den Wänden zurück. Noch während seine Worte im Foyer widerhallen, sehe ich Zorn in seinen Augen aufflackern. Er kommt auf mich zu …
    »Ich weiß, warum«, flüstert Ashley June plötzlich.
    Der Direktor bleibt stehen. Alle Augen richten sich auf sie.
    Sie sieht mich kurz an, als stünde sie im Begriff, einen unverzeihlichen Verrat zu begehen, und sagt dann: »Es ist, weil …«, ihre Stimme wird noch leiser, »… weil er anders ist.«
    »Wie meinst du das?«, fragt der Direktor.
    Sie tritt aus dem Schatten einen Schritt nach vorn in das helle Mondlicht. »Er ist genau das, wonach der Palast sucht.«
    Der Direktor zögert. Dann sagt er: »Erkläre.«
    »Sie haben gesagt, dass der Sieger das Buch schreiben wird. Also braucht man jemanden, der schreiben kann. Und nach der Anwesenheit all der Medien zu schließen, wird es nach der Jagd Zeitschriftenporträts, Talkshowauftritte und Radiointerviews geben. Also braucht man jemanden, der sich gut ausdrücken kann. Hepra-Jagd-Gewinner waren bisher jedoch eher rüpelhafte Schläger, Meister der Körperkraft, aber nicht unbedingt die redegewandtesten oder hellsten Vertreter. Der Palast braucht jemanden, der redegewandt, nachdenklich, zurückhaltend und detailorientiert ist.« Sie weist mit dem Kinn in meine Richtung. »Und mit ihm haben sie all das. Ich weiß es, ich gehe seit Jahren auf dieselbe Schule. Er war immer ein akademischer Star, ohne es zu wollen. Seine Intelligenz ist mühelos. Er wird fantastisch sein. In den Interviews mit der Presse, vor der Kamera, beim Schreiben des Erlebnisberichtes. Und das weiß der Palast. Es klingt, als hätte man ihn gründlich durchleuchtet. Von allen versammelten Jägern ist er mit Abstand der medientauglichste.«
    Der Direktor wendet sich mir zu und mustert mich mit neu erwachtem Interesse.
    »Er ist vielleicht ein bisschen schüchtern und still«, fährt Ashley June fort, »aber selbst das ist ein Vorteil: Es ist eine Zurückhaltung, die faszinierend und attraktiv wirkt. Die Mädchen lieben es.« Sie hält kurz inne. »Das können Sie mir glauben.«
    Der Direktor lässt seinen Blick zum Fenster schweifen, ein Anflug von Ärger huscht über sein Gesicht. »Woher hast du all diese Informationen?«
    »Von niemandem. Ich habe es mir zusammengereimt, das ist alles.« Ihre Augen leuchten wachsam. »Und ich bin sicher, es ist nichts, was Sie nicht auch schon selber gedacht haben.«
    »Verstehe.« Seine linke Hand glänzt blass im Mondlicht, als er über einen der beiden Aktenkoffer streicht. Seine knochigen Finger schweben über dem Griff und streifen ihn mit Furcht und Verachtung. »Das heißt, das sind alles nur Vermutungen – du könntest auch falschliegen.«
    »Vielleicht. Aber ich glaube nicht.« Sie zögert. »Aber was ist mit mir? Warum bin ich hier?«
    Der Direktor hebt den Blick, sieht sie an und kratzt sich langsam und träge am

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