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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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uns Dutzende Meilen entfernt gar nicht wittern.« Ich blicke wieder zum Fluss. Auch ohne Fernglas kann ich dieschwarzen Punkte erkennen. »Aber wir müssen weiter. Jetzt heißt es: alles oder nichts. Wir müssen uns mächtig beeilen.«
    Ich werfe mir die Tasche auf den Rücken und bin als Erster an der Leiter, die Jungen folgen mir auf dem Fuß. »Nicht nach unten gucken«, erkläre ich ihnen. »Konzentriert euch auf die Sprossen direkt vor euch. Langsam und gleichmäßig, okay?«
    Epap packt das Stahlseil und setzt seinen Fuß auf die oberste Sprosse. Dann stutzt er. »Sissy?«, fragt er.
    Sie hat sich nicht von der Stelle gerührt. Ihre Miene drückt Zerrissenheit aus.
    »Komm, Sissy!«, rufe ich. »Wir müssen uns beeilen.«
    Dann glättet sich ihr Gesicht, ihr innerer Konflikt ist gelöst. Sie sieht mich mit feuchten Augen und festem Blick an.
    »Hey!«, rufe ich. »Lass uns gehen!«
    »So einfach ist das nicht«, sagt sie.
    »Was ist nicht so einfach?«, frage ich.
    »Weglaufen.«
    »Was?«
    »Wir müssen umkehren.«
    »Zur Mission? Bist du verrückt geworden?«
    »Wir müssen sie vor den Schatter-Schiffen warnen.«
    Ich gehe zu ihr. »Wenn wir umkehren, sterben wir. Wenn wir jetzt aufbrechen, überleben wir«, sage ich. » So einfach ist das. Wenn wir aufbrechen, schaffen wir es ins Gelobte Land. Wir sehen meinen Vater wieder. Viel einfacher geht gar nicht.«
    »Ich gehe zur Mission zurück.«
    Ich starre sie an. »Zu welchem Zweck, Sissy? Sie sind so oder so erledigt. Was glaubst du, wie weit sie mit diesen Füßen kommen, wenn wir sie jetzt warnen?«
    »Ich kann das nicht, Gene. Ich kann sie nicht einfach dem Schicksal überlassen, gefressen zu werden.«
    Ich wende mich an Epap. »Kannst du sie bitte zur Vernunft bringen, ja?«
    Doch er sieht Sissy mit schwankendem, unsicherem Blick an.
    »Ach komm, nicht du auch, Epap!«
    Sissy starrt auf den Fluss. »Der Forscher hat uns gelehrt, dass wir unseresgleichen nie im Stich lassen dürfen. Wenn wir mit dem, was wir wissen, jetzt einfach abhauen, verraten wir alles, was er uns beigebracht hat.«
    Ich zeige mit einem Finger wütend nach Osten. »Der Forscher will, dass wir nach Osten in das Land von Milch und Honig, Obst und Sonnenschein wandern. Dort wartet er auf uns. Wir gehen nach Osten. Das ist es, was der Forscher will! Also erzähl mir nicht, was du glaubst , was er will!«
    Im Gegensatz zu meinem wütenden Ausbruch spricht Sissy ganz leise: »Wenn wir jetzt gehen, klebt ihr Blut an unseren Händen. Das Blut der Mädchen aus dem Dorf, der Babys, das Blut von Hunderten. Ich weiß, dass ich damit nicht leben kann.«
    »Das haben sie sich selbst zuzuschreiben.«
    »Nein!«, widerspricht sie lauter. »Wir haben ihnen das eingebrockt! Begreift ihr das nicht?« Ihr Blick sucht meinen. »Wegen uns sind sie in Gefahr. Ohne uns wären die Schatter mit ihren Booten niemals so weit gefahren. Ohne uns hätten sie die Mission niemals entdeckt.«
    Der Wind fegt über die Granitkuppen. »Ich kehre um«, sagt sie. »Etwas anderes kann ich nicht tun. Ich warne sie vor den Schattern. Ich überzeuge alle, in den Zug zu steigen und sofort aufzubrechen. Es könnte ein bisschen eng werden, aber wir werden es schaffen.«
    »Hast du komplett den Verstand verloren? Wir wissen nicht, wohin diese Gleise führen, Sissy. Deswegen haben wir die Mission doch überhaupt nur verlassen.«
    »Und genau deshalb werden wir jetzt in den Zug steigen. Weil wir es nicht wissen. Die Gleise könnten in die Freiheit führen. Wenn sie dagegen nicht in den Zug steigen, ist das ihr sicherer Tod.« Ihre Stimme klingt fest und entschlossen. »Ihr Leben war ohnehin hart genug. Ich kann sie nicht der Zerfleischung durch die Schatter überlassen, wenn ich etwas dagegen tun kann. Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass ich sie im Stich gelassen habe.«
    Ich starre sie an. »Sissy, tu das nicht.«
    Sie beachtet mich gar nicht, sondern wendet sich an die anderen. »Geht ihr mit Gene. Helft ihm, den Forscher zu finden. Macht euch um mich keine Sorgen. Ich komme schon klar.«
    »Nein.« Epap blinzelt heftig, sein Gesicht ist blass. Ermacht einen Schritt auf Sissy zu. »Ich bin dabei, Sissy. Es ist das Richtige.«
    »Ich auch«, sagt David und wischt sich die Tränen ab. »Lasst uns zur Mission zurückkehren.«
    »Und ich«, meldet Jacob sich mit brüchiger Stimme und verzieht die Lippen zu einem tapferen kleinen Lächeln. »Ich komme auch mit dir.«
    Und dann läuft Ben auf Sissy zu und schlingt seine Arme um

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