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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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nieder. Bänke werden zurückgeschoben, und die Dorfbewohner erheben sich wie ein Mann. Nur die Älteren bleiben sitzen und essen weiter.
    Ein Mädchen trippelt in die Mitte des Saals.
    »Eine Lesung aus den Statuten«, verkündet sie mit klarer lauter Stimme. »Nummer eins.«
    »Bleibe immer in Gruppen von dreien oder mehr zusammen«, erwidert der ganze Saal im Chor.
    »Nummer zwei!«, ruft das große Mädchen.
    »Lächle zu jeder Zeit vor Freude über den Versorger«, skandieren die Mädchen.
    »Nummer drei.«
    »Gehorche den Älteren wie dem Versorger selbst.«
    Sie bleiben stehen, während ein anderer Älterer sich noch kauend erhebt. »Wir haben wunderbare Nachrichten. Heute feiern wir den Geburtstag von Cassie, Fiona und Sandy. Cassie und Fiona werden heute Abend in den Einrichtungen der Taverne schlafen; Sandy wird dort heute ihren Mittagsschlaf machen.«
    Die Mädchen reagieren nicht.
    Der Ältere setzt sich. Danach werden die Dorfbewohnerinnen Reihe für Reihe hinausgeführt. Neben der Tür steht eine große Tafel, vor der jedes Mädchen die Schritte kurz verlangsamt, um zu lesen.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Ihre tägliche Aufgabe«, sagt Epap. »Jeden Tag werden alle Dorfbewohnerinnen zu einer bestimmten Pflicht in eine der verschiedenen Hütten geschickt: Nähen, Säuglingspflege, Kochen, was auch immer. Die Älteren sagen, es sei gut, geschickt in all diesen Dingen zu werden. Die täglichen Aufgaben werden nach dem Zufallsprinzip zugeteilt. Man weiß nie, mit wem man zusammenarbeitet oder neben wem man schläft. Man schläft nämlich jeweils in der Hütte, in der man an diesem Tag gearbeitet hat. Wenn man in der Stoffhütte ist, übernachtet man dort. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Alles wird gemischt.«
    Nach dem Abendessen machen Krugman und eine Handvoll Älterer einen Besichtigungsrundgang mit mir. Epap und die anderen Jungen, die die Anlage der Mission schon kennen, verdrücken sich. Auch Sissy ist nirgends zu sehen. Als ich nach ihr frage, zucken die Älteren bloß mit den Schultern. Im Gegensatz zu den Mädchen aus dem Dorf setzen sie ihre Stiefel sicheren Fußes und mit langen natürlichen Schritten auf den gepflasterten Pfad.
    »In diesem Dorf sind wir stolz auf zwei Dinge«, erklärtKrugman und schwenkt seine massigen Arme. »Auf das Essen und auf den Gesang.« Wie auf Stichwort lässt einer der Älteren einen Riesenrülpser los, der feucht und mit einem Gestank nach faulen Eiern und saurer Milch über uns hinwegweht.
    »Das war nicht der Gesang«, sagt ein anderer Älterer und schnaubt dabei vor Lachen, in das die anderen beifällig einstimmen.
    »Das hier«, sagt Krugman eine Minute später, »ist die kulinarische Sektion des Dorfes. Man muss nur schnuppern, um zu wissen, wo man ist. Man könnte vom bloßen Einatmen dieser süßen Gerüche zunehmen.« Er lässt seinen Blick über die Hütten schweifen. »Komm, schauen wir mal in eine rein.«
    Wir betreten die erste Hütte, die Bäckerei. Die Aromen von frisch gebackenem Brot, Donuts und Croissants liegen in der Luft. Ich bin der Erste, der die Hütte betritt, und in dem Moment, bevor die Mädchen unsere Ankunft bemerken, sehe ich ihre Mienen. Alles wirkt mürrisch und grimmig, als ob jede Farbe aus der Backstube getilgt worden und nur ein düsteres Grau zurückgeblieben wäre. Und dann lächeln und trällern die Mädchen plötzlich los, als hätte man das Licht angeknipst.
    »Willkommen! Welch wundervolle Überraschung!«, ruft eines von ihnen mit hochgezogenen Mundwinkeln und munteren Gesten.
    »Bereitet unserem geschätzten Gast und uns ein paar Leckereien. Auf der Stelle!«, ruft Krugman laut. Mehlstaub dampft aus seinem Mund wie Atemhauch.
    Man serviert uns Törtchen und Soufflés, allesamt köstlich. Als wir gehen, verbeugen die Mädchen sich, die Hände vor dem Bauch gefaltet, und bedanken sich lächelnd für unseren Besuch.
    »Wo bekommen Sie die Rohstoffe für das ganze Essen her?«, frage ich Krugman, als wir weiter die Straße hinuntergehen. Wir begegnen einer Gruppe Mädchen, die Eimer voll mit schwappendem Wasser tragen. Auch sie lächeln strahlend und verbeugen sich, als wir vorübergehen. »All die Zutaten, die die Mädchen verwenden«, fahre ich fort, als Krugman nicht antwortet. »Ich habe kaum Acker- und Weideland gesehen, also woher stammt das alles?«
    Krugman betrachtet mich voller Fröhlichkeit, als wäre sein schieres Glück Antwort genug.
    »Es muss doch irgendwo herkommen …«, setze ich erneut an.
    »Der

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