Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
Vom Netzwerk:
Augen und versuche, wieder einzuschlafen, aber der Schlaf hat sich, von meinem Albtraum vertrieben, verflüchtigt und wird in dieser Nacht nicht zurückkehren.
    Komm zu mir , hatte Sissy mir stumm zugerufen.
    Die Sterne funkeln am weiten Himmel. Nichts rührt sich, kein Laut dringt aus den Hütten, als ich den Kopfsteinpflasterweg hinunterlaufe. Ich komme am Speisesaal und der Küche vorbei, wo noch immer das Aroma von gegrilltem Fleisch in der Nachtluft hängt. Direkt vor der Entbindungsstation trete ich auf mehrere besonders breite Pflastersteine auf dem Weg. Ich erinnere mich, wie Ben auf diesen Steinen ausgerutscht ist und ausgelassen kichernd mit den Armen gerudert hat, als würde er durch einen Fluss waten.
    Ein Schrei zerreißt die Nacht.
    So nahe, dass ich fast zu Tode erschrecke. Bevor ich mich wieder gefasst habe, geht die Tür der Entbindungsstation auf. Ich drücke mich in den schmalen Schatten der Mauer.
    Eine dunkle gebückte Gestalt mit Kapuze schließt die Tür. Als sie eilig an mir vorbeiläuft, rieche ich seltsame Körperflüssigkeiten. Sie hält etwas in den Armen, in einer Art Schlinge, aus der ich, bevor die Gestalt auch schon wieder verschwunden ist, noch ein blasses Bein ragen sehe, das Beinchen eines Säuglings mit winzigen Zehen, so klein wie Kaulquappen. Ich höre seine leisen gedämpften Schreie.
    Die gebückte Gestalt hastet weiter den Pfad hinunter, das Geschrei des Babys wird leiser.
    Ich folge ihnen in sicherem Abstand. Die Gestalt mit der Kapuze verlässt den Pfad und geht auf eine seltsam geformte, fensterlose Hütte zu. Sie wirkt schräg und schief, auf einer Seite hoch aufragend, auf der anderen sanft abfallend wie eine Kinderrutsche.
    In einem Flecken Mondlicht dreht sich die Person unvermittelt um und blickt in meine Richtung.
    Es ist einer von Krugmans Gefolgsleuten, er hat schwere Lider, eine Adlernase und pockennarbige Wangen.
    Ich ducke mich hinter eine Hütte. Schritte kommen in meine Richtung, flink und leise. Ich halte den Atem an und wage es nicht, mich zu rühren. Die Schritte stoppen. Nach einer Weile gehen sie weiter, werden jedoch leiser und entfernen sich von mir.
    Als ich um die Ecke spähe, ist die Straße leer. Der Ältere ist verschwunden. Ich lausche auf die Schreie des Säuglings, aber kein Laut ist zu hören. Immer im Schatten haste ich weiter durch die Stille. Alles ist ruhig, alles ist leer.
    Trotz der kühlen Luft ist mein Rücken schweißnass.
    Auch nachdem ich Minuten später die Straßen und Häuser hinter mir gelassen habe und mit hastigen Schritten über die Weiden zu der Farm laufe, bin ich nach wie vor nervös und angespannt. Meine Stiefelspitzen werden taufeucht. Auf halber Strecke blicke ich mich noch einmal um. Bis auf die silberne Spur meiner Schritte auf der Weide kann ich nichts und niemanden sehen. Zu meiner Rechten liegt der mit glitzerndem Mondlicht gesprenkelte Gletschersee.
    Auf der Farm ist alles ruhig. Weil ich mich auf dem Gelände nicht auskenne, lande ich zunächst im Hühnerstall. Nur ein paar Hühner sind wach und picken mit zuckenden Köpfen in die Luft, der Gestank ihres Gefieders steigt mir in die Nase. Ich gehe zu einer kleinen Hütte, in der ich Sissy vermute, mache jedoch sofort kehrt, als ich das Geräusch von grunzenden und wühlenden Schweinen höre.
    Am Rand der Weiden steht eine einsame Hütte, die ich als Nächstes ansteuere. Auf den Wiesen stehen ein paar Kühe, schattenhafte Konturen in der Nacht, merkwürdig ruhig und besänftigend. Weißer Atem steigt aus ihren Nüstern wie Rauch aus einem Schornstein in einer Winternacht.
    Noch bevor ich den halben Weg zurückgelegt habe, fliegt die Tür der Hütte auf und Sissy rennt heraus. Sie verlangsamt ihre Schritte auch nicht, als sie näher kommt, sondern wirft sich an meine Brust und umarmt mich innig.
    »Mann, gut, dass du da bist«, sagt sie, den Mund an meinem Ohr. »Nachdem man dich verlegt hat, wusste ich nicht mehr, in welche Hütte ich schleichen musste. Wo haben sie dich untergebracht?«
    »Was ist los?«
    Sie schüttelt bloß den Kopf. »Nichts. Ich wollte dich nur sehen. Ich nehme an, ich hab mich einfach daran gewöhnt, nachdem ich jetzt jeden Abend nach dir geschaut habe. Um mich zu vergewissern, dass du nicht tot bist.« Sie wirft den Kopf in den Nacken und boxt mehrmals gegen meine Brust. »Warum hast du so lange gebraucht? Ich warte schon seit Stunden!«
    »Tut mir leid. Ich schätze, ich bin immer noch nicht wieder ganz fit. Ich musste mich ausruhen.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher