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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Bildschirm verfolgen. Die Symptome sind binnen weniger Stunden massiv ausgebrochen. Was als pickelgroßes Mal in seinem Gesicht begann, endete weniger Stunden später in einer … umwälzenden Explosion von albtraumhaften Ausmaßen.« Krugman trinkt einen weiteren Schluck.
    »Die Rettung war, dass all das im kleinen Inselstaat Sri Lanka passierte. Die Inselnation wurde natürlich zerstört, die ganze Bevölkerung transmutierte binnen einer Woche. Aber der Ausbruch war zumindest eingedämmt. Abfliegende Flugzeuge wurden sofort abgeschossen, Schiffe einfach versenkt. Und das war alles, was wir zu tun hatten: Wir mussten die Sache eindämmen. Luftraum und Meere überwachen und warten, dass die Sonne die grässlich Verwandelten töten würde. Schließlich wagten sich die Transmutierten nur noch nach Anbruch der Dämmerung ins Freie. So haben sie ihren Namen bekommen, Schatter. Und es waren auch keine Wilden oder Zombies, die unfähig waren, ihre eigene Situation zu erkennen, keine brutalen Monster mit hedonistischen, lüsternen Neigungen. Bis auf ihre Gier nach menschlichem Blut und Fleisch waren sie … zivilisiert. Intelligent. Sie wussten, wer sie waren, und sprachen und dachten selbstreflektiert. Als die Nahrung knapp wurde – weil es keine Menschen und Tiere zum Fressen mehr gab –, mutierten sie keineswegs zu Kannibalen. Sie sind einfach verhungert. Oder in Selbstmordpakten gruppenweise in die grelle Sonne gerannt.«
    »Und das war das Ende?«, frage ich.
    Krugman kneift erneut die Augen zu und beginnt am ganzen Leib zu beben. Kein Laut dringt aus seinem Mund. Tränen strömen über seine Pausbacken. Die Härchen auf seinem Muttermal lecken die Tropfen auf.
    »Wirklich? Das war das Ende? Ich meine, wirklich? Wie sind dann all die Schatter da draußen hierhergekommen? Warum haben wir dann Jahrhunderte später immer noch mit ihnen zu tun?«
    Sein Lachen bricht abrupt ab. »Man kann eine ansteckende Krankheit nicht einfach aufhalten«, sagt er, zunehmend lallend.
    »Was ist passiert?«, fragt Sissy.
    »Das wissen wir bis heute nicht«, sagt er und wischt sich die Tränen ab. »Jedenfalls nicht sicher. Manche haben spekuliert, dass ein Vogel – mit ein wenig Speichel am Gefieder – unbemerkt von Sri Lanka nach Indien geflogen sein muss, wo vielleicht ein gutherziges Kind das verwundete Tier aufgehoben und dabei einen Tropfen Speichel auf einen winzigen Hautkratzer bekommen hat … Wer weiß?«
    Er streicht mit dem Finger über den Rand seines Glases. »Eine Zeit lang war die Lage wirklich verzweifelt. Ganze Kontinente wurden von den Schattern übernommen, die verbliebene Weltbevölkerung kauerte sich in irgendwelchen vergessenen Winkeln des Globus zusammen. Anfangs warder Südpol mit seinen vierundzwanzig Stunden Sonne am Tag sehr beliebt. Das heißt, bis der Sommer endete und die Jahreszeit der ununterbrochenen Nacht begann.« Er presst die Lippen zusammen. »Es waren finstere Zeiten. Das Ende der Menschheit schien unvermeidlich und nahe.«
    »Was ist dann passiert?«, frage ich. »Mit der Menschheit.«
    »Ein Wunder. Die historischen Berichte sind vage, aber aus dem Nichts tauchte jemand auf, der das Spiel umkehrte.«
    »Das Spiel umkehrte?«, frage ich.
    »Nun, vielleicht eher das Schicksal. So fühlte es sich jedenfalls an. Auf einer kleinen Insel namens Cheung Chau vor der Küste Chinas forschte eine junge Frau, eine gewisse Jenny Shen, allein und versteckt in einem verlassenen Dorf und entwickelte heldenhaft ein Gegenmittel. Ich habe nicht die Zeit, auf die Details einzugehen, also sagen wir der Einfachheit halber, es war erfolgreich. Im Laufe vieler Jahrzehnte kehrte sich die Welle um. Die Schatter wurden nach und nach in die Flucht getrieben, bis sie schließlich zu neunundneunzig Komma neunundneunzig Prozent ausgerottet waren.«
    »Was ist mit dem restlichen Hundertstel?«, fragt Sissy.
    Krugman zögert. »Sie waren immun gegen das Gegenmittel. Aus welchem Grund auch immer hat es sie nicht getötet, sondern nur stärker und zäher gemacht. Schneller. Bedrohlicher. Aber diese verteufelte Gruppe war so klein, dass wir sie schließlich zusammentreiben und einsperren konnten. Zwei Wochen vor dem Befehl zu ihrer Ausrottunghaben sich flammende Gutmenschen und die religiöse Rechte zusammengetan.« Die nächsten Worte spuckt er förmlich aus. »Fürwahr seltsame Bettgenossen, das kann ich euch sagen. Aber mit vereinter kräftiger Stimme beharrten sie darauf, dass wir Menschen die Schatter nicht hinrichten

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