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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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umkehren. Etwas, das er den Ursprung nannte.« Krugmans Blick zuckt kurz in unsere Richtung. »Aber weil er dafür ein besseres Verständnis der Physiologie der Schatter brauchte, musste der Forscher Proben sammeln und kam deshalb schließlich zu dem Schluss, der letztendlich zu seinem Verderben führen sollte: Er glaubte, die Metropole der Schatter besuchen zu müssen.
    Das war natürlich eine lächerliche Idee, und ich glaube, dass er das tief im Innern auch wusste. Jahrelang zögerte er die Reise hinaus und versuchte, den Ursprung auf irgendeine andere Art zusammenzumischen. Aber am Ende erkannte er, dass es keine andere Möglichkeit gab. Er musste sich in die Metropole der Schatter wagen. Und zwar nicht allein. Er musste eine große Menge von Proben sammeln, also würde er ein Team mitnehmen müssen. Es klingt verrückt und niemand erwartete, dass sich jemand dafür melden würde. Aber er wusste mit Worten umzugehen und hatte großes Charisma. Er hat an religiöse Empfindungen appelliert und erklärt, es wäre unsere spirituelle Pflicht, es zu tun. Alles wäre nur zum Guten der Seelen der Schatter. Binnen kurzer Zeit hatte er eine Gruppe von etwa dreißig – dreißig! – davon überzeugt, mit ihm zu gehen. Quer durch die Wüste in das Hornissennest.«
    »Wann?«
    »Nun, vor zwei oder drei Jahrzehnten. Sie schlichen sich mit der Absicht in die Schatter-Stadt, höchstens ein paar Wochen zu bleiben. Aber sie haben die … Zähigkeit der Schatter grob unterschätzt. Das Unvorstellbare geschah. Oder das absolut Vorhersagbare, ganz wie man es sehen will, nehme ich an. Unsere Leute wurden voneinander getrennt und dann größtenteils binnen Tagen, wenn nicht Stunden gefressen. Alle Kommunikationswege und Versorgungstunnel waren blockiert oder zerstört. Sie mussten sich verstecken, und als ihre Nahrungsvorräte ausgingen, blieb ihnen nur eine Wahl: die Gesellschaft zu infiltrieren und in ihr aufzugehen. Sie gaben vor, selbst Schatter zu sein. Jahre, Jahrzehnte verstrichen ohne ein Wort von ihnen. Wir dachten, offen gestanden, dass sie alle tot wären.
    Und dann kam der Ältere Joseph eines Tages zurück, wie ein Phantom, das wieder zu Fleisch und Blut geworden war. Er spazierte aus dem Wald durch das Tor in die Mission. Ein Wunder, wie vom Himmel gefallen. Oder ein Fluch. Denn er war ein gebrochener Mann mit wildem Blick und bizarren Ideen. Er bestand darauf, hier im Außenposten zu bleiben und die Forschungen in seinem Labor fortzusetzen. Alle Angebote einer ehrenhaften Entlassung und Rückkehr in die Zivilisation lehnte er ab.«
    Sissy legt den Kopf zur Seite. »Moment mal«, sagt sie. »Wie meinen Sie das?«
    Krugman ist verwirrt. »Er wollte bleiben. Welche Wahl …«
    »Nein, nein«, sagt Sissy kopfschüttelnd. »Ich meine das mit der Rückkehr in die Zivilisation.«
    »Nun«, sagt Krugman erstaunt, »dies ist nicht die Zivilisation. Die Mission ist wie gesagt nur ein Außenposten. Habt ihr nicht zugehört? Dort draußen gibt es eine große weite Welt, neunundneunzig Komma neunundneunzig Prozent des restlichen Globus, voll mit unseren Leuten, unseren Städten, unserer Zivilisation. Seit dem Aufstand der Schatter mussten wir Wiederaufbauarbeit leisten, und wir sind auch noch längst nicht wieder so weit wie in den Tagen vor den Schattern, aber wir kommen unserem Ziel langsam näher.«
    Sissy und ich sind wie vom Donner gerührt.
    »Was habt ihr denn geglaubt, was dort draußen ist?«, fragt Krugman. Sein Gesicht ist ganz spröde vor Erstaunen, und er fixiert uns mit glasigen Augen.
    »Ich dachte, die Erde wäre voller Leut… voller Schatter«, sage ich. »Ich dachte, von uns wäre kaum jemand übrig, vielleicht nur ein Häuflein in irgendeinem entlegenen Winkel.« Bis vor drei Wochen hatte ich sogar geglaubt, der letzte unserer Art zu sein, bis ich die Gruppe in der Kuppel getroffen und Ashley June sich offenbart hatte. Bis der Direktor möglicherweise unabsichtlich enthüllt hatte, dass im Palast des Herrschers Hunderte von uns wie Vieh gefangen gehalten werden.
    Krugman starrt uns mit großen Augen an. »Kommt her«, sagt er und winkt mit dem Arm. Whisky schwapptaus der Flasche. »Kommt ans Fenster. Ich möchte euch etwas zeigen.«
    Er zeigt aus dem Fenster. »Dort drüben«, sagt er, »in der Ferne, wo das Land zu einer tiefen Schlucht hin abfällt.«
    Wir sehen es, eine Klappbrücke, deren hochgeklappten Hälften himmelwärts ragen wie zwei Posten, die auf beiden Seiten der Schlucht Wache halten. »Etwa

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