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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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mir leid. Ich habe versucht, dich zu finden – wir haben es versucht, Epap und ich. Aber …«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass es uns nahegeht«, sagt sie leise, und wieder blitzen ihre Augen auf. »Versteh mich nicht falsch, ich würde sie am liebsten windelweich prügeln, aber wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Unsere oberste Priorität«, sagt sie und sieht mich direkt an, »ist es, herauszufinden, was mit diesem Zug ist. Ein privater Rachefeldzug wäre da nur hinderlich.«
    Tropfen ihres Atemhauchs schimmern im Licht auf der Scheibe. Ihr Arm in meiner Hand zittert leicht.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht, Sissy?« Ich streiche ihr das Haar aus den Augen. »Vielleicht sollten wir einfach alle zusammen abhauen. Unsere Sachen packen und uns in die Wälder aufmachen.«
    »Nein«, sagt sie sehr leise. »Wohin sollten wir gehen? Wie wollen wir überleben? Der Winter kommt. Außerdem hat Jacob Recht. Vielleicht bringt uns der Zug ja wirklich ins Gelobte Land. Diese Möglichkeit dürfen wir nicht zu früh verwerfen – es könnte immer noch unsere beste Option sein.«
    Wir schweigen. Die Wolken ziehen sich auseinander, sodass neue Lücken entstehen, durch die das Mondlicht auf das Dorf fällt. Irgendwann wird Sissys Haltung entspannter, ihr Gesichtsausdruck weicher. Sie lehnt sich an mich, unsere Schultern berühren sich leicht, und ich spüre plötzlich allzu deutlich die Weichheit ihres Körpers. Ich habe ihren Arm die ganze Zeit nicht losgelassen, doch jetzt ziehe ich meine Hände langsam zurück, und sie lässt ihren Arm sinken.
    »Was ist?«, fragt sie.
    Ich schlucke. »Nichts.« Wir blicken wieder nach draußen. Ein leises Schnarchen dringt durch die Wand.
    »Komm«, sagt sie, »wir sollten uns ausruhen. Komm mit zurück ins Zimmer, dort ist genug Platz und es ist warm.« Sie legt eine Hand auf meinen Ellbogen. »Nach ein bisschen Schlaf ist unser Kopf bestimmt klarer. Vielleicht fällt uns morgen früh etwas ein.«
    Ich schüttle den Kopf.
    Sie sieht mich eindringlich an. »Immer der einsame Wolf, Gene.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was dann?«
    »Die Antwort liegt irgendwo da draußen. Im Dorf. Nicht in unseren Köpfen.« Ich schiebe beide Hände in die Taschen meines Parkas. »Du hast mir mal erzählt, dass mein Vater immer Verstecken mit dir gespielt hat. Das hat er mit mir auch getan. Dauernd. Er hat irgendeinen Preis versteckt und kleine Hinweise hinterlassen, damit ich ihn finden konnte.«
    Bei der Erinnerung leuchten ihre Augen auf. »›Die Antwort steht direkt vor dir. Direkt vor deiner Nase.‹«
    Ich nicke. »Ich werde das Gefühl nicht los, dass er irgendwo in diesem Dorf einen Hinweis für mich hinterlassen hat. Direkt vor mir. Direkt vor meiner Nase. Und ich muss ihn bloß finden.« Ich wende mich ihr zu. »Die Antworten liegen da draußen und warten darauf, gefunden zu werden.«
    Sie fasst sanft meine Hand. »Ich glaube, ich weiß, wo wir suchen sollten.«

30
    Schnell laufen wir durch die mondbeschienenen Straßen. In dem hellen Licht verwandeln sich tiefe Pfützen in schimmernde Quecksilberteiche. Sissy ist wieder voll bei Kräften und platscht neben mir über das feuchte Pflaster. Hütten säumen die engen Gassen, sodass wir erst sprechen, nachdem wir die Hauptstraße verlassen haben und einem unbefestigten Weg folgen.
    »Hier entlang«, sagt Sissy auf halber Strecke zwischen dem Dorf und den Weiden.
    Gegen die Kälte ziehe ich meinen Parka noch enger um mich und folge ihr zu einem etwa hundert Meter entfernten einsamen Gebäude am Waldrand, ein rechteckiger, trostloser Kasten. In der glatten Betonfassade gibt es keine Fenster, sondern nur eine Stahltür. Die eine Hälfte des Klotzes liegt im hellen Mondlicht, die andere ist im Schatten überhängender Bäume verborgen. »Das Labor des Forschers«, sagt Sissy, als wir näher kommen, »ich hab es zigmal durchsucht, während du krank warst. Zwar hatten die Älterenauf der Suche nach dem Ursprung garantiert auch schon alles durchwühlt, aber ich wollte selbst sehen, woran der Forscher gearbeitet hat.«
    In dem Kasten ist es stickig und feucht und riecht nach Schimmel. Sissy drückt auf einen Schalter, und die Neonleuchten an der Decke gehen flackernd an. Das Labor besteht aus fünf großen Arbeitsflächen, auf denen jede Menge Reagenzgläser, kleine Bunsenbrenner, Zylinder und Bechergläser stehen. Auf Bänken und sogar auf dem Lehmboden liegen aufgeschlagene Lehrwerke und Notizbücher, die mit einer Schrift vollgekritzelt sind, die

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