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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sabbernd und brüllend. Dallith schrie auf und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Aratak klammerte sich mit den Klauen an die Gitterstäbe, und als Dane seine Muskeln zum Angriff straffte, streckte der Echsenmann eine Hand aus und griff nach ihm. Er grub seine Klauen in Danes Schulter, wobei er ihm das Hemd zerriß.
    »Nicht jetzt«, sagte er. »Werfen Sie Ihr Leben nicht so weg. Nicht jetzt!« Der ausgebrochene Gefangene heulte und tobte immer noch und raste mit dem Essenskarren den Gang hinauf und hinunter. Der andere Mekhar hob seine Waffe und machte eine Bewegung. Der Rasende schien ihn nicht zu sehen. Er rannte genau auf ihn zu, und in dem Moment, bevor ihn der Karren umstieß, hob der Mekhar – fast widerwillig, wie es Dane schien – die Waffe und schoß.
    Der Mann schrie, ein schrecklicher, Nerven zerfetzender Ton. Er fiel zu Boden, krümmte sich und zuckte panisch. Schaum trat ihm vor den Mund, als seine Muskeln anfingen, krampfhaft zu zittern. Er schrie und schrie, und sein Schreien wurde immer schwächer, bis er schließlich still dalag, immer noch zuckend und von Krämpfen geschüttelt. Der Mekhar beugte sich herab und schleifte ihn in seine Zelle, wobei er seinen Mitgefangenen mit der gezogenen Waffe drohte. Alle wichen mit entsetztem Keuchen und Murmeln vor ihm zurück.
    Die Essensausteilung verlief nun ohne weitere Zwischenfälle, aber Dane konnte nichts essen, bis Dallith, weiß wie ihr fließendes Gewand, die Nahrung verweigerte und zur Damentoilette schwankte, um sich zu übergeben. Daraufhin zwang sich Dane mit harter Selbstdisziplin, sein Essen aufzunehmen und es verbissen zu kauen. Er hätte es wissen müssen. Dallith war so sehr Spiegel seiner eigenen Stimmungen …
    Mit dieser neuen Erkenntnis aß er und weigerte sich, über den gescheiterten Ausbrecher nachzudenken. Als Dallith fahl und zitternd zurückkam, zog er sie zu sich herunter und fütterte sie mit kleinen Stücken von seinem eigenen Tablett, bis die Farbe in ihre Wangen zurückzukehren begann. Danach saß er bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Der verwundete Mann in der Nachbarzelle stöhnte und zuckte, bäumte sich auf und schrie immer schwächer, obwohl seine Zellengefährten ihn beruhigten, bis er irgendwann in derselben Nacht starb. Am nächsten Morgen zur Fütterungszeit brachten die Mekhar seine Leiche weg.
    Die Zellenreihen waren sehr still, als der Körper des Mannes vorbeigetragen wurde. Aber als die Mekhar verschwanden und das klirrende Geräusch des Schließmechanismus im Zellenblock ihnen verriet, daß die Wärter gegangen waren, zerbrach die angespannte Stille des Entsetzens, und alle begannen, durcheinander zu reden.
    Dane fand Aratak an seiner Seite; die große, schuppige Pfote des Echsenmannes ruhte leicht auf seiner Schulter, wobei er die Klauen einzog und wieder herausschnellen ließ. Er sagte zu Dane: »Einen Moment lang dachte ich gestern, Sie würden Ihr Leben seinem hinterherwerfen.«
    »Einen Augenblick lang habe ich daran gedacht. Aber es ist nicht meine Art, Selbstmord zu begehen, und ich bemerkte gerade noch rechtzeitig, daß es das war, was er tat. Wenn alle ihm geholfen hätten, hätte es uns vielleicht gelingen können.«
    »Ja«, sagte Aratak. »Das war auch mein Gedanke. Aber es muß sorgfältig geplant und ausgeführt werden. Ein wahnsinniger Angriff, selbst mit der wilden Hoffnung, die anderen würden mitmachen, ist nicht die richtige Art, so eine Sache zu beginnen. Das Göttliche Ei sagt, daß ein Mann ein Narr ist, wenn er sein Leben zu hoch schätzt – aber ein doppelter Narr ist der, dem es so wenig wert ist, daß er es wegwirft.«
    Dane schaute sich vorsichtig um. Dallith schlief, und er war froh darüber; die Angst, sie zu erschrecken, beschäftigte ihn bereits von früh bis spät. (Er fragte sich: War das nun Liebe? Sicher nicht im sexuellen Sinn, jedenfalls noch nicht. Aber ein ständiges, lebhaftes Mitdenken, so daß ihr Wohlergehen ihm wichtiger war als sein eigenes, so daß sie irgendwo im innersten Kern seines Wesens lebte … ja, man konnte es Liebe nennen.) Dann sagte er: »Ich nehme an, Sie stimmen mir zu, daß es mit genauer Planung und gegenseitigem Zusammenhalten möglich sein müßte zu entkommen. Ich glaube, diese Mekhar unterschätzen uns. Sie sind wahrscheinlich der Meinung, daß niemand außer ihnen selbst klug genug ist, so etwas zu planen. Aber haben Sie bemerkt, daß die Türen zweimal am Tag für eine gute halbe Stunde unverschlossen und im Grunde genommen unbewacht

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