Die Jäger des Roten Mondes
Weisheit suchen; sprechen Sie mit Rianna, wenn Sie wollen.«
Dane wartete bis zur nächsten Mahlzeit, und als alle Insassen ihrer Zelle die verschieden gekennzeichneten Tabletts geholt hatten und nach Plätzen suchten, um zu essen, legte er eine Hand auf Riannas Arm.
»Ich möchte mit Ihnen reden«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
»Setzen Sie sich hier neben mich in die Ecke und essen Sie.« Als sie die Verschlußstreifen ihrer Packungen aufrissen, legte er ihr dar, was er über das Schließen und Öffnen der Zellentüren herausgefunden hatte und sah ihre dunklen Augen wild aufleuchten.
»Ich habe mich schon gefragt, ob noch jemand anders das beobachtet hat! Es scheint, daß alle anderen entweder Feiglinge oder wahnsinnig unbesonnen sind! Sie haben recht, man könnte etwas tun, aber was könnte ich, eine Frau, schon allein machen? Ich bin auf Ihrer Seite, auch wenn ich die erste sein sollte, die erschossen wird!«
Er grinste ein wenig säuerlich. »Ich dachte Sie seien diejenige, die die Werte der Resignation predigt. Sie waren hoffnungslos genug, Dallith sterben zu lassen.«
»Ich tat, was ich für das beste hielt auf der Basis dessen, was ich über ihr Volk wußte«, sagte Rianna steif. »Jeder kann aus Unwissenheit heraus handeln. Ich bin Wissenschaftlerin genug, hoffe ich, um meine Theorien ändern zu können, wenn ich mehr Fakten kenne. Nachdem ich die Mekhar einige Perioden lang beobachtet habe – und angesichts der Qualität unserer Mitgefangenen –, bin ich ein bißchen optimistischer.«
»Sie wissen«, sagte Dane langsam, »daß, wenn wir die Führung übernehmen, Sie und ich sehr wohl die ersten sein können, die niedergeschossen werden. Es ist kein angenehmer Tod.«
»Aber wenigstens muß ich mir, wenn es vorüber ist, keine Sorgen mehr machen, was als nächstes geschieht, oder? Doch für den Fall, wir überleben lange genug, um diese spezielle Sorge zu haben: Was geschieht dann? Ich nehme an, Sie wollen es nicht dabei bewenden lassen, daß wir aus den Käfigen herauskommen. Was geschieht danach?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Dane offen. »Das ist der Grund, warum ich zu Ihnen komme. Ich bin als Leiter dieses Unternehmens nicht geeignet. Ich könnte dabei helfen, aus den Käfigen auszubrechen. Aber wenn wir erst mal draußen sind, bin ich soviel wert wie ein Segel auf einem Raumschiff. Sie wissen doch, ich bin dieser Bursche von der zurückgebliebenen Welt. Was ich über Raumschiffe weiß, könnte ohne Schwierigkeiten in großen Blockbuchstaben auf meinen Daumennagel graviert werden. Ich hatte irgendwie gedacht, daß wir die Mekhar-Wächter als Geiseln für unsere eigene Freiheit nehmen könnten; arrogante Rassen schätzen das Leben ihrer Artgenossen gewöhnlich sehr hoch, auch wenn sie andere Rassen wie Dreck behandeln. Aber ich kenne die Mekhar nicht. Und selbst wenn es uns gelänge, jedes verdammte Löwengesicht auf dem Schiff zu töten oder zu unterwerfen, wären wir immer noch nicht in meinem Element. Ich wüßte nicht, wie ich uns zu einem sicheren Hafen bringen sollte, nicht einmal, wie ich den Notrufknopf drücken und um Hilfe rufen müßte, wenn die Gefahr bestünde, eine Bruchlandung zu machen oder in eine Sonne zur stürzen.«
»Oh, was das betrifft – Roxon hat einen Pilotenschein«, sagte Rianna. »Ich glaube nicht, daß er jemals ein Ding von dieser Größe gesteuert hat – er hat dafür sicher keine Lizenz –, aber die superleichten Triebwerke sind in der gesamten Galaxis genormt. Wenn die Mekhar erst einmal aus dem Weg sind, könnte er uns irgendwo innerhalb des Bundes landen.«
Dane überlegte, daß ihm dies nicht viel nützte, aber genau genommen war das ein untergeordnetes Problem. In jedem Fall war es für ihn besser, er befand sich innerhalb einer zivilisierten Gesellschaft – egal wie merkwürdig oder fremdartig – als außerhalb davon. Der Galaktische Bund betrieb zumindest keinen Sklavenhandel.
»Ich würde sagen, der nächste Schritt ist nun, Roxon in unseren Plan einzuweihen«, sagte Dane, »wenn Sie sicher sind, daß wir ihm trauen können. Ich weiß es nicht.«
Rianna sagte mit Abscheu: »Für was halten Sie ihn? Er ist ein zivilisierter Bürger.«
»Vermutlich war der arme Kerl, der in die Schüsse der Nervengewehre gelaufen ist, das auch«, sagte Dane. »Ich wollte seine moralischen Grundsätze nicht in Frage stellen. Ich kenne ihn einfach überhaupt nicht. Wie kann ich in der Lage sein zu beurteilen, wie tapfer er ist? Wie wahrscheinlich es ist, daß
Weitere Kostenlose Bücher