Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
fragen uns nie, warum andere Leute so sind wie sie sind«, sagte Dallith kühl. »Da wir den Gefühlen nicht entrinnen können, die uns so handeln lassen, wie wir es tun, würde es nur zusätzlichen Kummer bereiten, uns zu fragen, warum. Ich bin nur verlegen, weil du es bist, aber es gibt keinen Grund dafür. Sie tun nur so als ob, und wenn du einen Augenblick nachdenkst, wirst du sicher den plausiblen Grund für ihr Verhalten finden.«
    »Nein. Ich kann das nicht verstehen. Warum sollten sie – oh, auf diese Weise werden die Mekhar nicht auf die Idee kommen, daß sie eine Verschwörung planen?«
    »Natürlich. Rianna ist sehr klug«, sagte Dallith. Ihre großen, dunklen Augen verweilten einen Augenblick lang auf den beiden eng umschlungenen, halb entkleideten Körpern, die Köpfe dicht beieinander, flüsternd, und sie lächelte. »Es ist natürlich die einzige Sache, die sie vorgeben können zu tun, ohne daß die Mekhar sich die Mühe machen würden, einen Verdacht zu schöpfen oder sie zu unterbrechen. Es ist Teil ihrer Arroganz, verstehst du. Das ist etwas, was du vielleicht nicht weißt, wie nämlich Protofelinen auf uns Protosimianer herabschauen, weil – wie kann ich das ausdrücken? Du bist verlegen, und ich kann nichts dagegen tun, da ich genauso fühle wie du.«
    Sie schaute zu Boden und scharrte unruhig mit dem Fuß. »Nun, um es ganz einfach auszudrücken: Wir Protosimianer werden für Sklaven unserer permanenten sexuellen Gelüste gehalten. Wenn du also Rianna und Roxon anschaust, und du denkst, sie unterhalten sich privat, und es ist vielleicht verdächtig – die Mekhar würden sie anschauen und denken: Natürlich, das sieht diesen Affenleuten ähnlich, was sonst könnten sie tun als alles andere stehen und liegen zu lassen und … und zu vögeln. Siehst du? Rianna ist klug.«
    »Das ist sie«, sagte Dane. »Ich hätte nie daran gedacht.« Er fühlte sich unruhig und aufgebracht. Sogar Aratak hatte etwas Ähnliches gesagt: Ihr Protosimianer seid so sehr euren Reproduktionsbedürfnissen unterworfen … Es war ein bißchen demütigend, wenn man zu einer Rasse gezählt wurde, die an nichts anderes als an Sex dachte.
    Willkommen, Freund, im Affenhaus des Zoos – weibliche Affen immer läufig. Besuchen Sie die Show. Ach, zum Teufel, vermutlich war es anderen – anderen Rassen? – vollständig egal. Versetzte es ihn etwa in Aufregung, ein Hundepaar auf der Straße zu beobachten oder ein Taubenpaar, das auf der Fensterbank turtelte? Dane wandte seine Augen ab von dem allzu realistischen Schauspiel, das Rianna und Roxon zeigten. Niemand sonst schien ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, auch die Menschen nicht.
    Hoffentlich schildert ihm Rianna den genauen Ablauf unseres Plans – und hoffentlich gefällt ihm die Idee. Denn ohne ihn werde ich nicht wissen, wo ich beginnen soll. Aratak und ich können allein nicht viel erreichen. Und verdammt, ich habe genug um die Ohren – wie zum Beispiel einen Fluchtversuch – als daß ich mir um das Geschlechtsleben der anderen Sorgen machen könnte!
    Als der Gedanke an die Flucht ihm wieder durch den Kopf ging, erinnerte er sich mit leichtem Unbehagen, daß er Angst gehabt hatte, es Dallith mitzuteilen. Nun schien es so, als wüßte sie davon – oder nicht? Es war schwer zu sagen, ob sie seine Gedanken las oder nur seine Gefühle widerspiegelte. Als würde sie seine eigene tiefe Unruhe spüren, tasteten ihre kleinen, schmalen Finger jetzt nach seinen und umklammerten sie. Ihre Hand fühlte sich kalt an. Dane drückte sie fest. Er versuchte dabei, gelassen und beruhigend zu wirken.
    Er hatte sich immer als Abenteurer gesehen. Aber als einen einsamen. Er kannte seine eigenen Grenzen, seine Fähigkeiten; er wußte, was er sich zutrauen konnte und was nicht. Ihm war einmal vorgeworfen worden, Risiken einzugehen, und er hatte das standhaft verneint. »Ich tue gefährliche Dinge, sicher«, hatte er gesagt, »aber wenn ich nicht vom Blitz erschlagen werde – und das kann auch passieren, wenn ich zu Hause im Bett liege –, weiß ich so genau, was ich mir zutrauen kann und was nicht, daß es kein Risiko mehr bedeutet, wenn ich mich einmal entschließe, es zu tun.«
    Aber das war nur dann wahr, wenn er sich auf seine eigenen bekannten Fähigkeiten verließ. Nun mußte er all seine Hoffnung auf Fremde setzen, von denen einige noch nicht einmal menschlich waren. Aratak hatte eine beruhigende Stärke und Festigkeit, und Riannas Tapferkeit und Findigkeit

Weitere Kostenlose Bücher