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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sie küßte ihn, bevor sie ihn gehen ließ, warm und liebevoll. Aber da war immer noch irgend etwas falsch, und sie wußten es beide.

9
     
    »Dieser Ort«, sagte Dane halb zu den anderen gerichtet, »ist unglaublich.«
    »Glaubwürdigkeit ist kein Begriff, den man auf irgendwelche tatsächlichen Ereignisse anwenden kann, sondern nur auf spekulative«, rasselte Aratak ihm zu. Sie standen in der Waffenkammer im düsteren rötlichen Vormittagslicht; der Rote Mond schien jetzt ein gutes Viertel des Himmels zu verdunkeln. »Wenn ein Ereignis tatsächlich eingetreten ist, so ist es durch sein Eintreten allein schon glaubwürdig.«
    Dane kicherte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie genau seine Frage durch die Translatorscheibe bei Aratak angekommen war. Er sagte: »Ich glaube, es wäre schwer, dir vorzuschlagen, man solle versuchen, vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge auf einmal zu glauben?«
    »Selbstverständlich ist es das Wesen einer unmöglichen Sache, daß sie sich nicht zum Glauben eignet«, begann Aratak. Dann brach er in ein rasselndes Gelächter aus. »Welches Ereignis hat deine Gläubigkeit denn jetzt auf die Probe gestellt, Marsh?«
    Dane deutete auf den Rücken des Dienerroboters, der zur Tür der Waffenkammer hinrollte, und zeigte, was er in den Händen hielt. »Vor ein paar Minuten«, sagte er, »kam mir der Gedanke, ich müßte die geeigneten Dinge haben, um die Schneide des Schwertes zu pflegen. Ich sagte Diener, daß ich nicht annähme, er habe genau die Dinge, die ich benötigte, aber daß ich dankbar wäre, wenn er etwas ungefähr Vergleichbares finden würde. Kurzum, ich wollte etwas fein zerstoßenen Kalkstein – nur ein paar Unzen –, einen weichen Lappen, einen locker gewebten Lappen, einen kurzen Stock und ein Stück Seil haben. Ich erwartete, er käme mit irgendwelchem merkwürdigen Notbehelf an, aber er rollte einfach davon und kehrte mit genau diesen Dingen zurück. Mit allem, Stück für Stück.« Dane schüttelte den Kopf. »Man sollte meinen, er würde solche Wünsche jeden Tag oder zumindest jeden zweiten hören.«
    »Vielleicht tut er das«, sagte Cliff. »Es kann nicht mehr als ein paar Methoden geben, etwas zu pflegen, was im großen und ganzen lediglich aus einem Stück Stahl besteht, das zufällig eine Schneidkante hat. Das Hirn der Barbaren sucht selten eigene Wege und ist nicht besonders erfinderisch.«
    Dane beachtete den Mekhar nicht. Darin bekam er immer mehr Übung. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder und begann einen der Lappen zu etwas zusammenzuwickeln, was wie eine Puderquaste auf einer Stockspitze aussah. Cliff schaute ihm einen Augenblick zu, dann ging er davon und begann, seinen Schattentanz vor einem schmalen Spiegelstreifen zu üben. (Als er nach dem Sinn gefragt worden war, erzählte er ihnen, es habe einen legendären Mekhar-Kämpfer gegeben, der so beweglich geworden war, daß er sein Spiegelbild erdrosseln konnte, noch ehe es den Arm heben konnte.)
    »Wenn du fertig bist«, sagte Aratak, »wäre ich dir dankbar, wenn du mir ein bißchen von deinen Fähigkeiten im unbewaffneten Zweikampf zeigen würdest. Nachdem, was du mir erzählt hast, bist du ein Experte auf dem Gebiet.«
    »Weit davon entfernt«, sagte Dane. »Ich habe nie den Schwarzen Gürtel beim Karate erreicht – was bedeutet, daß ich ein gutes Stück von einem Experten entfernt bin. Aber ich kann dir einige der Grundlagen zeigen. Wir werden keine Zeit für allzu viel haben, aber ich kann einen Anfang machen.« Schon ein paar Karate-Grundlagen, dachte er, werden unseren schuppigen Freund hier zu einem Furcht erregenden Gegner machen.
    »Rianna hat mir etwas beigebracht«, sagte Aratak. »Ich glaube, daß Frauen auf ihrer Welt, um gegen mögliche Diebe und Vergewaltiger gewappnet zu sein, routinemäßig etwas lernen, das sie bei einem Namen nennt, der soviel bedeutet wie ›Die Kunst einen Angreifer dazu zu bringen, sich selbst zu schlagen‹. Nach dem, was sie mir gezeigt hat, ist es sehr nützlich und basiert auf einer Philosophie, die ich höchst moralisch finde: daß die Kraft eines gewalttätigen Angreifers gegen ihn selbst gewendet wird.« Er fuhr fort, die wesentlichen Züge des Judo in seiner eigenen unnachahmlichen Art zu erklären, während Dane dachte: Natürlich ist es eine normale Entdeckung. Aber es ist ein verdammtes Glück, daß Rianna dieses Training hat. Ich würde zum Himmel flehen, daß Dallith es könnte.
    Durch diesen Gedanken beunruhigt, beendete er die

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