Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
weinte. »Ich wußte … ich wußte, daß die Schleuder töten konnte; ich war nicht vorsichtig genug gewesen. Nein, sie starb nicht, aber sie erlitt einen Schock und eine Gehirnerschütterung und war tagelang bewußtlos, und wir dachten alle, sie würde sterben. Ich liebte sie. Ich hätte mich lieber selbst getötet als sie. Sie war meines eigenen Vaters Tochter … und darum wurde ich, als sie außer Gefahr war, dazu verurteilt, für ein Jahr ins Exil zu gehen, weit weg von allen Plätzen, wo Menschen lebten.«
    »Mir scheint«, sagte Dane, indem er sie liebevoll an sich drückte, »daß du schon genug bestraft worden bist.«
    »Man kann nie genug bestraft werden für einen derartigen Fehltritt«, sagte Dallith zurechtweisend. »Aber da sie nicht starb und für mich sprach – sie sagte, sie sei ebenfalls unvorsichtig gewesen, da sie nicht bemerkte, daß ich mir ihrer Anwesenheit nicht bewußt war –, wurde ich nur für die Dauer einer Jahreszeit und nicht ein volles Jahr verbannt. Und während ich mich alleine am Ort meines Exils befand … kam das Sklavenschiff der Mekhar und nahm mich mit. Den Rest kennst du.«
    Entschlossen trocknete sie ihre Tränen. »Und darum scheint mir«, sagte sie, »wenn eine Schleuder fast meine liebe Freundin und Schwester töten konnte, sie auch gegen die Jäger nützlich sein sollte. Da ich mich entschlossen habe zu leben, ergibt es keinen Sinn, wenn ich mich jetzt von ihnen umbringen lasse.«
    »Es müßte gehen«, sagte Dane nachdenklich. War nicht die Attraktion in der römischen Arena der Anblick eines Schleuderwerfers von den Balearischen Inseln gewesen, der einem Mann mit Netz und Dreizack gegenüberstand? Natürlich hatten sich die Römer, die die Gladiatorenkämpfe ausrichteten, nicht immer Mühe gegeben, besonders gerecht zu sein – die Hauptsache schien das Blutvergießen zu sein – aber die meisten von ihnen wollten auch keine Massaker. Es waren Leute, denen es mehr Spaß machte, einen Kampf zu sehen, in dem die Teilnehmer einigermaßen zusammenpaßten, wenn auch nur, damit das Spiel länger dauerte und man mehr Blut fließen sehen konnte. Und dann gab es noch die Geschichte von David und Goliath. »Aber wie genau kann man mit einer Schleuder schießen? Ich bin nicht sehr vertraut damit.«
    Dallith hob die Schleuder auf und paßte eine kleine, runde Kugel ein. Sie sah aus wie ein gewöhnlicher Kieselstein. »Schau her«, sagte sie und zeigte auf eine kleine, blasse Markierung an der Wand der Waffenkammer, ein vorspringendes Stück Mauerwerk. Es war nur acht oder zehn Quadratzentimeter groß und ungefähr hundertzwanzig Meter entfernt. Sie wirbelte die Schleuder um ihren Kopf und ließ sie los; fast gleichzeitig traf etwas die helle Markierung mit einem Laut wie ein Gewehrschuß, und das vorstehende Stück Stein brach ab und bröckelte zu Boden.
    »Wenn das der Kopf eines Mekhar gewesen wäre«, meinte Dallith, »hätte er, glaube ich, nicht mehr viel herumzuschnurren gehabt.«
    Dane wußte, daß sie recht hatte. Sie konnte sich besser verteidigen, als er es für möglich gehalten hätte. Natürlich wußten sie nicht, wie die Jäger aussahen; wenn es große, stumpfsinnige Kreaturen wie manche Saurier waren, würde ihr Kügelchen nicht viel nützen, aber das war nur einer der Zufälle, mit denen sie alle rechnen mußten, und Dallith wußte das wahrscheinlich genauso gut wie er.
    »Trotzdem«, sagte er grimmig, »glaube ich, daß du etwas über die Anwendung eines Messers lernen solltest. Für den Fall … nun, für den Fall, daß du etwas für den Nahkampf benötigst.«
    Eine Grimasse der Abwehr glitt über ihr Gesicht, aber sie sagte düster: »Ich vermute, du hast recht. Rianna hat sich entschlossen, Messer zu benutzen, und vielleicht passen solche Techniken besser zu einer Frau.«
    »Wahrscheinlich. Und sie hat ernsthaft trainiert«, sagte Dane. In jedem Fall würde es Riannas Technik verbessern, wenn sie Dallith unterrichtete, und er würde ein verdammt sorgsames Auge auf beide haben.
    Wenn sie nur zusammenbleiben konnten …
    Er verbrachte den größten Teil dieses Tages damit, zu beobachten, wie Rianna Dallith die Art der Ausbildung demonstrierte, die sie im Nahkampf mit dem Messer genossen hatte; (Dallith war ein bißchen erschrocken bei dem Gedanken an einen Vergewaltiger, und Dane überlegte, daß dies für eine Frau auf einer Welt von Empathen kein Problem war.)
    Er erinnerte sich daran, was Aratak über Riannas Fertigkeit im unbewaffneten Kampf gesagt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher