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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schaute von der Wand eines Frankensteinlaboratoriums herunter; Jäger in tausend wechselnden Gestalten, die ineinander flossen wie Wasser, grüßten ihn mit erhobenen Kelchen) und spürte, wie Dallith zitterte, als sei ihr kalt. Er zog eine Ecke seines Umhangs um sie, vorsichtig, um ihren Schlaf nicht zu stören, aber sie drehte sich um und murmelte: »Ich bin wach«, und er zog sie beschützend an seine Schulter.
    »Du solltest dich ausruhen«, sagte er sanft. »Morgen wird es einen harten Tag geben.« Er war sich der lächerlichen Untertreibung seiner Worte in dem Augenblick, als er sie aussprach, bewußt und fühlte von irgendwoher ein idiotisches Lachen in sich aufsteigen, das er als Hysterie erkannte und schnell unterdrückte.
    »Ich bin froh, daß Rianna schlafen kann«, sagte sie, dann waren sie still. Dane lag ruhig. Rasende Bilder gingen ihm durch den Kopf, und er nahm den weichen Körper des Mädchens wahr, der in dem Umgang warm gegen seinen geschmiegt lag. Ich begehre sie. Ich liebe sie. Dies ist eine verteufelt schlechte Zeit, darüber nachzudenken. Was hat Rianna gesagt? Blinder Instinkt im Angesicht des Todes. Warum sollte ich anders sein als alle anderen Protosimianer? Dallith würde nicht wollen, daß es so geschieht. Sie hat es mir gesagt … sich wie die Tiere im Angesicht des Todes aneinander klammern!
    Ihre Arme legten sich in der Dunkelheit um ihn, sanft und mit unendlichem Mitgefühl. »Ich will, was du willst«, flüsterte sie. »Ich kann nichts dagegen tun. Vielleicht ist es nicht, was ich selbst wollen würde. Aber es ist wahr, Dane, es ist wahr.«
    Er zog sie dicht an sich und entspannte sich in ihrer nachgiebigen Zustimmung, und für kurze Zeit, zum ersten Mal seit Tagen, vergaß er den großen, ziegelroten Himmelskörper, die Welt der Jäger, vergaß das Samuraischwert und den Todesschatten und die Jäger selbst. Später bettete sie seinen Kopf an ihrer kleinen Brust und flüsterte zärtlich: »Schlaf jetzt ein bißchen, Dane. Schlaf solange du kannst«, und er fiel in einen gedankenlosen, bodenlosen Abgrund von Ruhe und Schlaf.
    Die Dunkelheit hatte sich beträchtlich vertieft, und die rote Welt der Jäger stand tief am Horizont, als Arataks Hand auf seiner Schulter ihn weckte. »Entschuldige, daß ich dich störe, Dane«, murmelte er, »aber ich bin halb eingeschlafen. Cliff schläft schon seit ein paar Stunden.«
    Er setzte sich auf, machte sich sanft von Dallith los, die in seinen Armen ruhig weiterschlief, und nickte Aratak zu, während er sie mit ihrem Umhang zudeckte. »Gut. Ruh dich ein bißchen aus.«
    Er nahm Arataks Platz auf dem höchsten Punkt des Abhanges ein; der große Saurier legte sich hin, bedeckte seinen Kopf mit dem Umhang und war still. Cliff lag zusammengerollt da, nur ein dunkler schnarchender Ball. Nach ein paar Minuten bewegte sich eine dunkle Gestalt in den Schatten. Dane war sofort hellwach, aber Rianna flüsterte: »Ich habe genug geruht. Laß Dallith schlafen; ich glaube, sie war fast die ganze Nacht wach …«
    Er nickte, und das Mädchen ließ sich an seiner Seite nieder und saß still da. Kurz danach stahl sich ihr Hand – klein und fest und ein wenig schwielig – herüber und faßte nach seiner; er erwiderte den Druck leicht, und sie saßen da in der sich lichtenden Dunkelheit und hielten nach dem Schimmer am Horizont Ausschau, der die heraufsteigende Dämmerung ankündigen würde. Einmal sagte Rianna, während sie zu Aratak hinübersah, der seinen Umhang beiseite geworfen hatte und in der Dunkelheit über und über blau glühte: »Das könnte gefährlich werden. Bevor es dunkel wird heute Abend, müssen wir etwas dagegen tun«, und Dane nickte. Aber die meiste Zeit saßen sie still Seite an Seite und waren wachsam.
    »Es ist eigenartig«, sagte sie einmal in die völlige Dunkelheit und Stille, als die Welt der Jäger hinter einem fernen Hügel versank. »Ich bin Wissenschaftlerin. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, Überbleibsel vom Leben anderer Völker zu studieren, und ich war glücklich dabei. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, daß ich je so sehr in … in einen Kampf um mein bloßes Leben verwickelt sein könnte. Der Gedanke hätte mich zu Tode erschreckt. Ich frage mich, ob ich weniger zivilisiert bin als ich dachte?«
    »Jemand von meinem Volk hat gesagt, die Zivilisation sei nur ein dünnes Furnier über dem Uraffen.«
    »Ich fürchte, in meinem Fall ist die Auflage ziemlich dünn. Ich bin nicht wirklich unglücklich

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