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Die Jaeger

Die Jaeger

Titel: Die Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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hinter dem nachtschwarze Dunkelheit lag. Robert tauchte aus dem Nebel auf. Er rannte um sein Leben. Immer wieder drehte er sich um. Hunde hetzten hinter ihm her. Schließlich brach er zusammen. Ich sah, wie die Meute ihn zerfetzte, bis sein Blut von ihren Lefzen tropfte. Er schrie. Neben ihm tauchte Leif auf, seine Gedärme schleiften im Dreck, ein wilder Hund hing an seiner Schulter und ließ sich nicht abschütteln. Plötzlich erschien ein Mann, der ein Gewehr auf Leif anlegte. Ich konnte ihn nicht erkennen, denn er hatte mir den Rücken zugekehrt. Er schoss auf Leif, der getroffen zusammensackte und sich auf einmal auflöste, bis von ihm nur noch ein Häufchen Knochen übrig blieb. Plötzlich tauchte ein weiterer Mann auf und tötete Robert. Ich wollte schreien, doch ich konnte meine Stimme über das Bellen der Hunde nicht hören. Auf einmal drehte er sich um und lächelte mich an. Er war der Mann, den ich vor Tagen am Rathaus gesehen hatte. In diesem Moment kam der Mann, der mir den Rücken zugekehrt hatte, auf mich zu. Ich erstarrte. Es war kein Mann, sondern eine Frau. Karen! »Das Spiel ist aus«, sagte sie und sah mich mit kaltem Lächeln an.
    Als sich der Nebel vor meinen Augen lichtete und ich wieder zu mir kam, waren die Sterne und die Jagd verschwunden und ich stand zitternd im Vorratslager der Tankstelle neben dem Schrank. Mir war so schlecht, dass ich mich zur Seite beugen und übergeben musste.
    Dann lief ich in höchster Eile zum Laden, schmiss Gerhard raus, der bei mir das achte Bier bestellen wollte und mich wüst beschimpfte, als er es nicht bekam. Dann schloss ich den Laden ab und rannte zu Leifs Auto.
    Bebend wollte ich nach dem Schlüssel greifen, den er immer im Schloss steckenließ, doch dort war er nicht. Mir wurde wieder schlecht. Das musste Karen so geplant haben. Offenbar hatte sie bestens vorgesorgt. Leif war am Clubhaus ohne Fluchtfahrzeug und ich kam hier nicht weg. Sie hatte es offenbar sogar fertiggebracht, dass er sein Handy nicht mitnahm, denn ich hatte es auf seinem Schreibtisch entdeckt. Und Robert hatte seines ausgeschaltet.
    So schnell ich konnte, rannte ich die Landstraße hinunter Richtung Dorf. Es war ein weiter Weg und mein Schädel dröhnte, als wäre ich gegen einen Schrank gelaufen. Ach ja – war ich ja auch. Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Mein Atem rasselte in meine Brust. Was, wenn ich zu spät kam? Meine Visionen hatten bisher immer die Zukunft vorhergesagt, also war das, was ich gesehen hatte, hoffentlich noch nicht geschehen. Ein Teil dieser Vision war mir seit einigen Tagen bekannt, doch einige wichtige Erkenntnisse hatten gefehlt. Und woher kamen die Hunde? Karen war seit dem Nachmittag unterwegs, vermutlich hatte sie ein ganzes AVEK-Team zur Verstärkung gerufen.
    Ich lief und lief, das Pochen in meinem Kopf wurde immer stärker, bis die Sterne zurückkehrten und ich innehalten musste, um nicht über meine eigenen Beine zu fallen.
    Ich atmete schwer, während ich dastand, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, den Kopf vorsichtig nach unten gesenkt, um nicht ohnmächtig zu werden.
    Als nur noch zwei oder drei Sterne vor meinen Augen herumtanzten und einfach nicht verschwinden wollten, richtete ich mich auf und sah mich um. Es lag immer noch ein Stückchen Weg bis zum Dorf vor mir, aber in zehn Minuten konnte ich es geschafft haben. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Am Firmament funkelten (echte) Sterne, doch kein Mond erhellte die Dunkelheit. Aus dem Wald kam der Nebel gekrochen und zog von einem leisen Windhauch getrieben über die Felder. In der Ferne konnte ich einen Hund bellen hören.
    Bei dem Geräusch setzte mein Herz für einen Moment aus. Waren sie das schon?
    Panisch begann ich wieder zu laufen, doch in diesem Moment sah ich einen Schatten über das Feld jagen. Er war riesig und lief auf das Dorf zu. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Der Schatten hatte die Gestalt eines Bären.
    »Pfarrer Bernhard«, rief ich, so laut ich konnte. Ich hatte keine Ahnung, ob er es wirklich war. Wenn nicht, hatte ich noch ein Problem am Hals, nämlich einen Bären, der mich vermutlich zum Abend verspeisen würde. Aber wenn es der Pfarrer war, konnte er mir vielleicht helfen.
    Ich rief erneut. Der Schatten hielt inne und wendete den Kopf in meine Richtung. Er sah mich an und hielt seine Nase in die Luft, als würde er meine Witterung aufnehmen.
    Dann kam er plötzlich auf mich zu.
    Ich hatte eigentlich erwartet, dass

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