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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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Hände gegen seinen Oberkörper und drückte ihn mit aller Kraft von mir weg. „Du hast mir bereits geholfen. Alles was ich weiß; alles was ich kann, hast du mir beigebracht. Zweifelst du etwa an deinen Fähigkeiten als Lehrer?“, fragte ich ihn ungläubig.
    Er brauchte über die Antwort nicht lange nachzudenken. Das schiefe Grinsen tauchte in seinem Gesicht auf, und er schüttelte den Kopf.
    Ich lachte. „Das dachte ich mir. Ich habe Vertrauen in das, was du mir beigebracht hast. Hab auch ein bisschen Vertrauen in mich. Ich weiß, was ich mir zumuten kann,“ versicherte ich ihm.
    Meine Worte konnten seine Sorgen aber nicht vertreiben. Das sah ich in seinen Augen, die mich weiterhin bekümmert anblickten. Auf der einen Seite freute ich mich über seine Besorgnis. Es klingt gemein, ich weiß. Aber wenn er sich Sorgen machte, hieß es, dass ihm etwas an mir lag. Und darüber freute ich mich. Es war ein kleiner Einblick in seine Gefühlswelt. Etwas, was er nicht oft gestattete. Aber auf der anderen Seite tat es mir leid, dass er Angst hatte. Ich konnte verstehen, dass er sich hilflos vorkam. Aber wir konnten beide nichts daran ändern.
    „Und ist da auch alles okay?“, fragte er und schaute auf meinen Bauch hinunter.
    Ich nickte. „Alles bestens.“
    „Gut,“ meinte er und atmete erleichtert aus.
    Zu meiner Überraschung zog er mich zu sich heran und küsste mich sanft auf den Mund. Es war nur eine kurze Berührung, die er nur selten zuließ. Er löste sich schnell wieder von mir, hielt mich aber weiter in seinen Armen. Das musste an zärtlicher Zuwendung reichen.
    Da ich es aber wirklich nicht mehr länger aushielt, befreite ich mich aus seiner Umarmung und lächelte entschuldigend. Und schon flitzte ich durch das Mittelschiff, vorbei am Taufbecken, zwischen den Holzbänken hindurch und am Altar vorbei, und steuerte geradewegs das Pissoir an.
    Wenn man muss, dann muss man eben.

19. Die Ada-Welt
     
     
     
    „Und haben Sie gut geschlafen, Mister Meyers?“, fragte ich den Reporter, als er am nächsten Tag in die Kirche kam. Nach dem was passiert war, wollte ich ihn ein bisschen aufheitern.
    „Sehr komisch, Miss Pearce. Ich habe so gut wie gar nicht geschlafen.“
    Das war deutlich zu sehen! Seine Augen waren ganz klein und sein Gesicht sah etwas zerknittert aus. Er hatte auch offensichtlich kein Interesse daran gehabt, sich sein geliebtes Gel in die Haare zu tun. Die neue Frisur war zwar etwas durcheinander, aber das „Fluffige“ gefiel mir gut. „Steht Ihnen besser,“ sagte ich und deutete auf seinen Haarschopf. Ich schenkte ihm noch ein aufmunterndes Lächeln, dann lief ich voraus zu unserem Stammplatz, wo wir für gewöhnlich unsere Unterhaltungen führten. Der Reporter folgte mir. „Es tut mir sehr leid, dass Sie deswegen eine schlaflose Nacht hatten. Ehrlich. Aber Sie werden schon bald darüber hinwegkommen,“ versicherte ich ihm, während ich mich setzte.
    Mister Meyers schüttelte sich am ganzen Körper, als er sich erinnerte, was vor wenigen Stunden noch vor seiner Haustür gelegen hatte. Seine bisherige kühle Fassade war mit der vergangenen Nacht zusammengebrochen. Er stellte seine Tasche ab und setzte sich mir gegenüber. „Dieses Ding! Es war einfach… ,“ begann er zu sagen, aber die richtigen Adjektive es zu beschreiben, schienen selbst ihm, einem Mann des geschriebenen Wortes, zu fehlen.
    „…widerlich! Ekelerregend! Sie können es ruhig aussprechen,“ half ich ihm ein wenig auf die Sprünge.
    Mister Meyers nickte. „Ja, genau. Ist es immer so?“, wollte er wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, jede Nacht ist anders. Es gibt Nächte, da passiert in sechs Stunden gar nichts, und man fragt sich, wo die Monster alle sind. Und dann gibt es wieder Nächte, da habe ich kaum Zeit zu verschnaufen.“
    „Und sind die alle so, wie das von letzter Nacht?“
    „Nein, nicht alle. Dieser war verhältnismäßig harmlos,“ antwortete ich ihm und erntete ein ironisches Lachen von ihm. „Es gibt aber welche, die sind ganz schön heimtückisch. Sie sind klein, aber man sollte sie nicht unterschätzen. Sie sind immer im Rudel unterwegs und fallen in einem Knäuel über ihr Opfer her und fressen es,“ beschrieb ich ihm die Kleinsten meiner Gegner.
    Der Reporter griff sich an den Hals, als müsste er sich vom Reiern abhalten. „Iirgh, ist ja eklig,“ meinte er und verzog das Gesicht.
    „Wenn ich zu spät komme, kann der Anblick ziemlich eklig sein, ja. Aber ich bevorzuge es,

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