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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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meiner Geschichte fort.
     
    Pater Michael wurde langsam ungeduldig und wollte unbedingt wissen, was ich so dringend brauchte. Also dachte ich mir: „Okay. Bitte schön. Er will es ja unbedingt so haben.“
    „Ich habe meine Erdbeerwoche,“ offenbarte ich ihm, allerdings schien ihm diese Bezeichnung keineswegs geläufig zu sein, denn Pater Michael sah mich mit gerunzelter Stirn an und wartete darauf, dass ich ihn erleuchtete. „Ich schwimme gerade auf der roten Welle,“ versuchte ich es erneut. Doch wieder war kein Zeichen zu erkennen, dass er mich verstand. Ich seufzte und rollte mit den Augen. Ich musste wohl deutlicher werden, damit er die Angelegenheit kapierte. „Ich habe meine Periode, Regel, Tage! Das verstehen Sie doch jetzt aber, oder? Denn mehr Begriffe kenne ich dafür nun wirklich nicht! Ich brauche Verpackungsmaterial. Während die Frauen zu Ihrer Zeit in den Wald gingen und Blätter sammelten, um sich einzupacken, müssen die Frauen heutzutage in ein Geschäft gehen. Da gibt es so hübsche schmale Dinger, die man sich hinein schiebt. Sie wissen schon, in die …“
    „Aufhören!“, schrie Pater Michael und bedeckte seine Ohren mit den Händen. Sein Gesichtsausdruck wirkte gequält und schockiert zugleich. Ich fand seinen Anblick einfach nur urkomisch und war mir sicher, dass er so etwas in den letzten, mhh, zweihundert Jahren, mindestens, noch nie erlebt hatte. „Es reicht! Ich habe verstanden!“, sagte er entschieden und schüttelte den Kopf, als würde er somit die Bilder, die meine Worte heraufbeschworen hatten, loswerden wollen. Immer noch verstört blinzelte er mich an. Normalerweise hat der Pater seine Gefühle und Mimik sehr gut im Griff. Sein Gesicht konnte geradezu eine Maske sein, wenn er nicht wollte, dass jemand darüber Bescheid wusste, was in ihm vorging. Aber in diesem Moment waren ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten, und er blickte peinlich berührt in der Gegend herum. Erst als er sah, dass sich mein Mund bewegte, nahm er die Hände von den Ohren, damit er besser hören konnte, was ich zu sagen hatte.
    „Also, Pater? Wie sieht’s aus? Können Sie mir mein Verpackungsmaterial besorgen?“, stocherte ich noch etwas in der Wunde herum.
    Er räusperte sich. „Ich werde es veranlassen, dass sich jemand darum kümmert.“
    Ich war mir sicher, dass er in solchen Dingen nicht Bescheid wusste und was es alles an Möglichkeiten in dieser Situation gab. „Ich werde es Ihnen wohl besser aufschreiben,“ sagte ich ihm und machte einen kleinen Zettel fertig.
     
    „Bis zu dem Tag war es mir nicht erlaubt, das Telefon zu benutzen. Aber dann durfte ich es,“ sagte ich und lächelte den Reporter an.
    „Das glaube ich gern. Der arme Mann hat bestimmt sehr gelitten an diesem Tag,“ meinte er und stimmte in mein Lachen ein. Die weißen Zähne leuchteten in der Dunkelheit wie LED-Lampen.
    „Ich durfte zwar das Telefon benutzen, aber nur unter den wachsamen Ohren des Paters. Er wollte sichergehen, dass ich kein Schindluder damit trieb. Aber es war ihm, glaube ich, viel lieber so. Er wollte bestimmt nicht noch einmal solch eine Bestellung abgeben. Tja, das ist der Nachteil daran, dass es überwiegend Männer als Jäger gegeben hat. Der Pater hat keine Ahnung von der weiblichen Natur,“ bemerkte ich mit einem Augenzwinkern.

18. Ich könnte kotzen!
     
     
     
    Unser kleiner Plausch wurde plötzlich und abrupt beendet, als ich ein bekanntes Geräusch hörte. Ich wusste sofort was es war, bevor ich es auch nur sehen konnte. Ich drehte mich um und sah, wie es auf dem feucht glänzenden Beton auf uns zu gerannt kam. Ich schubste den Reporter beiseite und befahl ihm sofort ins Haus zu rennen.
    Er fragte noch: „Wieso?“
    Aber ich schrie nur zurück, dass er einfach auf mich hören solle. Als er merkte, wie ernst ich geworden war, stellte er keine weiteren Fragen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich die Nase am Glas der Haustür platt drückte, als er mich beobachtete und zum ersten Mal Zeuge meiner Arbeit wurde.
     
    Ich konnte von Glück reden, dass es „nur“ einer war, der vor mir stand. Sonst bekam ich es meist gleich mit mehreren zu tun. Aber ich war auf alles gefasst und rechnete damit, dass noch weitere von seinen Freunden auftauchten. Als ich mit dem Monster fertig war, zog ich völlig außer Atem das Schwert aus ihm heraus und verzog angewidert das Gesicht, als ich die klebrige Masse daran sah. Mir wurde ziemlich schlecht. Ich hörte, wie hinter mir eine Tür geöffnet

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