Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
Vom Netzwerk:
beiden Männer auch schon angerannt.
    Pater Michael vorne weg. Jetzt ging’s los!
    „Wieso hast du mir nicht gleich gesagt, was los ist? Du musst mir sagen, wenn es dir nicht gut geht! Das liegt nur daran, weil du heute Morgen kein Frühstück gegessen hast. Das hast du nun davon! Aber ich kümmere mich jetzt um dich. Du legst dich hin und ruhst dich aus. Und ich mache dir etwas zu essen.“
    Ich ließ seine Tirade über mich ergehen. Widerrede war zwecklos. Aber ich war dankbar, dass der Reporter versuchte wegzuhören, indem er sich abwandte und die Maserung des Holzes der Kirchenbänke begutachtete.

22. Schneewittchen und die Angst vor den 7 Zwergen
     
     
     
    Pater Michael kümmerte sich wie immer rührend um mich und stopfte mich mit sämtlichen Lebensmitteln aus der Küche voll. Dazu musste ich noch zwei Liter Wasser trinken, was dazu führte, dass ich den ganzen Abend und die Nacht hindurch alle fünfzehn Minuten zur Toilette rennen musste. „Viel trinken ist wichtig!“, sagte der Pater immer. Heute ging das Ganze dann weiter. Er achtete ganz genau darauf, dass ich auch alles aufaß, wobei ich mich wunderte, woher er die Zutaten gehabt hatte. Wer war denn da heimlich in aller Frühe einkaufen gewesen?
    Als ich mit essen fertig war, rollte ich mich vom Stuhl herunter und kugelte durch die Kirche. Der Reporter musste gleich da sein. Und so war es auch. Ich war gerade erst hinter dem Vorhang hervorgetreten, da hörte ich ihn auch schon klopfen. So schnell ich konnte, kullerte ich zur Tür und ließ ihn ein.
    „Guten Tag. Geht es Ihnen heute schon wieder besser, Miss Pearce?“, erkundigte er sich sofort bei mir. Wie süß!
    „Ja, es ist alles wieder in Ordnung,“ versicherte ich ihm mit einem Lächeln.
    Zu meiner Überraschung hatte er heute keine schmierigen Haare. Hatte mein Kompliment das etwa bewirkt? Noch während ich darüber nachgrübelte, führte ich ihn zu unserem gewohnten Platz. Er machte es sich so bequem, wie es halt auf einer harten Holzbank möglich ist. Dann musterte er mich von oben bis unten. „Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?“
    Bei dem Satz musste ich schmunzeln. „An wen?“
    „Schneewittchen,“ meinte er freudestrahlend.
    Ich erwiderte sein Lächeln. „Genau die Worte, die Pater Michael verwendet hat,“ bemerkte ich.
    Mister Meyers sah mich fragend an, und ich begann zu erzählen…
     
    Ich kam eines Morgens in die Küche. Der Pater war wie üblich schon auf und hatte das Frühstück gemacht. Hungrig beäugte ich die Pancakes, die er gemacht hatte. Der Mann konnte wirklich sagenhaft kochen!
    „Wissen Sie, an wen Sie mich erinnern?“, fragte er mich, als ich mich mit meinem Teller an den Tisch setzte.
    „Nein, an wen?“, fragte ich zurück und schob mir die vollgepackte Gabel in den Mund. Genüsslich kaute ich vor mich hin und wartete auf seine Antwort.
    „Sie sehen aus wie Schneewittchen.“
    Ich blickte mich in der Glasscheibe des Bildes an, das an der Wand über dem Tisch hing. Ich hatte meine schwarzen Haare heute nicht zusammengebunden, und sie hingen mir glatt über den Rücken. Meine Lippen waren knallrot. Aber nicht, weil ich Lippenstift trug. Sie waren einfach so. Ich hatte einen schwarzen Rollkragenpulli an, sodass mein Gesicht komplett von allen Seiten von schwarz umgeben war und meine bleiche Haut wie der Mond leuchtete. Ich zuckte mit den Schultern und wandte meinen Blick zu ihm. „Na und? Haben Sie was gegen Schneewittchen, Padre?“
    „Nein. Aber gegen die 7 Zwerge schon,“ sagte er mit völlig ernster Miene, während mir der Pancake im Rachen steckenblieb. Ich klopfte mir mit der Faust auf die Brust, damit mein Essen weiterrutschte. „Sie wollen mich verhohnepipeln, stimmt’s?“ Ich hatte mich daran gewöhnt, diesen Ausdruck zu benutzen.
    „Aber nein. Ich meine es völlig ernst. Ich finde die 7 Zwerge unheimlich,“ beteuerte er.
    Ich konnte es nicht fassen. Ein Mann, der weiß Gott wie alt war und mir das Kämpfen gegen Vampire und Monster beibrachte, fürchtete sich vor Zwergen? Vor fiktiven Zwergen?
    „Wer sagt denn, dass die 7 Zwerge fiktiv waren? Sie vergessen, Miss Ada, dass ich zu der Zeit bereits gelebt habe, als das Märchen geschrieben wurde,“ bemerkte er.
    Ich blinzelte ihn verständnislos an. „Sie wollen mir also sagen, dass es die 7 Zwerge wirklich gab?“
    Pater Michael zuckte mit den Schultern. „In jeder Legende, in jedem Märchen, steckt immer ein Funke Wahrheit, Miss Ada. Ich habe die 7 Zwerge nicht selbst gesehen. Wohl

Weitere Kostenlose Bücher