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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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21. Tackern Sie sich ihre Kleidung enger!
     
     
     
    „Wir hatten gestern angefangen, uns über Ihr Zusammenleben mit dem Pater zu unterhalten und wie schwierig es für ihn sein muss, mit einer Frau zusammenarbeiten zu müssen, nachdem er es so viele Jahre nur mit Männern zu tun gehabt hat. Und Sie erzählten mir diese amüsante Geschichte. Gibt es noch mehr von diesen Anekdoten?“, wollte der Reporter wissen.
    Mir wurde bei diesem Themenwechsel wieder etwas leichter ums Herz. Und ihm schien es wohl auch so zu gehen.
    „Ich erinnere mich da an eine Situation. Wissen Sie, es fällt mir manchmal schwer, mich mit meinen Worten zu zügeln. Ich rede dann einfach drauflos, ohne groß nachzudenken. Dabei kann ich so manch einem die Schamesröte ins Gesicht jagen. Auch dem Pater.“
     
    Ich hatte schon in sämtlichen unterirdischen Räumen nachgesehen. Jetzt blieb nur noch die Bibliothek. Ich stieß die Tür mit aller Kraft auf und stürmte hinein, und da saß er. In dem Sessel neben dem runden Tisch mit der Leselampe. Sein rechter Unterschenkel ruhte auf dem linken Knie. In den Händen hielt er einen dicken Wälzer und versteckte sein Gesicht dahinter. Nur der dunkle Haarschopf guckte über den oberen Rand hervor.
    „Ich brauche neue Klamotten!“, rief ich quer durch den Raum.
    „Darf ich fragen wieso? Ich hatte damit gerechnet, dass Ihre Kleidung, die sie mit gebracht haben, fürs Erste ausreichend sein dürfte,“ murmelte mich der Einband des Buches voll.
    „Gucken Sie es sich doch an!“
    Langsam tauchte ein Augenpaar hinter dem Buch auf und musterte mich. „Sie haben an Gewicht verloren. Ist es das, worüber Sie sich beschweren?“, fragte er mich skeptisch.
    „Nein, ganz und gar nicht. Aber mir passt nichts mehr und wenn das so weiter geht und Sie nicht wollen, dass ich vor Ihren Augen nackt herumspringe, dann sollten Sie mir besser helfen, Padre,“ antwortete ich ihm.
    Ein kurzes Flackern war bei meinen Worten in seinen nachtschwarzen Augen zu sehen und ein Rot ließ seine Wangen schimmern, das ich vorher bei ihm noch nie gesehen hatte. Sollte der gute Pater etwa unkeusche Gedanken haben?
    Er bemerkte, wie ich ihn herausfordernd ansah. Ich hörte, wie er schwer schluckte. Dann kam seine Retourkutsche. „Es wäre mir lieber, wenn mir dieser Anblick erspart bleiben würde, Miss Ada.“ Er legte das Buch beiseite und stand auf.
    Tja, er konnte nicht nur einstecken, er konnte auch gut austeilen.
    „Witzbold!“, nuschelte ich. Und ich könnte schwören, dass er schmunzeln musste. Aber er kämpfte hartnäckig dagegen an.
    „Also gut. Ich werde mich um dieses Problem kümmern. Und bis dahin,“ er packte mich am Arm und zerrte mich zur Tür, „nehmen Sie einen Gürtel oder tackern Sie sich Ihre Kleidung enger und lassen mich in Ruhe weiterlesen.“ Damit schob er mich aus der Bibliothek und schmiss mir die Tür vor der Nase zu.
    Pffft! Wie unhöflich!
     
    Der Reporter schmunzelte. „Und? Haben Sie Ihre neuen Kleider bekommen?“
    Ich grinste breit und nickte. Die Bewegung löste bei mir allerdings einen starken Schwindel aus, und ich hätte mich selbst dafür ohrfeigen können, dass ich es nicht unterlassen hatte. Als ich mir an den Kopf fasste, als würde es helfen können, fragte der Reporter: „Ist alles in Ordnung?“
    Ich zwang mich dazu, nicht zu nicken, sondern murmelte mit gesenktem Kopf: „Ja, mir ist nur manchmal etwas schwindelig. Es geht schon wieder.“ Langsam hob ich meinen Blick und sah, dass der Reporter mich besorgt beobachtete. „Wir sollten vielleicht besser für heute Schluss machen, Miss Pearce. Sie sollten sich ausruhen,“ schlug er vor.
    Ich lächelte dankbar für seine Rücksichtnahme. Allmählich, so schien es, wurden wir miteinander warm. Allerdings freute es mich nicht, als er mir mitteilte, dass er Pater Michael holen wollen würde, damit er sich um mich kümmerte. Na toll! Ich wollte nicht betüttelt werden! Und wenn es mir nicht gut ging, dann wurde der Pater immer zur Glucke. So was konnte ich nicht leiden!
    Ich sprang hastig von der Holzbank auf und wollte Mister Meyers aufhalten. Blöder Fehler! Sofort fing sich wieder alles zu drehen an. Ich taumelte in den Gang und hielt mich an einer Bank fest. Der Reporter kam zu mir zurück und zwang mich, mich hinzusetzen. „Na gut,“ dachte ich, „vielleicht hatte er doch Recht.“
    Ich sah zu, wie er hinter dem Vorhang am Ende des Raumes verschwand.
     
    Es dauerte keine zwei Minuten, da kamen die

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