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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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nur aus der Ferne. Ich habe ein Gelübde abgelegt. Vergessen Sie das nicht!“ Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sah er mich an.
    „Sie sind auch nur ein Mensch, Pater, und wenn Sie Ihrer Sehnsucht nachgegeben hätten, dann wäre das verständlich.“
    Seine dunklen Augen blickten mich auf eine merkwürdige Weise an, als würde er fragen wollen: „Meinen Sie das ernst? Könnten Sie es verstehen?“ Aber es war nur für einen kurzen Moment so. Dann versteifte er sich wieder und sah mich streng an. „Ich habe ein Gelübde abgelegt und die Frau war verheiratet.“ Damit stürmte er an mir vorbei und lief aus dem Raum.
    „Kerle!“, dachte ich. Es war egal, ob sie in einer Soutane herumliefen oder in schwarzen Lederhosen. Wenn es um Gefühle ging, benahmen sie sich alle gleich bescheuert!
     
    Ich rannte dem Pater hinterher. Ich verstand nicht, wieso wir uns nicht über solche Dinge unterhalten konnten. Wir würden eine lange Zeit miteinander leben müssen. Sollte ich mich nie mit ihm über andere Dinge unterhalten als Monster und Kampftechniken? Es wäre niederschmetternd gewesen. Also nervte ich ihn weiter. Wie schon gesagt, manchmal fällt es mir schwer, meinen Mund zu halten. Aber ich hatte nicht mit dem gerechnet, was dann kam.
    Der Pater blieb abrupt im Gang stehen und drehte sich zu mir herum. „Wie geht es Ihrer Familie, Miss Ada? Und was ist mit Ihren Freunden?“, fragte er und grinste sein schiefes Grinsen, das vor Gehässigkeit nur so strotzte.
    Okay, DAS war jetzt eine Gefühlsregung. Aber sie gefiel mir nicht!
    „Diese Wörter existieren in meinem Wortschatz nicht!“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    „Geht es Ihrer Familie und den Freunden gut?“
    Ich antwortete nicht und wenn Blicke hätten töten können, wäre Pater Michael auf der Stelle umgefallen.
    „Ob sie wohl um Sie getrauert haben?“
    „Das geht Sie einen Scheißdreck an!“, schrie ich ihn an. Mir platzte echt der Kragen!
    „Ganz genau, Miss Ada!“, schrie er zurück. Seine Stimme war kräftiger als meine und donnerte durch die unterirdischen Räume, dass es gut und gerne eine Lawine hätte auslösen können. „Ich rate Ihnen, mich nicht über meine Vergangenheit auszufragen. Dann lasse ich Sie auch über Ihre in Ruhe. Verstanden?“ Seine Blicke sprühten vor Wut und Verachtung. Seine dunklen Augen durchbohrten mich.
    Ich nickte. Ich war nicht fähig zu sprechen.
    Er trat an mich heran und blieb dicht vor mir stehen. „Und unterlassen Sie die Schimpfwörter, sonst setze ich Sie vor die Tür!“ Er drehte sich wieder herum und ließ mich dort stehen.
    Ich brauchte etwas Zeit, um mich von dieser Auseinandersetzung zu erholen. Ich wusste, dass ich mich falsch verhalten hatte. Aber der Pater hatte sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich hätte das von ihm nie erwartet.
     
    Als ich am Abend zur üblichen Zeit zum Abendessen in die Küche kam, saß Pater Michael bereits am Tisch. Er hatte mir nicht einmal Bescheid gesagt, und somit war er mit dem Essen schon fast fertig. Ich bediente mich selbst aus der Pfanne und setzte mich an das andere Ende des Tisches. Er sah nicht einmal von seinem Teller auf. Ich hatte gerade einmal zwei Happen gegessen, da stand er auf und brachte sein Geschirr zur Spüle. Schweigend spülte er es ab, während ich mit gesenktem Kopf weiter aß. Die Stille war gespenstisch. Das Einzige, das zu hören war, war das Kratzen meiner Gabel auf dem Porzellan.
    „Sie können sich einer Sache ganz gewiss sein, Miss Ada. Es gibt einen Teil von mir, den Sie niemals zu sehen bekommen werden. Und ich rate Ihnen, es nicht noch einmal zu versuchen.“ Seine Stimme zerschnitt so abrupt die Ruhe, sodass mein Kopf erschrocken hochfuhr.
    „Niemals?“, fragte ich und lächelte zaghaft. Ich dachte, ich könnte damit diese angespannte Situation etwas entschärfen. Es gelang mir auch fast. Aber eben nur fast. Denn sein Mundwinkel zuckte kurz, als wollte er ausbrechen, um zu lachen, weil er sich an eine unserer Unterhaltungen erinnerte, in der ich das kleine Wörtchen in demselben Tonfall schon einmal ausgesprochen hatte. Aber Pater Michael hatte seine Gesichtszüge voll unter Kontrolle. Sein Mund wurde zu einer schmalen Linie und in den Augen stand wieder die gleiche Strenge wie zuvor. „Niemals, Miss Ada!“, antwortete er mir.
    Ich ließ den Kopf sinken und nickte verstehend meinen Teller an. Lustlos schob ich das Essen darauf herum.
    „Sie sollten sich stets an eine Sache erinnern, Miss

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