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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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„Du hast mir immer wieder verziehen, wenn ich bittere Worte gesprochen hatte, als hättest du durch meine Fassade hindurchgesehen und etwas in mir entdeckt, das dich zu mir zog. Diese Offenbarung machte mich stärker. Ich dachte, ich wäre stark ohne dich. Aber erst spät bemerkte ich, wie sehr ich mich geirrt hatte. Dennoch war es ein sehr schwerer Gewissenskonflikt für mich, schließlich hatte ich ein Gelübde abgelegt und habe mich stets strikt daran gehalten. Damit kam ich nicht zurecht. Meine Gefühle für dich erschütterten mich bis in meine Grundfesten. Damals bereute ich jene Nacht. Aber die Dinge haben sich geändert, und ich bereue die letzte Nacht nicht, Ada. Ich habe meine Gefühle für dich akzeptiert,“ flüsterte er mir zu und sah mich eindringlich an.
    Endlich hatte ich eine Erklärung erhalten, und ein Stein, der so groß war, wie dieser jahrhundertealte Kirchenbau, fiel mir von der Brust. Ich fühlte mich befreiter und konnte wieder lächeln.

31. Darf ich dich Mike nennen?
     
     
     
    Pater Michael straffte die Schultern und klopfte sich auf die Schenkel. „So, und nun raus damit, was du mir sagen möchtest!“, verlangte er und sah mich wie ein echter Lehrer an. Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht laut loslachte. Meine Wangen fingen schon wieder an zu glühen. „Mhh, na gut. Dann möchte ich zuerst fragen, ob es für dich in Ordnung ist, wenn ich dich umarme? Einfach so, wenn mir danach ist.“
    Zu meiner Freude nickte er. „Natürlich darfst du das.“ Er lächelte nachsichtig. „Was noch?“
    „Ich habe es mich bisher nicht gewagt, dich zu küssen und habe es immer dir überlassen. Darf ich das denn tun? Natürlich nur, wenn wir allein sind,“ meinte ich. Ich kam mir etwas blöd dabei vor, denn normalerweise bittet man nicht um Erlaubnis. Aber bei einem Mann der Kirche kam es mir vor, als müsste ich es tun.
    „Du darfst mich gern küssen, wenn du es möchtest,“ erwiderte er mit einem Nicken.
    Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer.
    „Gibt es noch etwas, was du gern fragen möchtest, Ada?“, erkundigte er sich und wartete auf meine Antwort.
    Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich würde gern etwas sagen.“
    Erwartungsvoll schaute mich der Pater an.
     
    Mir schlug das Herz bis zum Hals und meine Hände wurden feucht. Ich hatte das bisher nur einmal in meinem Leben zu einem Menschen gesagt, und damals wurde ich zurückgewiesen. Ich konnte mich noch heute lebhaft daran erinnern, wie gedemütigt ich mich gefühlt hatte, nachdem ich meine Gefühle offenbart hatte. Daher fiel es mir jetzt sehr schwer, und ich hatte Angst. In gewisser Weise waren der Pater und ich zwei geschundene Seelen. Jeder für sich hatte seine unglücklichen Erfahrungen gesammelt, aus ihnen gelernt und sich einen Schutzpanzer angelegt, damit es für andere nicht wieder so leicht sein würde, uns zu verletzten. Aber die Mauern um unsere Herzen hatten irgendwann Risse bekommen und angefangen zu wackeln. Und nun waren sie endgültig mit lautem Getöse eingestürzt, um jeweils den anderen einzulassen. Es war wieder Platz für Liebe in ihnen, die uns wärmen und stärken sollte. Und es war an der Zeit, es laut auszusprechen.
     
    Wieder kaute ich nervös auf meiner Unterlippe herum und war froh, dass mich Pater Michael nicht drängte. Nach ein paar Minuten hatte ich genug Mut zusammengesammelt. Ich drehte mich zu ihm, damit ich ihn direkt ansehen konnte. „Ich wollte dir gern sagen, dass ich… ich habe das bisher nur einmal zu jemandem gesagt,“ stammelte ich und spürte, wie mein Mund trocken wurde. Ich räusperte mich und fing im Flüsterton noch mal an. „Ich wollte sagen, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Reflexartig kniff ich die Augen vor dem Sturm oder Blitzschlag zusammen, der mich jeden Moment treffen würde. Nur passierte nichts. Gar nichts! Kein Donnern, kein Lichtblitz. Die Decke über uns blieb heil. Auch der Boden öffnete sich nicht, um mich zu verschlingen. Ich öffnete die Augen und schielte zum Pater, auf dessen Gesicht „mein“ schiefes Grinsen lag. Seufz! Und dann drückte er mir einen Kuss auf. Er löste sich von mir, hielt aber dicht vor meinem Gesicht inne. „Ich habe mich auch in dich verliebt, Ada,“ sagte er und küsste mich erneut.
    Die geflüsterten Worte klangen für mich wie eine wunderschöne Melodie. Jetzt war eine ganze Armada von Schmetterlingen erwacht, deren Flügel wild in meinem Bauch schlugen. Vielleicht war es auch das Baby, das mir vor Freude die

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