Die Jaegerin
heimsuchten. Wann immer er einem dieser Wesen begegnet war, hatte er es vernichtet. In London schließlich hatte er eine Entdeckung gemacht, die ihn zutiefst beunruhigte. Dort waren Hinweise an sein Ohr gedrungen, die darauf hindeuteten, dass es Menschen gab, die sich darauf verlegt hatten, Vampyre zu jagen. Keine unehrenhafte Aufgabe angesichts der Kreaturen, denen er bisher begegnet war. Doch die Nachricht ließ ihn um Catherines Sicherheit fürchten. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn sie ihnen in die Hände fiele!
Catherine blieb verschwunden. Dennoch weigerte er sich aufzugeben. Als ihn seine Suche auch nach Wales führte, beschloss er seiner Familie einen kurzen Besuch abzustatten. Als er Gwydeon House, das Landgut der ap Fealans erreichte, lag sein Vater im Sterben. Seine Mutter war bereits im Winter davor dem Fieber erlegen. Daeron war nur eine Nacht mit seinem Vater geblieben, ehe dieser starb. Dennoch war er dankbar, dass es ihm vergönnt gewesen war, Abschied zu nehmen. Die Menschen von Gwydeon House waren froh über seine Rückkehr, hatten sie doch nun niemanden mehr, der das Gut führen konnte. Unter anderen Umständen hätte er das Erbe seines Vaters angetreten – mit Catherine als Frau an der Seite. Obwohl es Daeron drängte, die Suche fortzusetzen, konnte er die Menschen nicht im Stich lassen. Sie sollten zumindest imstande sein, das Anwesen auch ohne die Leitung eines ap Fealan weiterzuführen. Er engagierte ein paar Männer, die nach Catherine suchen sollten, während er selbst in Gwydeon House blieb, um einen Verwalter in seine Aufgaben einzuweisen. Die ganze Zeit über war er von Menschen umgeben gewesen, die er seit seiner frühesten Kindheit kannte, und dennoch hatte er sich so einsam gefühlt wie niemals zuvor.
Er hatte schon einmal geglaubt Catherine verloren zu haben, als sie das Glen Beag für einige Jahre verlassen hatte. Dann jedoch war sie überraschend zurückgekehrt und es war ihm endlich gelungen, ihr die Gefühle zu offenbaren, die er so lange in sich getragen hatte. Aber ihnen waren nur wenige gemeinsame Tage vergönnt gewesen, ehe die Machenschaften ihres Vaters sie ein weiteres Mal auseinandergerissen hatten. Wir wären damit fertig geworden. Warum bist du gegangen, Catherine? Warum hast du mich verlassen? Er wollte endlich Antworten auf die Fragen, die ihn seit ihrem Weggang quälten. Aber noch mehr als das wollte er die Frau zurück, die er über alles liebte!
Beinahe ein Jahr nachdem er die Männer ausgesandt hatte, um nach Catherine zu suchen, schrieb einer – Ian Frayne – eine Nachricht, dass er sie gefunden habe. Sie war in London und traf gerade Vorbereitungen, nach Edinburgh zu reisen. Frayne würde ihr folgen und Daeron auf dem Laufenden halten. Dem Schreiben lag eine Kontaktadresse in Edinburgh bei. Nach diesen Neuigkeiten hätte nichts es vermocht, Daeron länger in Wales zu halten. Der Verwalter war mittlerweile so gut mit seinen Aufgaben vertraut, dass er allein zurechtkommen würde. Daeron hinterließ nicht mehr als einen Abschiedsbrief, in dem er erklärte, dass ihn wichtige Geschäfte für eine Weile fortführten.
Seine Reise nach Edinburgh war schnell und ereignislos verlaufen. Nach seiner Ankunft hatte er sich unter der angegebenen Adresse gemeldet. Tatsächlich hatte er Frayne dort angetroffen und von ihm Catherines Aufenthaltsort erfahren.
»Möchten Sie, dass ich Ihnen ein frisches Ale bringe, mein Herr?«
Die Worte der Schankmaid ließen Daeron aufsehen. Während man sich auf dem Land in weiten Teilen noch immer mir »Ihr« ansprach, war man in der Stadt längst zum »Sie« übergegangen. Daeron hatte einige Tage gebraucht, sich daran zu gewöhnen, doch noch immer stutzte er manchmal angesichts der ungewohnten Anrede. »Nein, vielen Dank. Das hier genügt mir völlig.«
Das Mädchen nickte und wandte sich dem nächsten Tisch zu. Daerons Blick wanderte einmal mehr durch den Raum, streifte beiläufig über die Anwesenden und blieb schließlich an einem Mann hängen, der zwei Tische weiter saß. Eine Pfeife hing locker in seinem Mundwinkel und sandte dicke Rauchwolken in die Luft, während er eine Zeitung zusammenfaltete und auf den Tisch legte. Daerons Augen fingen sich auf der Titelseite des Edinburgh Evening Courant , streiften über eine Schlagzeile, die die Erhöhung der Fenstersteuer verkündete, weiter zu einer Überschrift, laut der unzählige Bauern Verluste wegen einer grassierenden Rinderseuche beklagten, ehe sie auf den dicken
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