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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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mussten. So begannen sie nachzuforschen. Anfangs war es schwierig, sich zu verständigen, sodass sie zunächst einige Zeit darauf verwandten, Englisch und ein wenig Französisch zu lernen, ehe sie überhaupt in der Lage waren, ihre Anliegen vorzubringen. Sie sprachen mit Priestern und Gelehrten und suchten Bibliotheken auf. Mit wachsendem Wissen fanden sie heraus, dass der Unendliche zwar der erste aller Vampyre, aber bei Weitem nicht der einzige war. Er hatte weitere dieser Kreaturen erschaffen. Nachdem sie von deren Existenz erfuhren und schließlich auch Mittel und Wege kennenlernten, sie nicht nur zu bekämpfen, sondern auch aufzuspüren, stöberten sie immer weitere auf und vernichteten sie. Ihre Suche nach dem Unendlichen jedoch blieb ohne Erfolg. Nicht dass es keine Spuren gegeben hätte, denen sie hätten folgen können. Seit zehn Jahren taten sie nichts anderes. Aber wann immer sie einen Ort erreichten, an dem sie ihn vermuteten, war er längst wieder fort. Diesmal jedoch war das anders. Er war hier. In Edinburgh.
    Aber warum hatte er sie gewarnt? Wieso hatte er sie nicht einfach umgebracht? Was war das für ein grausames Spiel, das er spielte? Vielleicht vermochte ein Silberdolch ihm nichts anzuhaben. Eine Silberkugel ins Herz oder den Kopf vom Rumpf zu trennen würde seine Wirkung womöglich nicht verfehlen.
    Alexandra verließ ihr Zimmer und ging nach nebenan. Sie musste mit den Jägern sprechen. Die Kammern der Männer waren verlassen. Sie ging nach unten, da sie hoffte ihre Begleiter beim Frühstück anzutreffen. Doch auch hier waren sie nicht. Fluchend sah sie zur Tür.
    »Miss Boroi«, vernahm sie die Stimme des Wirtes hinter sich. Alexandra wandte sich um. Der feiste Mann mit dem schütteren Haar hielt einen Umschlag in der Hand. »Ich habe eine Nachricht für Sie!«
    Es fiel ihr schwer, ihm den Brief nicht einfach aus der Hand zu reißen, sondern sich zu gedulden, bis er ihn ihr reichte. »Danke.« Sie wartete, bis er sich abwandte und hinter seinen Tresen zurückkehrte. Dann riss sie den Umschlag auf und zog das Papier heraus, das sich darin befand.
     
    Wir sind noch einmal im Close. Warte in Deinem Zimmer.
    V.
     
    Alexandra knüllte die Nachricht zusammen. Ganz sicher würde sie nicht seelenruhig in ihrem Zimmer sitzen bleiben! Der Unendliche war hier gewesen! Ihr war bewusst, dass sie ohne die Hilfe der Jäger nichts gegen ihn ausrichten konnte. Doch der Unendliche war nicht der einzige Vampyr in der Stadt. Es gab noch ein anderes Rätsel zu lösen. Sie bat den Wirt um Feder und Tinte und kritzelte eine hastige Warnung auf das zusammengeknüllte Papier. Dann schob sie es unter der Tür zu Vladimirs Zimmer durch, holte ihren Mantel und verließ den Gasthof.

10
    In der Bibliothek angekommen wollte Alexandra schon die Klingel betätigen, um den Bibliothekar zu rufen, als ihr Blick auf die Liste fiel, in die sie sich gestern eingetragen hatte. Jeder musste sich dort eintragen! Sie vergewisserte sich rasch, dass niemand in der Nähe war, dann zog sie die Liste zu sich. Ihre Augen glitten über die Zeilen und die Namen. Gestern waren insgesamt nur fünf Personen hier gewesen. Auch in den Tagen davor waren es kaum mehr. Lediglich ein Name erschien immer wieder: Catherine Bayne. Dahinter stand eine Adresse in der Candlemaker Row. Gestern fand sich ein weiterer Name mit derselben Adresse direkt in der Zeile unter Catherine Bayne. Daeron ap Fealan. Zweifelsohne waren das die Vampyre! Heute war keiner der beiden hier. Alexandra griff nach der Feder und trug sich in der Liste ein. Dann läutete sie nach dem Bibliothekar. Als der alte Mann im Durchgang erschien, schob sie das Papier über das Pult.
    »Ich habe mich bereits eingetragen.«
    Er nickte und gab ihr den Weg frei. Obwohl keiner der beiden Namen heute in der Liste stand, blieb Alexandra wachsam. Sie schritt jede Regalreihe ab und warf einen Blick in jeden Winkel. Erst nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die Bibliothek tatsächlich verlassen war, trat sie an das Regal heran, in das die Vampyrin gestern das Buch mit der herausgerissenen Seite gestellt hatte. Alexandras Augen flogen über die Bücherreihen, suchten nach dem Band. Erstaunt hielt sie inne, als sie glaubte ihn gefunden zu haben. Er stand inmitten einer Reihe weiterer Bände, die sich alle nur um ein einziges Thema drehten: die Geschichte schottischer Clans.
    Mit gerunzelter Stirn griff Alexandra nach dem Buch und zog es heraus. Hastig schlug sie eine Seite nach der anderen um,

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