Die Jaegerin
Sache zwischen ihm und Catherine. Daeron schloss die Truhe wieder, nahm das Kleid und brachte es in sein eigenes Schlafzimmer. Dann kehrte er in den anderen Raum zurück, zog die Vorhänge zur Seite und öffnete das Fenster. Eine kühle Brise fuhr über ihn hinweg und fegte durch den Raum. Sein Blick fiel auf den Waschtisch. Neben einer großen Schüssel stand ein Krug. Alexandra würde Wasser brauchen. Er griff gerade nach dem Krug, als er hinter sich Schritte vernahm. Der widerwärtige Geruch von Stechginster mischte sich mit der Luft und ließ ihn herumfahren.
Alexandra stand im Türrahmen und sah sich um. Sichtlich suchte sie nach geeigneten Stellen, die sie mit dem Kraut absichern wollte. Als sie Daerons Gesichtsausdruck bemerkte, ließ sie die Hand mit dem Ginster sinken.
»Ich hatte nie die Gelegenheit, einen Vampyr zu fragen, was daran so abstoßend sein soll«, meinte sie.
Daeron schüttelte den Kopf. »Ich weiß selbst nicht, was es ist. Für einen Lebenden riecht es angenehm und verführerisch, doch für uns … es stinkt so widerwärtig, dass es einem keine andere Wahl lässt, als zurückzufahren. Die Berührung brennt und schmerzt.«
Alexandra legte das Kraut auf den kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes. Im Salon schlug die Standuhr sieben. »Es ist noch nicht spät«, erklärte sie. »Ich werde in die Stadt gehen, um die Jäger aufzusuchen.«
»Nein!« Daeron stellte den Krug auf den Waschtisch zurück und vertrat ihr den Weg. »Sie werden verstehen, dass mir diese Vorstellung nicht gefällt und ich das nicht zulassen kann.«
»Es wird Ihnen auch nicht gefallen, wenn sie unruhig werden«, gab Alexandra zurück. »Diese Männer haben seit zwei Tagen kein Lebenszeichen mehr von mir erhalten. Wenn die Jäger nicht bald von mir hören, werden sie anfangen nach mir zu suchen, was die Aufmerksamkeit des Unendlichen auf uns lenken könnte. Das können wir jetzt am allerwenigsten brauchen!«
Was für eine ungeschickte Ausrede! »Der Unendliche weiß bereits, dass wir hier sind – und auch, was wir vorhaben.«
Alexandra schüttelte den Kopf. »Er weiß, dass wir in der Stadt sind, aber nicht wo genau. Wenn die Jäger ihn durch einen unglücklichen Zufall hierherführen, ist es vorbei. Dann braucht er uns nur noch zu töten! Wir hätten ihm nicht das Geringste entgegenzusetzen!«
Was Daeron für eine schlechte Ausflucht gehalten hatte, war tatsächlich besser durchdacht als zunächst angenommen. Alexandra hatte recht. Ihre Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Dennoch blieb er misstrauisch. Sie war noch immer eine Jägerin. In ihren dunklen Augen brannte der Hass auf seine Art. Er verfluchte sich dafür, dass er so sehr auf dieses Bündnis gedrängt hatte. Womöglich wäre es wirklich besser gewesen, Alexandra Boroi aus dem Weg zu gehen und jemand anderen anzuheuern, der für Catherine und ihn das Kreuz holte. Jetzt jedoch war es zu spät. Die Jägerin kannte ihren Unterschlupf.
Alexandra schien zu bemerken, was in ihm vorging. »Glauben Sie wirklich, ich wäre allein – und unbewaffnet – hierhergekommen, um Ihnen ein Bündnis anzubieten, wenn ich Sie töten wollte?«
Wenn sie uns vernichten wollte, wäre sie mit ihren Jägerfreunden aus dem Hinterhalt über uns hergefallen. Womöglich versuchte sie tatsächlich nur ihre gemeinsame Mission nicht zu gefährden.
»Was, wenn Catherine oder Sie den Jägern versehentlich über den Weg laufen und es zum Kampf kommt?«, fuhr sie fort, während Daeron noch versuchte eine Entscheidung zu treffen. »Es gibt nur sehr wenige Vampyre, die eine Begegnung mit Vladimir und Mihail überstanden haben und ihnen entkommen sind. Sie wären dazu vielleicht in der Lage. Aber was ist mit Catherine?«
»Warum lassen Sie nicht einfach einen Boten eine Nachricht überbringen. Dann wissen ihre Kameraden, dass es Ihnen gut geht«, schlug er vor.
»Dann besteht weiterhin die Gefahr, dass Sie ihnen zufällig über den Weg laufen und es dennoch zum Kampf kommt«, gab Alexandra zurück. »Ich will versuchen Vladimir und den anderen deutlich zu machen, was auf dem Spiel steht. Wenn sie begreifen, warum ich mit Catherine und Ihnen zusammenarbeite, werden sie womöglich ihre Waffen stillhalten – zumindest bis alles vorüber ist.«
Daeron rang noch immer mit sich. »Was Sie sagen, klingt einleuchtend. Aber woher soll ich wissen, dass Sie nicht – trotz all der schönen Worte – mit Ihren Freunden zurückkehren werden, um Catherine und mich zu
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