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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Sterblicher. Du verabscheust diese Natur und willst nicht auf die Jagd gehen! Wie soll ich da glauben, dass du Vergnügen daran gehabt haben sollst, mit diesen Menschen zu spielen und dann zu töten?« Er schüttelte den Kopf. »Du hast immer so hart dagegen angekämpft. Und plötzlich sollst ausgerechnet du dem Lockruf des Blutes erlegen sein?«
    »Aber ich –«
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber ich bin mir sicher, dass du es nicht getan hast!«
    Seine Worte überraschten sie. Obwohl alles gegen sie sprach, glaubte er nicht an ihre Schuld. Wie war das möglich? Konnte er recht haben? Es gab vieles, was sie nicht verstand. Nor’ Loch. Die Bewusstlosigkeit. Doch das überzeugendste Argument war die fehlende Stärke. Die Kreatur in ihr war niemals aus ihrem Gefängnis ausgebrochen und in Catherines Verstand eingedrungen. Es war anders als damals in London. Vollkommen anders. Auch wenn sie ebenso wenig wie Daeron wusste, was mit ihr geschah, hoffte sie, er möge recht behalten. Sie wollte keine Mörderin sein! »Du hasst mich nicht?«, fragte sie leise.
    Daeron schüttelte den Kopf, zog sie an sich und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. »Das könnte ich niemals.«
     
    *
     
    Lange Zeit saß Daeron da und hielt Catherine im Arm. Er spürte, wie ihr Zittern allmählich nachließ und sie sich ein wenig entspannte. Sich vorzustellen, was sie gerade durchmachte, wagte er kaum. Für sie musste die Ungewissheit entsetzlich sein! Doch wie konnte sie nur einen Moment glauben, dass sie zu derart abscheulichen Taten imstande war? Zweifelsohne hatte sie es ein Mal getan. Damals in London. Daeron wusste aus eigener Erfahrung, wie es war, wenn die Kreatur die Oberhand gewann. Nur war er eben stärker als Catherine. Er konnte länger gegen das Monster bestehen und bisher war es ihm jedes Mal gelungen, es in die Knie zu zwingen. Catherine hatte aus jener schrecklichen Erfahrung gelernt. Nach allem, was er ihrem Bericht entnehmen konnte, achtete sie sorgsam darauf, der Kreatur keinen Freiraum zu lassen. Sie ernährte sich wenig, doch stets zur rechten Zeit. Nach den Morden hatte die Kreatur in ihr nicht gejubelt und auch nicht versucht sich endgültig aus ihren Ketten zu befreien. Catherine hatte sich nicht stärker gefühlt als davor.
    Du bist keine Mörderin, dachte er und schloss sie enger in seine Arme. Es war Zeit, dass dies alles ein Ende fand. Er selbst mochte mit seinem Dasein zurechtkommen, doch er konnte nicht länger mit ansehen, wie Catherine darunter litt. Für sie glich diese Existenz einer Folter. Daeron konnte nur hoffen, dass es ihnen mit Alexandras Hilfe gelang, das Schwarze Kreuz zu finden und den Unendlichen zu stellen. Was danach kam, lag nicht in seiner Macht.
    Ein Geräusch ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken. Es schien aus dem Zimmer der Jägerin zu kommen. Ohne Catherine aus seinen Armen zu lassen, sah er auf.
    »Sie ist zurück«, sagte er leise. »Lass uns sehen, was sie bei ihren Kameraden erreicht hat.« Er gab Catherine frei und erhob sich. Dann reichte er ihr die Hand und half ihr auf die Beine. Sie folgte ihm zur Tür und über den Gang. Vor dem Zimmer der Jägerin hielten sie inne. Die Geräusche, die er zuvor gehört hatte, waren verstummt. Daeron klopfte an. Er erhielt keine Antwort. Auch ein erneutes Klopfen blieb ohne Reaktion. Abgesehen davon hing noch immer kein Ginster über dem Türstock. Alexandra war so misstrauisch gewesen, dass sie das Kraut zweifelsohne unmittelbar nach ihrer Rückkehr aufgehängt hätte. Daeron sah zu Catherine. Ihr Blick hing angespannt an der Tür und wanderte erst zu ihm, als er sacht ihre Schulter berührte. Wortlos bedeutete er ihr, von der Tür zurückzutreten. Catherine wich zur Seite. Sobald sie aus dem Weg war, legte er eine Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig herunter. Ein gedämpftes Scharren war zu vernehmen, als sich der Riegel hob. Dann schwang die Tür knarrend auf. Das Zimmer war verlassen und dunkel. Der Stechginster lag noch immer auf dem Tisch, wo Alexandra ihn zurückgelassen hatte. Die Blüten bewegten sich leise in der sanften Brise, die durch das Fenster hereinfuhr. Daeron runzelte die Stirn. Nachdem Alexandra gegangen war, hatte er das Fenster geschlossen. Davon war er überzeugt. Wachsam strich sein Blick durch den Raum, erforschte die Winkel und Ecken. Da bemerkte er einen Schatten am Fenster. Kurz darauf vernahm er ein Flüstern: »Alexandra?«
    Daeron gab Catherine ein Zeichen, auf dem Gang zu warten, und tauchte in

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