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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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dem Tode Geweihte in inniger Zweisamkeit!«

17
    Catherine warf einen besorgten Blick zum Himmel, wo sich im Osten bereits ein heller Streifen am Horizont ausbreitete. Sie sah zu Daeron, der sich neben ihr in den Schatten eines Gebüschs duckte. »Es wird bald hell«, flüsterte sie. »Wir müssen fort.«
    »Noch nicht.«
    »Wie lange willst du denn noch hierbleiben? Hier ist niemand. Wir verschwenden unsere Zeit.« Seit mehr als drei Stunden beobachteten sie nun schon Lauriston House. Sie hatten sich langsam durch den Garten herangepirscht und das Haus im Schutze von Büschen und Bäumen langsam umrundet. Hinter den Fenstern war es dunkel. Nachdem sie eine Weile auf der Lauer gelegen hatten, war Daeron wagemutig losgegangen und hatte durch jedes Fenster gespäht, ehe er kopfschüttelnd zu Catherine zurückgekehrt war. Es gab kein Anzeichen von Leben – und auch keine Spur von Vampyren. Lauriston House schien verlassen. Jetzt befanden sie sich an der Seite des Hauses und warteten noch immer. Aber worauf!
    »Wenn die Jägerin zurückkehrt und uns nicht antrifft –« Das Geräusch einer herannahenden Droschke ließ Catherine verstummen. Langsam ruckend rollte das Gefährt die Auffahrt hinauf und hielt schließlich vor dem Eingangsportal. Daeron legte Catherine eine Hand auf den Arm. Als sie ihn ansah, bedeutete er ihr ihm zu folgen. Geduckt huschten sie näher, geschützt von einem Mantel der Stille, den Daeron über sie legte. Mehr als einmal tastete Catherine nach der Pistole in ihrer Manteltasche. Obwohl sie mehrmals versucht hatte ihm klarzumachen, dass sie im Umgang mit Schusswaffen nicht geübt war, hatte Daeron sie genötigt, sie an sich zu nehmen. Jetzt war sie erleichtert, dass er darauf bestanden hatte. Allein den kühlen Griff unter ihren Fingern zu spüren beruhigte sie ein wenig. Zu wissen, dass Daeron seine eigene und Catherines Pistole mit Silberkugeln aus dem Gepäck der Jägerin geladen hatte, gab ihr ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit. Wir sind den Vampyren gewachsen. Catherines Aufmerksamkeit kehrte zur Auffahrt zurück. Das Pferd tänzelte unruhig hin und her und verwehrte ihr den Blick auf die Person, die aus dem Gefährt stieg. Lediglich die Wärme und der Herzschlag des Kutschers und seines Tiers waren zu spüren. Dahinter lag nur Kälte.
    Der Kutscher brachte sein Tier mit einem Ruck am Zügel zur Ruhe, ehe er sich seinem Fahrgast zuwandte, um seinen Lohn entgegenzunehmen. Kaum hatte er die Münzen eingesteckt, ließ er die Zügel schießen und trieb sein Pferd an. Catherines Augen richteten sich auf die Frau, die auf den Stufen vor dem Eingang stehen geblieben war und der Droschke hinterherblickte, die mit wankender Kutschlaterne die Auffahrt hinunterrollte. Blonde Locken schimmerten hell im Mondschein und umrahmten ein zierliches Gesicht. Catherines Blick flog zu Daeron.
    »Die Ushana«, formten seine Lippen lautlos.
    Obwohl sie seit Langem wusste, dass die Ushana existierte, war es etwas anderes, sie mit eigenen Augen zu sehen. Eine zweihundert Jahre alte Legende, von der Catherine einst angenommen hatte, dass sie lediglich dazu diente, kleine Kinder zu erschrecken. Dieses Monster hatte ihren Vater zum Vampyr gemacht, ebenso wie Martáinn und viele andere! Die Ushana stand hinter all dem Grauen in Catherines Leben. Gott allein wusste, wie viele andere Leben sie zerstört haben mochte.
    »Wir müssen sie vernichten«, hauchte Catherine.
    Als sie Daerons Hand erneut auf ihrem Arm spürte, sah sie zu ihm. »Das werden wir«, sagte er leise. »Komm!«
    Langsam schlichen sie näher heran, bis sie an der linken Seite des Hauses das Ende der Büsche erreichten. Nur wenige Schritte trennten sie von der Hauswand. Daeron warf einen raschen Blick auf die Ushana, dann packte er Catherine bei der Hand und zog sie mit sich. Mit schnellen Schritten überquerten sie den kleinen Rasenstreifen und tauchten in den Schutz der Hausmauer ein. Nebeneinander drängten sie sich an die Wand. Den Rücken an die Mauer gepresst schob sich Daeron langsam an die Ecke heran. Catherine folgte ihm. Ihre Finger tasteten sich über das raue Mauerwerk voran. Als Daeron stehen blieb und um die Ecke spähte, hielt sie erstarrt inne. Nicht zu sehen, was vor sich ging, war kaum zu ertragen.
    Da wandte sich Daeron ihr zu. »Sie steht mit dem Rücken zu uns«, sagte er sehr leise und zog seine Pistole. »Bleib hinter mir!« Ehe sie etwas erwidern konnte, verschwand er um die Ecke. Vorsichtig schob Catherine sich an die

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