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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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feindseligen Blicke wichen schnell Angst. Instinktiv zogen die Leute ihre Köpfe ein, weil sie nicht fotografiert werden wollten. Sie drehte sich zu den Wachmännern um. Der ranghöchste verzog sein Gesicht und bellte Befehle. Seine Männer eilten los und räumten mit ihren Schlagstöcken einen schmalen Korridor frei, durch den Stafford, die Rothaarige und Gaille hinaus zum Discovery liefen.
    «Worauf warten Sie?», brüllte Stafford, als er die Beifahrertür hinter sich zuschlug. «Bringen Sie uns hier weg.»
    «Was ist mit Ihrem Diener?»
    «Vergessen Sie ihn», blaffte Stafford. «Bringen Sie uns einfach hier weg, okay?»
    «Aber   …»
    «Er ist einer von denen, oder? Er kann auf sich selbst aufpassen.»
    Die Wachleute scheuchten sie mit fuchtelnden Armbewegungen davon, als könnten sie nicht länger für ihre Sicherheit garantieren. Gaille legte einen Gang ein und jagte los. Auf der Straße, die sie nehmen wollte, war ein Stau, deswegen bog sie links ab. Schnell wurden die Straßen enger und älter und mündeten auf einen Basar. Sie musste abbremsen und den verärgerten Leuten ausweichen. Im Gewirr der engen Seitengassen verlor sie bald den Überblick. Sie beugte sich vor und suchte den Horizont nach einem bekannten Punkt ab, an dem sie sich orientieren konnte.

II
    Captain Khaled Osman hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen, als er dem Inspector hinterherwinkte. Aber es verschwand, sobald er sich zu seinen Männern umdrehte. «Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Runde», sagte er. «Faisal, Nasser, Abdullah, mitkommen.»
    Khaled saß steif auf dem Beifahrersitz, während Nasser fuhr und Abdullah und Faisal auf dem Rücksitz kauerten. Abgesehen vom Motorenlärm herrschte Stille. Eine wütende Stille. Eine ängstliche Stille. Sie erreichten die nördlichen Grabmäler. Khaled stieg aus, seine Männer folgten ihm zögernd, zusammengesunken wie ein paar Säcke Reis. Er hatte alles versucht, um diesen Männer ein bisschen militärischen Stolz beizubringen, seit er von der Armee unfreiwillig zur Touristenpolizei versetzt worden war. Aber es war zwecklos. Sie waren nichts wert und interessierten sich allein dafür, von den Touristen Bakschisch zu ergaunern. Betreten senktensie die Köpfe, als er vor ihnen auf und ab marschierte. Sie sahen wie die elendigen Hunde aus, die sie waren. «Da gebe ich euch eine Aufgabe!», fauchte er. «Eine verdammte Aufgabe! Und die versaut ihr!»
    «Wir haben genau das getan, was Sie   …»
    Khaled verpasste Faisal eine Ohrfeige, deren Knall von den Felswänden widerhallte. «Und wie konnte das dann passieren?», brüllte er, sein Speichel sprühte Faisal dabei ins Gesicht. «Man hat sie gefunden, oder?»
    Abdullah, der sichtlich erleichtert war, dass Faisal den Anschiss abbekam, musste grinsen. Da packte Khaled ihn am Kragen und zog ihn so eng zu, dass Abdullahs Gesicht rot anlief und er keine Luft mehr bekam. «Wenn diese Sache schiefgeht   …», drohte Khaled. «Wenn diese Sache schiefgeht   …»
    «Wir wollten von Anfang an nichts damit zu tun haben, Sir», protestierte Faisal. «Es war allein Ihre Idee. Und jetzt haben wir den Salat.»
    «Halt’s Maul!», schnauzte Khaled und ließ Abdullah los, der nach Atem rang und seinen Hals massierte. «Wollt ihr euer Leben lang arm bleiben? Wollt ihr das? Dies ist die Chance, reich zu werden.»
    «Reich?», wiederholte Faisal spöttisch.
    «Ja, reich.»
    «Dort gibt es nichts, Sir. Haben Sie das noch immer nicht kapiert?»
    «Du irrst dich», entgegnete Khaled. «Da ist etwas. Ich kann es riechen. Noch eine Woche, dann gehört alles uns.» Er drohte ihnen mit dem Finger. «Aber keine weiteren Fehler, verstanden? Keine weiteren Fehler.»

III
    Knox fuhr auf der neuen Desert Road nach Westen, umgeben von einem außerordentlichen Farbpanorama: rechts das strahlende Weiß der Salinen, links der beinahe purpurn schimmernde Mariutsee und am blauen Himmel die Wolkenfetzen des späten Nachmittags.
    «Die Therapeuten?», fragte Omar stirnrunzelnd. «Waren das die frühen Christen?»
    Knox schüttelte den Kopf. «Sie hatten christliche Ansichten und Bräuche, und von bestimmten frühen Kirchenvätern wurden sie als Christen bezeichnet. Es ist sogar möglich, dass sie irgendwann Christen wurden. Aber am Anfang können sie keine Christen gewesen sein, denn sie lebten vor der Zeit Christi in und um Alexandria. Nein, es waren Juden. Philon hat sie so sehr bewundert, dass er sich ihnen beinahe angeschlossen hätte, und er war mit

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