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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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diese Machtlosigkeit. Ein grausames Gefühl. Unerträglich, umso mehr, weil er keine andere Wahl hatte, als es auszuhalten.
    «Sie sind mit einer der Geiseln befreundet?»
    Knox blinzelte und schaute sich um. Der Mann in dem zerknitterten weißen Anzug hatte ihn angesprochen. «Entschuldigung?»
    «Sie sind mit einer der Geiseln befreundet?»
    «Ja.»
    «Mit welcher?»
    «Mit der jungen Frau.»
    «Mit der rothaarigen oder der dunkelhaarigen?»
    «Mit der dunkelhaarigen.» Ein plötzlicher Erinnerungsfetzen.
Im Gespräch mit zwei Männern, einer mit einem Priesterkragen, der andere korpulent wie dieser
.
    «Sie sieht nett aus.»
    «Sie ist nett.»
    «Ist sie Ihre Freundin?»
    Knox schüttelte den Kopf. «Ich arbeite nur mit ihr.»
    «Na klar», entgegnete der Mann lächelnd. «Ich würde auch durchdrehen und mich mit Polizisten prügeln, wenn meine Kollegen in Schwierigkeiten geraten.»
    «Sie ist auch eine Freundin.»
    Er nickte. «Wie auch immer. Ich wollte nur sagen, wie leid es mir tut, dass offenbar Landsleute von mir ihr so etwas angetan haben. Wenn ich etwas tun kann   …»
    «Danke.» Knox schaute wieder auf den Fernseher. Irgendetwas an den Bildern wollte ihm etwas sagen.
    «Ich bin kein guter Mensch. Sonst wäre ich ja auch nicht hier. Aber ich kann nicht verstehen, wie Männer, die sich für Männer Allahs halten, glauben können, dass Allah so etwas gutheißen würden.»
    «Bitte», sagte Knox, der nichts mehr hören wollte.
    Er konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. Die Aufnahmen begannen von vorn. Gaille kniete auf dem Boden, nahm dann die Lotus-Stellung ein und hob beim Sprechen ihre rechteHand. Diese Körperhaltung hatte er vor kurzem irgendwo anders gesehen. Aber wo? Er ballte die Fäuste, bis seine Knöchel weiß wurden, und versuchte, sich mit aller Macht zu erinnern. Dann hatte er es. Das Mosaik. Die Figur im Zentrum des siebenzackigen Sterns.
    Ja. Das Kribbeln war wieder da.
    Gaille übermittelte ihm eine Nachricht.

II
    Das Telefon klingelte ununterbrochen. Es wollte einfach keine Ruhe geben. Augustin versuchte, es zu ignorieren, bis es schließlich aufhörte. Aber es war schon zu spät. Er war wach. Sein Mund war trocken und pelzig, sein Schädel schien jeden Moment zu platzen. Dann also aufstehen. Er drehte sich auf die Seite, schirmte seine Augen vor den Sonnenstrahlen ab und schaute stöhnend auf die Nachttischuhr. Kater waren auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Als er sich hochstemmte, taten ihm alle Knochen weh. Nicht zum ersten Mal beschloss er, sein Leben zu ändern. Doch vielleicht zum ersten Mal kam bei dem Gedanken eine gewisse Panik in ihm auf, wie bei einem Teenager, der mit einer Luftmatratze im Meer herumpaddelt und plötzlich merkt, wie weit ihn die Strömung abgetrieben hat. Augustin taumelte zum Klo und erleichterte sich in einem endlosen dunkelgelben Strahl. Um die Porzellanschüssel hatten sich Ameisen versammelt, die Spur führte quer über den Boden, die Wand hinauf und durch das halb geöffnete Fenster. Mein Gott! Vielleicht hatte er Diabetes. Das war doch eines der Anzeichen, oder? Zucker im Urin. Vielleicht war er deshalb ständig erschöpft. Oder vielleicht waren die kleinen Viecher nur auf den Geschmack nach dem harten Zeug gekommen.Jedenfalls krabbelten sie überall herum. Das Telefon klingelte wieder und gab ihm die Möglichkeit, den unangenehmen Gedanken zu verdrängen. «Ja?», meldete er sich.
    «Haben Sie es gesehen?», wollte Mansoor wissen.
    «Was gesehen?»
    «Gaille. In den Nachrichten.» Augustins Brust schnürte sich zusammen, als er den Fernseher anstellte. Er hatte das Schlimmste befürchtet, aber was er dann sah, traf ihn völlig unvorbereitet. Fassungslos setzte er sich in den Sessel, bis er Mansoor seinen Namen rufen hörte. «Augustin? Sind Sie noch da?»
    «Ja.»
    «Ich habe schon versucht, Knox zu erreichen. Aber er ist nicht in seinem Hotel. An sein Handy geht er auch nicht.»
    «Ich weiß, wo er ist.»
    «Jemand muss es ihm sagen. Am besten ein Freund.»
    «Ich kümmere mich darum.»
    «Danke. Und melden Sie sich, wenn Sie mit ihm gesprochen haben. Sagen Sie mir, was ich tun kann.» Im Hörer ertönte der Freiton. Augustin legte ihn zurück auf die Station. Er fühlte sich wie betäubt, doch jetzt hatte er wenigstens ein Ziel. Er spritzte sich Wasser ins Gesicht, schlüpfte in frische Sachen und eilte nach unten zu seinem Motorrad.

III
    «Wir werden hier unten sterben», schluchzte Lily. «Wir werden sterben, oder?»
    «Man wird

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