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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dächern saßen Raben und Krähen, aber kein einziger näherte sich ihm, so tot er auch war. Ich musste allerdings Fliegen vom Gewicht des Dunklen Königs wegscheuchen, bevor ich erkannte, wer das war. Eine Schande, dass ich keine Zeit hatte, ihn herunterzunehmen. Ich hatte noch nie Gelegenheit, einen Myrddraal zu …« Plötzlich verengten sich ihre Augen, und das abwesende Gebaren verschwand. »Wo ist Rand al’Thor?«
    Ingtar verzog das Gesicht. »Weg, Verin Sedai. Verschwand letzte Nacht spurlos. Er, der Ogier und Hurin, einer meiner Männer.«
    »Der Ogier, Lord Ingtar? Und Euer Schnüffler ging mit ihnen? Was könnten diese beiden gemeinsam haben mit …?« Ingtar starrte sie mit offenem Mund an und schnaubte. »Habt Ihr geglaubt, Ihr könntet so etwas geheim halten?« Sie schnaubte nochmals. »Schnüffler. Verschwunden, behauptet Ihr?«
    »Ja, Verin Sedai.« Ingtar klang verstört. Es war unangenehm, festzustellen, dass Aes Sedai die Geheimnisse kannten, die man vor ihnen zu verbergen trachtete. Perrin hoffte, Moiraine habe nichts von ihm erzählt. »Aber ich habe … Ich habe einen neuen Schnüffler.« Der shienarische Lord deutete auf Perrin. »Dieser Mann scheint die gleiche Begabung zu haben. Ich werde das Horn von Valere finden, wie ich es schwor, keine Angst. Eure Gesellschaft ist uns willkommen, Aes Sedai, falls Ihr mit uns reiten wollt.« Zu Perrins Überraschung wirkte er dabei nicht so ganz überzeugt.
    Verin sah Perrin an, bis er unsicher hin und her rutschte. »Ein neuer Schnüffler, nachdem Ihr gerade Euren alten verloren habt. Wie – vorsorglich. Ihr habt keine Spuren gefunden? Nein, natürlich nicht. Ihr sagtet ja: spurlos. Seltsam. Letzte Nacht.« Sie drehte sich im Sattel um und blickte nach Norden zurück. Einen Augenblick lang glaubte Perrin, sie werde denselben Weg zurückreiten, den sie gekommen war. Ingtar sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Glaubt Ihr, dass ihr Verschwinden etwas mit dem Horn zu tun hat, Aes Sedai?«
    Verin setzte sich bequem zurecht. »Mit dem Horn? Nein. Nein, ich … glaube nicht. Aber es ist eigenartig. Sehr seltsam. Ich mag keine eigenartigen Dinge, wenn ich sie nicht verstehe.«
    »Ich kann Euch von zwei Männern dorthin zurückbringen lassen, wo sie verschwanden, Verin Sedai. Es wird ihnen keine Mühe bereiten, Euch geradewegs zu dem Ort zu führen.«
    »Nein. Wenn Ihr sagt, dass sie spurlos verschwanden …« Für einen langen Augenblick musterte sie Ingtar mit nichts sagender Miene. »Ich werde mit Euch reiten. Vielleicht finden wir sie wieder, oder sie finden uns. Sprecht mit mir, während wir reiten, Lord Ingtar. Erzählt mir alles, was Ihr wisst, über diesen jungen Mann. Alles, was er tat, und alles, was er sagte.«
    Sie ritten mit klirrendem Zaumzeug und quietschenden Rüstungen los, Verin neben Ingtar. Sie fragte ihn eindringlich aus, aber zu leise, um von den anderen gehört zu werden. Sie warf Perrin einen Blick zu, als er seinen Platz wieder einnehmen wollte, und er ließ sich zurückfallen.
    »Sie ist hinter Rand her«, murmelte Mat, »und nicht hinter dem Horn.«
    Perrin nickte. Wo immer du auch sein magst, Rand, bleib dort. Dort bist du sicherer als hier.

KAPITEL 15

    Brudermörder
    D ie Art, wie die seltsam verblasst wirkenden fernen Hügel auf Rand zuglitten, wenn er sie direkt anblickte, machte ihn schwindeln, außer er hüllte sich in das Nichts ein. Manchmal kam die Leere unversehens über ihn, aber er mied sie wie die Pest. Besser Schwindelgefühle, als das Nichts mit diesem unsteten Licht zu teilen. Viel besser, das verblasste Land zu beobachten. Trotzdem bemühte er sich, nichts anzusehen, was in größerer Entfernung lag – nur das, was geradeaus vor ihnen lag.
    Hurin trug einen erstarrten Gesichtsausdruck zur Schau, während er sich darauf konzentrierte, die Spur zu wittern, als versuche er, das Land zu übersehen, durch das diese Spur verlief. Wenn dem Schnüffler ihre Umgebung doch bewusst wurde, fuhr er zusammen und wischte sich die Hände am Mantel ab. Dann schob er die Nase vor wie ein Jagdhund, seine Augen wurden glasig, und er schloss alles andere aus seiner Wahrnehmung aus. Loial hing müde im Sattel und sah sich mit gerunzelter Stirn um. Seine Ohren zuckten unruhig, und er führte Selbstgespräche.
    Wieder überquerten sie ein Stück Land, das geschwärzt und verbrannt aussah. Selbst der Boden knirschte unter den Hufen der Pferde, als sei er versengt. Diese verbrannten Landstreifen waren manchmal eine Meile und manchmal nur

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