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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Hast du die Spur noch?«
    »Habe ich, Lord Rand. Ich habe sie.«
    »Dann also weiter. Wenn wir Fain und die Schattenfreunde finden, dann kehren wir als Helden nach Hause zurück – mit dem Dolch für Mat und mit dem Horn von Valere. Du führst, Hurin.« Helden? Ich begnüge mich damit, dass wir alle heil hier herauskommen.
    »Es gefällt mir hier nicht«, verkündete der Ogier angewidert. Er hielt den Bauernspieß so, als erwarte er, ihn in Kürze verwenden zu müssen.
    »Dann ist es ja umso besser, dass wir nicht vorhaben, hier zu bleiben, oder?«, sagte Rand. Hurin lachte auf, als hätte er einen Scherz gemacht, aber Loial sah ihn ernst an.
    »Umso besser, dass wir das nicht vorhaben, Rand.«
    Doch als sie weiter nach Süden ritten, stellte er fest, dass sein unbeschwerter Tonfall die anderen ein wenig aufgemuntert hatte. Hurin saß aufrechter im Sattel, und Loials Ohren wirkten nicht mehr ganz so verwelkt. Es war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, um ihnen zu gestehen, dass er ihre Ängste teilte; also behielt er sie für sich und kämpfte einen einsamen inneren Kampf.
    Hurin hielt seine Fröhlichkeit den ganzen Vormittag über aufrecht, murmelte »Umso besser, dass wir nicht vorhaben zu bleiben«, und schmunzelte, bis Rand ihm befahl, still zu sein. Gegen Mittag wurde der Schnüffler dann ruhig, schüttelte gelegentlich nur noch den Kopf und runzelte die Stirn. Schließlich wünschte sich Rand, dass der Mann lieber wieder lachen und seinen Spruch wiederholen möge.
    »Stimmt etwas nicht mit der Spur, Hurin?«, fragte er.
    Der Schnüffler zuckte die Achseln, wirkte aber besorgt. »Ja, Lord Rand, und auch wieder nein, könnte man sagen.«
    »Es muss doch entweder so oder so sein. Hast du die Spur verloren? Es ist keine Schande, wenn das der Fall sein sollte. Du sagtest doch von Anfang an, sie sei nur schwach ausgeprägt. Wenn wir die Schattenfreunde nicht finden können, suchen wir uns einen anderen Stein und kehren auf diesem Weg zurück.« Licht, alles, bloß das nicht! Rand verzog das Gesicht nicht. »Wenn Schattenfreunde kommen und wieder verschwinden können, können wir das auch.«
    »Ach, ich habe sie nicht verloren, Lord Rand. Ich kann den Gestank immer noch riechen. Das ist es nicht. Es ist nur … es ist …« Er verzog das Gesicht, und dann brach es aus ihm heraus: »Es ist, als erinnerte ich mich nur daran, Lord Rand, und röche es nicht wirklich. Aber das stimmt nicht. Die Spur wird ständig von Dutzenden anderer Spuren gekreuzt, von Dutzenden und Aberdutzenden, und es gibt alle Arten von Spuren der Gewalttätigkeit. Einige Spuren sind beinahe frisch, nur verblasst wie alles andere hier. Heute morgen, gleich nachdem wir die Mulde verlassen hatten, hätte ich schwören können, dass nur Minuten zuvor Hunderte vor meinen Füßen dahingeschlachtet worden waren, aber es gab keine Leichen, und keine Spur war im Gras zu entdecken, außer unseren Hufabdrücken. So etwas kann nicht geschehen, ohne dass der Boden aufgerissen wird und überall Blutspuren zu sehen sind, aber es war nichts zu sehen! Und so geht das die ganze Zeit, Lord Rand. Doch ich folge weiter der Spur. Wirklich. Dieser Ort macht mich nur nervös. Das ist der Grund. Das muss es sein.«
    Rand sah zu Loial hinüber – manchmal wusste der Ogier die eigenartigsten Dinge zu erzählen –, aber der sah genauso erstaunt aus wie Hurin. Rand ließ seine Stimme viel sicherer klingen, als er sich fühlte. »Ich weiß, du gibst dein Bestes, Hurin. Wir sind alle ziemlich nervös. Folge der Spur, so gut es eben geht, dann finden wir sie auch.«
    »Wie Ihr wünscht, Lord Rand.« Hurin trieb sein Pferd an. »Wie Ihr wünscht.«
    Aber bei Einbruch der Nacht hatten sie immer noch keine Schattenfreunde zu Gesicht bekommen, und Hurin meinte, die Spur sei noch schwächer ausgeprägt als zuvor. Der Schnüffler murmelte etwas von ›Erinnerung‹ vor sich hin.
    Es war keine Spur zu sehen gewesen, wirklich nicht die geringste. Rand war kein so guter Spurensucher wie Uno, aber man erwartete von jedem Jungen der Zwei Flüsse, dass er gut genug Fährten lesen konnte, um ein entlaufenes Schaf aufzuspüren oder ein Kaninchen zu erwischen. Er hatte nichts gesehen. Es schien, als habe kein Lebewesen dieses Land je betreten, bevor sie kamen. Es hätte doch wenigstens etwas da sein müssen, wenn die Schattenfreunde vor ihnen waren. Und Hurin folgte der Spur, die er roch.
    Als die Sonne den Horizont berührte, schlugen sie ihr Lager in einem kleinen

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