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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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tausend Gärten, doch sie zog diesen wilden Naturgarten auf der Hügelspitze jenen vor. Der Weg zurück erscheint nur ein einziges Mal. Seid standhaft.
    Beim Klang von Hufschlag drehte sie sich um.
    Al’Lan Mandragoran, der König von Malkier, sprang vom Rücken seines Streitrosses und lief durch die Schmetterlinge lachend auf sie zu. Sein Gesicht war das eines harten Mannes, doch das Lächeln, das er ihr schenkte, machte die steinernen Kanten sanfter.
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an, und da nahm er sie in die Arme und küsste sie. Einen Moment lang klammerte sie sich an ihn und küsste ihn wieder. Ihre Füße hingen ein Stück in der Luft, aber das machte ihr nichts aus.
    Plötzlich stemmte sie sich gegen ihn und zog ihr Gesicht zurück. »Nein.« Sie stemmte sich noch mehr. »Lass mich los! Ich will runter.« Erstaunt ließ er sie sinken, bis ihre Füße wieder auf dem Boden standen. Sie trat vor ihm zurück. »Das nicht«, sagte sie. »Ich kann es nicht ertragen. Nur das nicht.« Bitte, stellt mich wieder Aginor gegenüber.
    Ihre Erinnerungen wirbelten durcheinander. Aginor? Sie wusste nicht, woher dieser Gedanke gekommen war. Die Erinnerungen zuckten auf und kippten weg wie sich durcheinander schiebende Eisschollen auf einem winterlichen Fluss. Sie griff nach den Stücken, nach etwas, woran sie sich klammern konnte.
    »Geht es dir nicht gut, Liebling?«, fragte Lan besorgt.
    »Nenn mich nicht so! Ich bin nicht dein Liebling! Ich kann dich nicht heiraten!«
    Er überraschte sie damit, dass er den Kopf in den Nacken warf und schallend lachte. »Deine Annahme, dass wir nicht verheiratet seien, könnte unsere Kinder verwirren, liebe Gattin. Und wie könntest du nicht mein Liebling sein? Ich habe keinen anderen, und ich werde keine andere Frau jemals lieben.«
    »Ich muss zurück.« Verzweifelt sah sie sich nach dem Bogen um, fand aber nur die Wiese und den Himmel. Härter als Stahl und tödlicher als Gift. Lan. Lans Kinder. Licht, hilf mir doch! »Ich muss jetzt zurück.«
    »Zurück? Wohin? Nach Emondsfelde? Wenn du das wünschst. Ich schicke Morgase einen Brief und bestimme eine Eskorte.«
    »Allein«, murmelte sie und suchte immer noch in ihrem Inneren. Wo ist es? Ich muss weg. »Ich lasse mich nicht darin verwickeln. Ich könnte es nicht ertragen. Nicht das hier. Ich muss jetzt weg!«
    »Worin verwickeln, Nynaeve? Was könntest du nicht ertragen? Nein, Nynaeve. Hier kannst du allein umherreiten, wann immer du willst, aber wenn die Königin von Malkier ohne die ihr zustehende Eskorte nach Andor käme, wäre Morgase entsetzt, vielleicht sogar beleidigt. Du willst sie doch nicht beleidigen, oder? Ich dachte, ihr zwei seid Freundinnen.«
    Nynaeve fühlte sich, als habe man sie ein ums andere Mal auf den Kopf geschlagen. »Königin?«, fragte sie zögernd. »Und wir haben Kinder?«
    »Bist du ganz sicher, dass es dir gut geht? Ich glaube, ich sollte dich lieber zu Sharina Sedai bringen.«
    »Nein.« Sie zog sich wieder vor ihm zurück. »Keine Aes Sedai.« Das ist nicht wirklich. Ich werde mich diesmal nicht hineinziehen lassen. Auf keinen Fall!
    »Also gut«, sagte er bedächtig. »Als meine Frau – wie könntest du da nicht auch gleichzeitig Königin sein? Wir sind hier alle Malkieri und keine Ausländer. Du wurdest in den Sieben Türmen zur gleichen Zeit gekrönt, als wir die Ringe tauschten.« Unbewusst bewegte er die linke Hand. An seinem Zeigefinger steckte ein einfacher goldener Ring. Sie blickte auf ihre eigene Hand hinunter, auf den Ring, den sie kannte. Sie legte ihre andere Hand darüber, als ob sie seine Existenz verleugnen könne. »Erinnerst du dich jetzt wieder?«, fuhr er fort. Er streckte seine Hand aus, als wolle er ihre Wange streicheln, doch sie trat nochmals einen Schritt zurück. Er seufzte. »Wie du wünschst, Liebling. Wir haben drei Kinder, wenn auch nur eines davon noch ein Säugling ist. Maric geht dir schon bis an die Schulter und kann sich nicht entscheiden, ob ihm Pferde oder Bücher besser gefallen. Elnore hat damit angefangen auszuprobieren, wie man den Jungen am besten den Kopf verdreht, wenn sie nicht gerade Sharina löchert, wann sie endlich alt genug sei, zur Weißen Burg zu gehen.«
    »Elnore war der Name meiner Mutter«, sagte sie leise.
    »Das sagtest du, als du den Namen wähltest. Nynaeve …«
    »Nein. Ich lasse mich diesmal nicht hineinziehen. Diesmal nicht. Auf keinen Fall!« Jenseits von ihm, zwischen den Bäumen neben der Wiese, sah sie den silbernen Torbogen.

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