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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seiner Haltung, dass es älter wirkte. An ihr sah das einfach geschnittene Kleid der Novizinnen wie eine Robe aus. Elegant. Ja, das war es.
    »Ich heiße Elayne«, sagte sie. Sie hielt den Kopf schräg und musterte Egwene. »Und du bist Egwene. Aus Emondsfelde in den Zwei Flüssen.« Sie sagte das, als habe es eine besondere Bedeutung, fuhr aber sogleich fort: »Einer neuen Novizin wird immer ein paar Tage lang eine Novizin zur Seite gestellt, die schon eine Weile hier ist, um ihr beim Zurechtfinden behilflich zu sein. Setz dich bitte.«
    Egwene setzte sich auf die Bank Elayne gegenüber. »Ich dachte, jetzt, da ich endlich Novizin bin, würde ich von Aes Sedai unterrichtet. Aber bisher hat mich nur Pedra gute zwei Stunden vor Tagesanbruch geweckt und die Flure fegen lassen. Sie sagt, nach dem Essen müsse ich helfen, das Geschirr abzuwaschen.«
    Elayne verzog das Gesicht. »Ich hasse abspülen. Ich musste das nie … Na ja, es spielt keine Rolle. Du wirst unterrichtet. Von jetzt an wirst du um diese Zeit jeden Tag im Unterricht sein. Vom Frühstück bis zur Hohen Stunde und dann wieder vom Mittagessen bis zur Drittstunde. Wenn du besonders schnell oder besonders langsam lernst, dann geht es vielleicht nach dem Abendessen noch weiter bis zur Vollen Stunde, aber normalerweise musst du zu der Zeit noch mehr Haushaltsarbeiten erledigen.« Elaynes blaue Augen blickten nachdenklich drein. »Du wurdest mit dem Talent geboren, nicht wahr?« Egwene nickte. »Ja, ich fühlte es. Bei mir war es genauso. Es war auch angeboren. Sei nicht enttäuscht, wenn du es nicht bemerkt hast. Du wirst noch lernen, das Talent anderer Frauen zu fühlen. Ich hatte den Vorteil, in der Nähe einer Aes Sedai aufzuwachsen.«
    Egwene wollte schon danach fragen – Wer wächst schon in der Nähe einer Aes Sedai auf?  –, aber Elayne sprach weiter: »Und sei auch nicht enttäuscht, wenn es einige Zeit dauert, bevor du etwas zustande bringst. Mit der Einen Macht, meine ich. Selbst die einfachsten Sachen brauchen ein wenig Zeit. Geduld ist eine Tugend, die man lernen muss.« Ihre Nase krauste sich ein wenig. »Sheriam Sedai sagt das immer, und sie tut ihr Bestes, damit wir das alle lernen. Versuch zu rennen, wenn sie sagt, du sollst gehen, und sie hat dich einen Wimpernschlag später schon in ihrem Arbeitszimmer.«
    »Ich habe auch schon ein paar Lektionen erhalten«, sagte Egwene und bemühte sich, bescheiden zu klingen. Sie öffnete sich Saidar – das war mittlerweile leichter geworden – und fühlte, wie die Wärme ihren Körper durchdrang. Sie beschloss, das Schwierigste zu versuchen, was sie bisher gelernt hatte. Sie streckte die Hand aus, und über ihr formte sich eine glühende Kugel aus purem Licht. Sie flackerte – sie brachte es noch nicht fertig, das Licht stetig zu halten –, aber sie war immerhin da.
    Ruhig streckte auch Elayne die Hand aus, und über der Handfläche erschien eine Lichtkugel. Auch sie flackerte.
    Einen Moment später nahm Egwene einen schwachen Lichtschein um Elayne herum wahr. Sie schnappte nach Luft, und ihre Lichtkugel verschwand.
    Elayne kicherte, und auch ihr Licht erlosch, sowohl die Kugel als auch der Schein rundum. »Du hast es gesehen, dieses Licht, das mich umgab?«, fragte sie aufgeregt. »Ich habe es bei dir gesehen. Sheriam Sedai sagt, das käme früher oder später. Aber dies war das erste Mal. Bei dir auch?«
    Egwene nickte und fiel in das Lachen des anderen Mädchens ein. »Du gefällst mir, Elayne. Ich glaube, wir werden Freundinnen.«
    »Das glaube ich auch, Egwene. Du kommst von den Zwei Flüssen, aus Emondsfelde. Kennst du da einen Jungen namens Rand al’Thor?«
    »Ich kenne ihn.« Plötzlich fiel Egwene eine Geschichte ein, die Rand erzählt und die sie nicht geglaubt hatte, wie er von einer Gartenmauer gefallen war und dort … »Du bist die Tochter-Erbin von Andor«, japste sie.
    »Ja«, sagte Elayne schlicht. »Wenn Sheriam Sedai hört, dass ich das auch nur erwähne, wäre ich wahrscheinlich schon in ihrem Arbeitszimmer, bevor ich noch ausgesprochen hätte.«
    »Jede redet davon, in Sheriams Arbeitszimmer gerufen zu werden. Sogar die Aufgenommenen. Schimpft sie so schlimm? Sie scheint mir so freundlich.«
    Elayne zögerte, und als sie dann sprach, klang es bedächtig. Sie sah Egwene dabei nicht an. »Sie hat eine Weidenrute auf ihrem Schreibtisch. Sie sagt, wenn du nicht auf anständige Weise lernst, dich an die Regeln zu halten, dann lehrt sie es dich auf andere Art. Es gibt so viele

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