Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Es war ein hoch gewachsener Mann, schlaksig und nicht mehr jung, mit einem Schnurrbart, der ebenso weiß war wie das Haar auf seinem Haupt. Und als er sich aufrichtete und Rand erblickte, da waren die aufgerissenen Augen blau und sahen ihn scharf an.
    »Thom.« Rands Flüstern verlor sich im Lärm der Menge.
    Den Blick auf Rand gerichtet, nickte Thom Merrilin leicht zu einer kleinen Tür neben der Bühne. Dann verbeugte er sich wieder, lächelte und badete im Applaus.
    Rand kämpfte sich zu der Tür durch und ging hinein. Er befand sich in einem engen Flur, von dem aus drei Stufen zum Podest hinaufführten. In der entgegengesetzten Richtung sah Rand einen Jongleur beim Üben mit bunten Bällen und sechs Akrobaten, die sich aufwärmten.
    Thom erschien auf den Stufen und hinkte herunter, als sei sein rechtes Bein ein wenig steif geworden. Er betrachtete den Jongleur und die Akrobaten, schnaubte verächtlich in seinen Schnurrbart und wandte sich Rand zu. »Alles, was sie hören wollen, ist Die Wilde Jagd nach dem Horn. Man sollte denken, bei den Neuigkeiten aus den Haddon-Sümpfen und aus Saldaea würde wenigstens einer nach dem Karaethon-Zyklus verlangen. Na ja, und wenn es nicht das ist, würde ich mich trotzdem selbst bezahlen, wenn ich etwas anderes erzählen könnte.« Er musterte Rand von Kopf bis Fuß. »Du siehst aus, als ginge es dir gut, Junge.« Er befühlte Rands Kragen und spitzte die Lippen. »Ziemlich gut.«
    Rand musste einfach lachen. »Ich verließ Weißbrücke in dem sicheren Glauben, Ihr wärt tot. Moiraine behauptete, dass Ihr noch lebt, aber ich … Licht, Thom, es ist gut, Euch wiederzusehen! Ich hätte zurückgehen sollen, um Euch zu helfen.«
    »Du wärst ein großer Narr gewesen, wenn du das getan hättest, Junge. Dieser Blasse …«, er sah sich um. Niemand war nahe genug, um zu lauschen, aber er senkte trotzdem die Stimme. »… interessierte sich gar nicht für mich. Er hinterließ mir als kleines Geschenk ein steifes Bein und rannte dann weg, hinter dir und Mat her. Du hättest nichts tun können außer sterben.« Er schwieg und blickte ihn nachdenklich an. »Moiraine hat also behauptet, dass ich noch lebe? Ist sie denn bei dir?«
    Rand schüttelte den Kopf. Zu seiner Überraschung schien Thom enttäuscht.
    »Das ist auf gewisse Art schade. Sie ist eine prachtvolle Frau, obwohl sie …« Er sprach es nicht aus. »Also war sie hinter Mat oder Perrin her. Ich werde dich nicht fragen, hinter wem. Sie waren gute Jungen, und ich will es gar nicht wissen.« Rand trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er erschrak, als Thom ihn mit einem knochigen Finger anstieß. »Was ich wissen will: Hast du noch meine Laute und die Flöte? Ich will sie zurückhaben, Junge. Die ich jetzt habe, sind nicht mal gut genug für ein Schwein.«
    »Ich habe sie, Thom. Ich werde sie Euch bringen, das verspreche ich. Ich kann nicht glauben, dass Ihr noch lebt. Und ich kann kaum glauben, dass Ihr nicht in Illian seid. Die Wilde Jagd bricht auf. Der Preis für die beste Erzählung der Wilden Jagd nach dem Horn! Ihr wolltet doch unbedingt hin.«
    Thom schnaubte. »Nach Weißbrücke? Wahrscheinlich würde ich sterben, wenn ich dorthin ginge. Und hätte ich auch das Schiff erreicht, bevor es weitersegelte, würden Domon und seine Besatzung doch in ganz Illian herumerzählen, wie ich von Trollocs gejagt wurde. Falls sie den Blassen gesehen oder von ihm gehört haben, bevor Domon ablegen ließ … Die meisten Leute in Illian glauben, dass Trollocs und Blasse Märchen seien, aber genug andere wollen vielleicht wissen, warum ein Mann von ihnen verfolgt wird, na ja, und dann wäre Illian kein sicheres Pflaster mehr für mich.«
    »Thom, ich könnte Euch so viel erzählen!«
    Der Gaukler schnitt ihm das Wort ab. »Später, Junge.« Er und der schmalgesichtige Mann vom Eingang blickten sich über den Flur hinweg finster an. »Wenn ich nicht hinausgehe und eine weitere Geschichte erzähle, wird er zweifellos den Jongleur hinausschicken, und die Menge wird vor Wut den Saal auseinander nehmen. Komm in die Traube – jenseits des Jangai-Tors. Dort habe ich ein Zimmer. Jeder kann dir sagen, wo es ist. Ich bin etwa in einer Stunde dort. Sie werden sich mit einer zusätzlichen Geschichte zufrieden geben müssen.« Er ging zur Treppe zurück und rief noch einmal über die Schulter: »Und bringe meine Laute und Flöte mit!«

KAPITEL 26

    Missklang
    R and hetzte durch den Schankraum im Verteidiger der Drachenmauer und eilte nach

Weitere Kostenlose Bücher