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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eine weibliche Stimme. »Ich kann gerade nicht aufmachen.«
    Rand öffnete zögernd die Tür und steckte den Kopf hinein. An einer Wand stand ein großes, ungemachtes Bett, und der übrige Raum wurde fast ganz von zwei Kleiderschränken, mehreren messingbeschlagenen Truhen und Kisten sowie einem Tisch und zwei Holzstühlen ausgefüllt. Die schlanke Frau, die mit untergeschlagenem Rock im Schneidersitz auf dem Bett saß, jonglierte gleichzeitig mit sechs bunten Bällen, die wie ein Rad durch die Luft wirbelten.
    »Was immer es auch sein mag«, sagte sie, ohne den Blick von ihren Bällen zu wenden, »stellt es auf den Tisch. Thom wird bezahlen, wenn er zurückkommt.«
    »Seid Ihr Dena?«, fragte Rand.
    Sie schnappte sich einen Ball nach dem anderen aus der Luft und drehte sich um, damit sie ihn ansehen konnte. Sie war nur ein paar Jahre älter als er, hübsch, mit der blassen Hautfarbe von Cairhien und langen, schwarzen Haaren, die ihr bis auf die Schultern reichten. »Ich kenne Euch nicht. Das ist mein Zimmer, meins und das von Thom Merrilin.«
    »Die Wirtin meinte, Ihr würdet uns hier auf Thom warten lassen«, sagte Rand. »Falls Ihr Dena seid.«
    »Uns?« Rand ging in das Zimmer hinein, sodass Loial geduckt eintreten konnte, und die Augenbrauen der jungen Frau hoben sich. »Also sind die Ogier zurückgekehrt. Ich bin Dena. Was wollt Ihr?« Sie betrachtete Rands Mantel so auffällig, dass das Weglassen der Anrede ›Lord‹ eine klare Absicht darstellte, auch wenn sich ihre Augenbrauen erneut hoben, als sie die Reiher auf der Scheide und dem Schwertgriff sah.
    Rand hob das Bündel an, das er trug. »Ich habe Thoms Laute und Flöte zurückgebracht. Und ich will ihn besuchen«, fügte er schnell hinzu, da er das Gefühl hatte, sie wolle sie schnell wieder loswerden. »Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.«
    Sie betrachtete das Bündel. »Thom jammert immer, dass er seine beste Flöte und die beste Laute verloren hat, die er je besaß. So wie er sich anstellt, könnte man denken, er sei Barde an einem Königshof. Na ja. Ihr könnt hier warten, aber ich muss weiter üben. Thom sagt, nächste Woche wird er mich mit auftreten lassen.« Sie erhob sich graziös und setzte sich auf einen der beiden Stühle, wobei sie Loial bedeutete, sich aufs Bett zu setzen. »Zera würde Thom sechs Stühle bezahlen lassen, wenn Ihr auch nur einen davon zerbrecht, Freund Ogier.«
    Rand setzte sich auf den anderen Stuhl und stellte sich und Loial vor. Der Stuhl knarrte sogar unter seinem Gewicht erbärmlich, und er fügte zweifelnd hinzu: »Seid Ihr Thoms Lehrling?«
    Dena lächelte leicht. »Das … könnte man sagen.« Sie hatte wieder zu jonglieren begonnen, und ihr Blick verfolgte die wirbelnden Bälle.
    »Ich habe noch nie von einer Gauklerin gehört«, sagte Loial.
    »Ich bin die erste.« Aus dem größeren Kreis wurden zwei kleine, die sich überschnitten. »Ich werde die ganze Welt zu sehen bekommen, bevor ich aufhöre. Thom sagt, wenn wir genug Geld haben, gehen wir nach Tear hinunter.« Sie ging dazu über, mit jeder Hand drei Bälle zu jonglieren. »Und dann vielleicht hinaus zu den Inseln des Meervolks. Die Atha’an Miere bezahlen Gaukler sehr gut.«
    Rand sah sich in dem Zimmer mit all den Truhen und Kisten um. Es machte nicht den Eindruck eines Raums, den man bald wieder verlassen wollte. In einem Topf auf dem Fensterbrett wuchs sogar eine Blume. Sein Blick fiel auf das einzige große Bett, auf dem Loial saß. Das ist mein Zimmer, meins und das von Thom Merrilin. Dena sah ihn durch das große Rad, das sie nun wieder jonglierte, herausfordernd an. Rand errötete.
    Er räusperte sich. »Vielleicht sollten wir besser unten warten«, begann er, als sich die Tür öffnete und Thom mit flatterndem Umhang und einem verwirrenden Durcheinander von bunten Flicken eintrat. Flöte und Laute hingen in ihren Behältern auf seinem Rücken. Die Kisten waren aus rötlichem Holz, das von der vielen Benutzung abgegriffen wirkte.
    Dena ließ die Bälle unter ihrem Kleid verschwinden, rannte auf Thom zu und schlang ihm die Arme um den Hals. Sie musste dabei auf Zehenspitzen stehen. »Du hast mir gefehlt«, sagte sie und küsste ihn.
    Der Kuss zog sich eine Weile hin, sodass Rand sich schon fragte, ob er und Loial gehen sollten, aber dann ließ Dena ihre Fersen mit einem Seufzer zu Boden sinken.
    »Weißt du, was dieser Idiot von Seaghan jetzt wieder getan hat, Mädchen?«, sagte Thom, der auf sie heruntersehen konnte. »Er hat eine Bande von

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