Die Jagd beginnt
Fluch in einer ihm unbekannten Sprache unter ihm hervor, doch er bemerkte das kaum.
Eine dünne Rauchfahne erhob sich aus der Spitze einer der Röhren. Das war alles. Wenn das alles ist …
Mit einem donnernden Getöse erblühte eine riesige rote und weiße Blume hoch am mittlerweile dunklen Himmel und sank dann langsam in einem Funkenregen nieder.
Während er sie noch mit offenem Mund anstarrte, explodierte das Haus förmlich vor Lärm. Schreiende Männer und Frauen füllten die Fenster. Sie sahen herüber und zeigten mit Fingern in ihre Richtung.
Rand betrachtete sehnsuchtsvoll die nur ein Dutzend Schritte entfernte dunkle Gasse. Schon der erste Schritt würde sie all jenen Leuten an den Fenstern sichtbar machen. Trommelnde Füße näherten sich von dem Gebäude her.
Er drückte Loial und Selene gegen die Mauer und hoffte, sie sähen aus wie ein ganz normaler Schatten. »Bewegt euch nicht, seid still«, flüsterte er. »Das ist unsere einzige Hoffnung.«
»Manchmal«, sagte Selene ruhig, »kann dich niemand sehen, wenn du ganz still sitzt.« Sie klang nicht im Geringsten besorgt.
Stiefel trampelten vor der Mauer hin und her, und zornige Stimmen erhoben sich. Besonders eine klang wütend – die Rand als Aludras erkannte.
»Du Riesenidiot, Tammuz! Du Riesenschwein! Deine Mutter war eine Ziege, Tammuz! Eines Tages bringst du uns alle um!«
»Das ist nicht meine Schuld, Aludra«, protestierte der Mann. »Ich bin sicher, ich habe alles angebracht, wie es sein muss, und der Zunder war …«
»Halt den Mund, Tammuz! Ein großes Schwein verdient es nicht, wie ein Mensch zu sprechen!« Aludras Tonfall veränderte sich, als sie die Frage eines anderen Mannes beantwortete: »Es ist keine Zeit mehr, eine neue vorzubereiten. Galldrian muss sich heute Abend mit dem Rest zufrieden geben. Und einer verfrühten Zündung. Und du, Tammuz! Du wirst alles in Ordnung bringen und morgen mit den Karren abreisen, um Mist zu kaufen. Falls heute Abend noch etwas schief geht, werde ich dir noch nicht einmal mehr den Mist anvertrauen!«
Schritte entfernten sich in Richtung des beleuchteten Gebäudes, begleitet von Aludras ärgerlichem Gefluche. Tammuz blieb zurück und grollte unterdrückt darüber, wie unfair das alles sei.
Rand stockte der Atem, als der Mann herüberkam, um das umgefallene Gestell wieder aufzurichten. Im tiefsten Schatten gegen die Mauer gedrückt, konnte er Tammuz’ Rücken und Schulterpartie erkennen.
Alles, was der Mann tun musste, war, sich umzudrehen. Dann konnten ihm Rand und die anderen gar nicht entgehen. Tammuz führte immer noch ärgerliche Selbstgespräche, richtete die schwelenden Stöcke im Gestell aus und stolzierte dann zurück zu dem Gebäude, in das die anderen hineingegangen waren.
Rand atmete tief durch, streckte kurz den Kopf vor, um dem Mann nachzublicken, und zog sich dann wieder in den Schatten zurück. An den Fenstern standen immer noch einige Leute. »Noch mehr Glück heute Nacht wäre zu viel verlangt«, flüsterte er.
»Man sagt, große Männer machten ihr eigenes Glück«, sagte Selene leise.
»Hört endlich damit auf«, sagte er müde. Er wünschte, ihr Duft stiege ihm nicht so zu Kopf. Er konnte so einfach nicht klar denken. Er erinnerte sich an das Gefühl, als er am Boden auf ihrem Körper lag – weich und verwirrenderweise gleichzeitig fest –, und das half ihm auch nicht gerade.
»Rand?« Loial sah um die Mauerecke auf der von dem beleuchteten Gebäude abgewandten Seite herum. »Ich glaube, wir brauchen doch noch ein wenig Glück, Rand.«
Rand schob sich hinüber und sah dem Ogier über die Schulter. Jenseits des Platzes, am Ausgang der Gasse, die zu der unverriegelten Tür führte, standen drei Trollocs und blickten vorsichtig aus den Schatten zu den beleuchteten Fenstern hinüber. Eine Frau stand an einem der Fenster. Sie schien die Trollocs nicht bemerkt zu haben.
»Also«, meinte Selene, »wird das hier nun zur Falle. Diese Leute töten euch vielleicht, wenn sie euch fangen. Die Trollocs tun das ganz gewiss. Aber vielleicht könnt Ihr die Trollocs so schnell töten, dass sie sich nicht mehr bemerkbar machen können. Vielleicht könnt Ihr die Leute davon abbringen, Euch zu töten, um ihre kleinen Geheimnisse zu wahren. Vielleicht strebt Ihr nicht nach Größe, aber nur ein großer Mann kann das vollbringen.«
Rand fluchte. Er versuchte, nicht mehr daran zu denken, wie sie duftete, wie sie sich anfühlte, und beinahe hätte ihn das Nichts überrascht. Er
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