Die Jagd beginnt
die Weiße Burg zu zerstören und zurückzugewinnen, was dem Hochkönig gehörte. Und wenn das Blut Falkenflügels zurückkehrt, werden wir dienen und beraten, wie wir dem Hochkönig dienten. Hochlord, von dem Saum abgesehen ist die Flagge, die über diesem Haus weht, das Banner von Luthair, dem Sohn, den Artur Paendrag Tanreall mit seinem Heer über das Meer aussandte.« Fain fiel auf die Knie und brachte eine gute Darstellung eines völlig überwältigten Mannes zustande. »Hochlord, ich wünsche nur zu dienen und dem Blute des Hochkönigs als Berater zur Seite zu stehen.«
Turak schwieg so lange, dass Fain sich schon fragte, ob er noch immer nicht überzeugt sei. Er hatte mehr zu bieten, alles, was notwendig war. Aber schließlich sprach der Hochlord: »Ihr scheint zu wissen, was niemand – weder hochstehend noch gemein – ausgesprochen hat, seit dieses Land in Sicht kam. Die Menschen hier betrachten es als eines von vielen Gerüchten, aber Ihr wisst Bescheid. Ich kann es in Euren Augen sehen und in Eurer Stimme hören. Ich könnte beinahe auf die Idee kommen, Ihr seid ausgesandt worden, um mich in eine Falle zu locken. Aber wer, der sich im Besitz des Horns von Valere befindet, würde das Horn so missbrauchen? Keiner von denen aus dem Blute, der mit den Hailene hier ankam, kann das Horn gehabt haben, denn die Legende sagt, es sei in diesem Land verborgen worden. Und sicherlich würde jeder Lord dieses Landes, der es besäße, das Horn gegen mich verwenden, anstatt es in meine Hände zu legen. Wie kam es dazu, dass Ihr das Horn von Valere besitzt? Behauptet Ihr, ein Held wie in einer der Legenden zu sein? Habt Ihr große Taten vollbracht?«
»Ich bin kein Held, Hochlord.« Fain gelang ein bescheidenes Lächeln, doch Turaks Gesichtsausdruck änderte sich nicht, und so ließ er es bleiben. »Einer meiner Vorfahren fand das Horn während des Aufruhrs nach dem Tod des Hochkönigs. Er wusste, wie man die Truhe öffnet, aber mit ihm starb auch dieses Wissen im Hundertjährigen Krieg, der das Reich Artur Falkenflügels zersplitterte. Alles, was wir, seine Nachfolger, wussten, war, dass das Horn darin lag und wir es sicher aufbewahren mussten, bis das Blut des Hochkönigs zurückkehrte.«
»Ich könnte Euch beinahe Glauben schenken.«
»Glaubt mir, Hochlord. Sobald Ihr das Horn blast …«
»Verderbt nicht alles, was Ihr vorher an Überzeugungsarbeit geleistet habt. Ich werde das Horn von Valere nicht blasen. Wenn ich nach Seanchan zurückkehre, werde ich es der Kaiserin als den größten meiner erworbenen Schätze präsentieren. Vielleicht wird die Kaiserin selbst das Horn blasen.«
»Aber Hochlord«, protestierte Fain, »Ihr müsst …« Er lag plötzlich auf der Seite, und sein Kopf schmerzte fürchterlich. Erst als er wieder klar sehen konnte, sah er, wie sich der Mann mit dem Zopf die Hände rieb, und ihm wurde bewusst, was geschehen war.
»Es gibt Worte«, sagte der Kerl leise, »die benützt man dem Hochlord gegenüber nicht.«
Fain beschloss in diesem Moment, auf welche Art der Mann sterben würde.
Turak blickte von Fain zurück zum Horn, und zwar so gelassen, als habe er nichts bemerkt. »Vielleicht schenke ich Euch ebenfalls der Kaiserin, zusammen mit dem Horn von Valere. Ihr amüsiert sie vielleicht – ein Mann, der behauptet, seine Familie sei treu geblieben, obwohl alle anderen ihre Eide brachen oder sie vergaßen.«
Fain verbarg seine neu erwachende Hochstimmung, als er langsam aufstand. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass es eine Kaiserin gab, bevor Turak sie erwähnte, aber wieder Zugang zu einem Herrscher zu haben … das eröffnete neue Möglichkeiten, neue Pläne. Zugang zu einer Herrscherin mit der ganzen Macht Seanchans im Rücken und dem Horn von Valere in Händen. Viel besser, als aus diesem Turak einen König zu machen. Er konnte mit einigen Einzelheiten seines Plans durchaus noch warten. Vorsichtig. Er soll nicht wissen, wie sehr ich ihn brauche. Nach so langer Zeit wird ein bisschen mehr Geduld nicht wehtun. »Wie der Hochlord wünschen«, sagte er und bemühte sich, wie ein Mann zu klingen, der nur dienen will.
»Ihr scheint übereifrig«, sagte Turak, und Fain wäre beinahe zusammengezuckt, konnte es aber gerade noch verhindern. »Ich werde Euch sagen, warum ich das Horn von Valere nicht blasen und es noch nicht einmal behalten werde, und vielleicht wird das Euren Übereifer zügeln. Ich will nicht, dass eines meiner Geschenke die Kaiserin durch seine Taten abstößt. Wenn
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