Die Jagd beginnt
Hickorybäume, der Schwarzwurzeln und Buchen gesucht. Hier und da stachen eine hohe Kiefer oder ein Lederblattbaum hervor oder auch der weiße Stamm einer Birke. Doch als er ihnen folgte, überlief es ihn mit einem Mal kalt, als sei er mitten im Winter in einen Teich im Wasserwald gesprungen. Es durchfuhr ihn und war wieder weg – nur ein erfrischendes Gefühl blieb zurück. Und auch das stumpfe und entfernte Gefühl, etwas verloren zu haben, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was das sein mochte.
Jeder Reiter zuckte an dieser Stelle zusammen oder gab irgendeinen Laut der Überraschung von sich. Hurin stand der Mund offen, und Uno flüsterte: »Blutige, flammende …« Dann schüttelte er den Kopf, als wisse er nicht weiter. In Perrins gelben Augen schimmerte eine Erkenntnis.
Loial atmete tief durch. »Es ist ein so … gutes … Gefühl, wieder in einem Stedding zu sein.«
Mit gerunzelter Stirn sah sich Rand um. Er hatte erwartet, dass es in einem Stedding irgendwie anders aussah, aber abgesehen von diesem kurzen Schauer war der Wald genau der gleiche, durch den sie den ganzen Tag geritten waren. Sicher, da war auch das unvermittelte Gefühl von Frische. Dann trat hinter einer Eiche ein Ogiermädchen hervor.
Sie war kleiner als Loial, aber immer noch einen Kopf größer als Rand. Ansonsten hatte sie die gleiche breite Nase, die großen Augen, den breiten Mund und die behaarten Ohren wie Loial. Ihre Augenbrauen waren allerdings nicht so lang, und neben Loials Gesicht erschienen ihre Züge fein und zierlich und die Haarbüschel auf ihren Ohren dünner. Sie trug ein langes, grünes Kleid und einen grünen, mit Blumen gesäumten Umhang, und in der Hand hielt sie einen Strauß Silberglöckchen, den sie anscheinend gerade gepflückt hatte. Sie betrachtete sie ruhig und abwartend.
Loial kletterte von seinem großen Pferd und verbeugte sich atemlos. Rand und die anderen taten es ihm nach, wenn auch nicht so überhastet. Selbst Verin neigte den Kopf. Loial nannte ganz förmlich ihre Namen, aber er erwähnte nicht, aus welchem Stedding er kam.
Rand war sicher, dass das Ogiermädchen nicht älter als Loial war. Sie musterte sie noch einen Augenblick und lächelte dann. »Seid willkommen im Stedding Tsofu.« Ihre Stimme klang wie eine hellere Ausgabe von Loials Stimme – das leisere Summen einer etwas kleineren Hummel. »Ich heiße Erith, Tochter der Iva, Tochter der Alar. Seid willkommen. Wir konnten hier so wenige menschliche Besucher begrüßen, seid die Steinwerker Cairhien verließen, und nun kommen gleich so viele auf einmal. Es waren sogar einmal einige vom Fahrenden Volk hier, aber sie gingen natürlich wieder, als … Ach, ich rede zu viel. Ich werde Euch zu den Ältesten bringen. Nur …« Sie suchte offensichtlich herauszufinden, wer bei ihnen das Sagen hatte, und schließlich wählte sie Verin aus. »Aes Sedai, Ihr habt so viele Männer dabei und auch noch alle bewaffnet. Könntet Ihr bitte ein paar davon draußen lassen? Vergebt mir, aber es ist immer beunruhigend für uns, wenn sich so viele bewaffnete Menschen auf einmal im Stedding aufhalten.«
»Natürlich, Erith«, sagte Verin. »Ingtar, sorgt Ihr bitte dafür?«
Ingtar gab Uno Anweisungen, und so kam es, dass er und Hurin als Einzige der Shienarer Erith tiefer ins Stedding hinein folgten.
Rand, der wie die anderen sein Pferd am Zügel führte, blickte auf, als Loial sich ihm näherte. Loial sah immer wieder nach vorn, wo Erith und Verin gingen. Hurin schritt zwischen den beiden Gruppen einher und sah sich ständig erstaunt um. Rand war allerdings nicht klar, was er da zu sehen glaubte. Loial bückte sich und sagte leise: »Ist sie nicht schön, Rand? Und ihre Stimme singt.«
Mat schnaubte, aber als Loial ihn fragend anblickte, sagte er: »Sehr hübsch, Loial. Ein bisschen zu groß für meinen Geschmack, weißt du, aber sehr hübsch, da bin ich sicher.«
Loial runzelte fragend die Stirn, nickte dann aber. »Ja, nicht wahr?« Seine Miene hellte sich auf. »Es ist ein richtig gutes Gefühl, sich wieder in einem Stedding zu befinden. Nicht, dass mich das Sehnen gepackt hätte, aber trotzdem.«
»Das Sehnen?«, fragte Perrin. »Das verstehe ich nicht, Loial.«
»Wir Ogier sind an das Stedding gebunden, Perrin. Man sagt, vor der Zerstörung der Welt konnten wir gehen, wohin wir wollten und solange wir wollten, genau wie ihr Menschen, aber nach der Zerstörung hat sich das alles geändert. Die Ogier wurden wie so viele andere Völker in alle
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