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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und ihnen freundlich zunickten oder sich sogar verbeugten, blieb keiner stehen und unterhielt sich mit ihnen. Ihre Bewegungen stellten eine eigenartige Mischung von Zielstrebigkeit mit beinahe kindlicher Verspieltheit dar. Es gefiel ihnen, zu sein, was sie eben waren und wo sie waren, und sie schienen mit sich und ihrer gesamten Umgebung im Einklang zu stehen. Rand ertappte sich dabei, dass er sie beneidete.
    Nur wenige der männlichen Ogier waren größer als Loial, aber es war leicht, die älteren Männer zu erkennen: Allesamt hatten sie Schnurrbärte, die auf beiden Seiten genauso lang waren wie die herunterhängenden Augenbrauen und sie trugen dazu noch Spitzbärte. Alle jüngeren Männer waren wie Loial glatt rasiert. Viele Männer liefen in Hemdsärmeln umher und trugen Schaufeln und Hacken oder Sägen und Eimer voll Pech. Die anderen trugen einfache hochgeschlossene Mäntel, die über Kniehöhe herausstanden wie ein Kilt. Die Frauen bevorzugten aufgestickte Blumen, und viele trugen auch Blumen im Haar. Allerdings sah man die bestickten Mäntel nur bei jungen Frauen, während bei den älteren auch die Kleider so verziert waren. Ein paar grauhaarige Frauen trugen Kleider, die vom Hals bis zum Rocksaum mit Blumen und Ranken bestickt waren. Eine Hand voll Ogier – meist Frauen und Mädchen – schenkten Loial besondere Aufmerksamkeit. Er lief stur geradeaus, doch je weiter sie kamen, desto lebhafter zuckten seine Ohren.
    Rand schreckte auf, als er einen Ogier anscheinend direkt aus dem Boden auftauchen sah. Er kam aus einer dieser mit Gras und Wildblumen bewachsenen Erhebungen heraus, die überall zwischen den Bäumen zu sehen waren. Dann bemerkte er Fenster in diesen Erhebungen, und an einem davon stand eine Ogierfrau, die offensichtlich gerade Teig ausrollte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er Ogierhäuser vor sich hatte. Die Fenster waren aus blankem Stein herausgehauen, aber sie wirkten ganz natürlich, als seien sie generationenlang durch Wind und Wasser geformt worden.
    Die Großen Bäume mit ihren mächtigen Stämmen und Wurzeln, so dick wie Pferde, brauchten einen ziemlichen Abstand zueinander, um sich nicht gegenseitig Licht und Luft zu nehmen. Trotzdem wuchsen gleich mehrere davon in dieser Ogierstadt. Aus Erde aufgeschüttete Rampen führten über die Wurzeln. Von den Wegen abgesehen ließ nur ein Merkmal darauf schließen, dass man sich hier in einer Stadt befand und nicht mehr bloß im Wald: In der Mitte des Orts befand sich eine weite Lichtung um den Stumpf eines großen Baums herum. Dieser Stumpf hatte einen Durchmesser von beinahe hundert Schritt. Seine Oberfläche war glatt wie ein Tanzboden, und an mehreren Stellen führten Stufen hinauf. Rand stellte sich vor, wie hoch dieser Baum gewesen sein musste. Dann sagte Erith so laut, dass alle es verstehen konnten: »Da sind unsere anderen Gäste.«
    Drei menschliche Frauen kamen um den riesigen Baumstumpf herum auf sie zu. Die jüngste von ihnen trug eine Holzschüssel.
    »Aiel«, sagte Ingtar. »Töchter des Speers. Gut, dass ich Masema mit den anderen zurückgelassen habe.« Doch er trat ein Stück von Erith und Verin weg und griff über die Schulter nach hinten, um das Schwert in der Scheide zu lockern.
    Rand musterte die Aiel nervös, aber neugierig. Zwei der Frauen waren erwachsen, die dritte kaum mehr als ein Mädchen. Aber alle drei waren ziemlich groß für eine Frau. Der Farbton ihrer Haare war unterschiedlich – von Rotbraun bis Blond –, und sie trugen die Haare kurz geschnitten mit einem dünnen, schulterlangen Pferdeschwanz im Nacken. Ihre weiten Hosen hatten sie in weiche Stiefelschäfte geschoben, und ihre Kleidung war entweder braun oder grau oder grün, auf jeden Fall so, meinte Rand, dass sie sich von Felsen oder Bäumen kaum mehr abhob als der Umhang eines Behüters. Über ihre Schultern standen die Spitzen kurzer Bogen hervor. An ihren Gürteln hingen Köcher und lange Messer, und jede trug einen kleinen, runden Lederschild und ein Bündel Wurfspeere mit kurzen Schäften und langen Spitzen. Selbst die jüngste unter ihnen bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit, die darauf hindeutete, dass sie mit ihren Waffen gut umzugehen wusste.
    Mit einem Mal entdeckten die Frauen die anderen Menschen. Die Tatsache, dass sie überrascht wurden, schien sie wohl am meisten zu beeindrucken, aber sie bewegten sich blitzschnell. Die jüngste rief: »Shienarer!« und drehte sich um, damit sie die Schüssel vorsichtig hinter sich abstellen konnte.

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