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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Winde zerstreut, und sie konnten kein einziges Stedding mehr finden. Alles war anders, verschoben – Berge, Flüsse, sogar die Meere.«
    »Das mit der Zerstörung weiß doch jedes Kind«, sagte Mat ungeduldig. »Was hat das mit diesem … Sehnen zu tun?«
    »Während des Exils, als wir verloren herumwanderten, überkam uns zum ersten Mal dieses Sehnen. Der Wunsch, endlich wieder ein Stedding zu finden, in die Heimat zurückzukehren. Viele sind daran zerbrochen und gestorben.« Loial schüttelte traurig den Kopf. »Es sind mehr gestorben, als schließlich überlebten. Als wir endlich die Stedding allmählich wieder fanden, eines nach dem anderen, während der Zeit des Pakts der Zehn Nationen, schien es, als hätten wir das Sehnen am Ende doch besiegt, aber es hatte uns verändert, einen Samen in uns gesät. Wenn ein Ogier sich jetzt zu lange draußen aufhält, überkommt ihn das Sehnen wieder. Er wird schwächer, und wenn er nicht zurückkehrt, dann stirbt er.«
    »Musst du eine Weile hier bleiben?«, fragte Rand nervös. »Du musst dich nicht umbringen, nur um mit uns zu kommen.«
    »Ich merke schon, wenn es mich überkommt«, lachte Loial. »Es wird lange dauern, bis es so stark ist, dass es mir schaden kann. Na, Dalar zum Beispiel hat zehn Jahre lang bei den Meerleuten gelebt und kein Stedding gesehen, und sie ist doch heil zurückgekommen.«
    Eine Ogierfrau tauchte aus dem Wald auf, blieb kurze Zeit stehen und unterhielt sich mit Erith und Verin. Sie musterte Ingtar von Kopf bis Fuß und schien ihn dann als unwichtig abzutun. Das traf ihn offensichtlich hart. Ihr Blick schweifte über Loial, Hurin und die Emondsfeldeer, und dann ging sie in den Wald zurück.
    Loial schien sich hinter seinem Pferd zu verstecken. »Außerdem«, sagte er, während er ihr vorsichtig über den Sattel hinweg nachspähte, »ist das Leben im Stedding langweilig, verglichen mit einer Reise mit drei Ta’veren .«
    »Musst du schon wieder damit anfangen?«, murmelte Mat. Loial fügte schnell hinzu: »Mit drei Freunden also. Ich hoffe doch, dass ihr meine Freunde seid.«
    »Bin ich«, sagte Rand schlicht, und Perrin nickte.
    Mat lachte. »Jemand, der so schlecht beim Würfelspiel ist, muss doch einfach mein Freund sein.« Er hob entschuldigend die Hände, als Rand und Perrin ihn verständnislos ansahen. »Ist schon in Ordnung. Ich mag dich, Loial. Du bist mein Freund. Fang nur nicht immer mit … Ach, manchmal bist du schon genauso schlimm wie Rand.« Seine Stimme wurde leiser. »Wenigstens sind wir hier in einem Stedding in Sicherheit.«
    Rand verzog das Gesicht. Er wusste, was Mat damit sagen wollte. Hier in einem Stedding , wo ich die Macht nicht benützen kann. Perrin schlug Mat mit der Faust gegen die Schulter, sah aber gleich ganz zerknirscht aus, als Mat ihm mit hohlwangigem Gesicht eine Grimasse schnitt.
    Rand bemerkte von allem zuerst die Musik. Unsichtbare Flöten und Fiedeln spielten irgendwo ein fröhliches Lied, und tiefe Stimmen sangen und lachten.
    »Macht das Feld frei bis zum Rain.
    Keine Stoppel darf mehr stehn.
    Lang könnt ihr uns plagen sehn.
    Hier wächst bald ein stolzer Hain!«
    Beinahe im gleichen Moment wurde ihm klar, dass die riesige Gestalt hinter all den Bäumen selbst ein Baum war. Der zerklüftete, mit Balken abgestützte Stamm maß mindestens zwanzig Schritt im Durchmesser. Mit offenem Mund verfolgte er den Verlauf des Stamms nach oben durch das Blätterdach hindurch bis zu ausladenden Ästen, die sich gut hundert Schritt über dem Boden wie ein riesiges Pilzdach ausbreiteten. Und jenseits dieses Baums standen noch größere.
    »Verflucht«, hauchte Mat. »Aus einem von denen kann man bestimmt zehn Häuser machen. Ach, was sage ich: fünfzig.«
    »Einen Großen Baum fällen?« Loial war entsetzt und wütend zugleich. Seine Ohren standen steif und bewegungslos heraus, und die langen Augenbrauen hingen ihm auf die Wangen herunter. »Wir fällen niemals einen der Großen Bäume, außer er stirbt ab, und das geschieht fast nie. Nur wenige haben die Zerstörung überstanden, aber einige der größten waren während des Zeitalters der Legenden bereits kleine Schösslinge.«
    »Es tut mir Leid«, sagte Mat. »Ich wollte damit nur ausdrücken, wie groß sie sind. Ich werde deine Bäume nicht anrühren.« Loial nickte und schien beruhigt.
    Nun tauchten weitere Ogier unter den Bäumen auf. Die meisten schienen sich auf ihre augenblicklichen Beschäftigungen zu konzentrieren. Obwohl alle die Neuankömmlinge musterten

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