Die Jagd des Adlers
wir erst noch sehen.« Macro nickte in Richtung der inneren Mauer. »Wie war’s? Ich habe den Beginn ihres Angriffs von einem der Türme aus beobachtet.«
Catos Gesichtsausdruck wirkte angespannt, als er an das Abschlachten zurückdachte. »Sie sind vor der Mauer stecken geblieben. Genau wie wir gehofft haben.«
»Ihr konntet ihnen also mächtig zusetzen?«
»Ja.«
»Und auf unserer Seite? Viele Verluste?«
»Nur wenige.«
»Gut«, sagte Macro zufrieden. »Ich bin sicher, dass sie wieder angreifen werden. Wenn auch nicht so überstürzt und unbesorgt wie beim ersten Mal. Also steht dir bald der nächste Kampf bevor.«
»Das denke ich mir. Haben sie einen Angriff gegen eine der anderen Mauern unternommen?«
Sie wurden unterbrochen, als ganz in der Nähe ein in einem steilen Winkel abgefeuerter Brandpfeil, von einem blendenden Funkenregen umhüllt, auf dem Boden aufschlug. Instinktiv drehten sich die beiden Offiziere ruckartig weg. Schließlich setzten sie ihre Unterhaltung fort, indem Macro mit dem Daumen über seine Schulter deutete.
»Es gab einen Scheinangriff auf die Ostmauer. Nichts Ernstes, nur ein Versuch, uns dazu zu bringen, dass wir Männer von hier abziehen.«
»Sie kommen!«, rief eine Stimme von der Festungsmauer.
Cato wirbelte herum und legte eine Hand an den Mund. »An die Waffen! Auf die Mauer! Löschtrupps, weitermachen!«
Die Soldaten auf der Plattform hinter der inneren Mauer hoben ihre Schilde und richteten ihre Speere aus, während sie auf die dunkle Masse des zerstörten Torhauses starrten.
»Ich werde mich euch anschließen«, sagte Macro leise zu Cato. »Das ist die Stelle, an der der Kampf entschieden wird.«
»Wir können dich hier sicher gut gebrauchen, Herr.«
Macro klopfte ihm auf die Schulter und rief dann mit bellender Stimme den Soldaten um ihn herum zu: »In Ordnung! Sorgen wir dafür, dass sie es bedauern, sich jemals mit der Zweiten Illyrischen angelegt zu haben!«
KAPITEL 28
D ie Centurionen nahmen sich zwei freie Schilde, die neben den zusätzlichen Speeren bereitlagen, und stiegen auf die Plattform. Trotz der Versuche von Centurio Parmenion, die Brände unter Kontrolle zu bringen, standen hinter der inneren Mauer große Teile der Festung in Flammen. Cato wusste, dass er und seine Männer sich für ihre mit Schleudern und Bögen ausgerüsteten Feinde deutlich als dunkle Umrisse vor dem hellen Feuer abheben würden, doch wenigstens wurden so auch einige der Trümmer beleuchtet, die vor der inneren Mauer lagen. Die Bogenschützen auf der Festungsmauer schossen bereits so schnell wie möglich einen Pfeil nach dem anderen auf den vorrückenden Feind. Mit Schleudern geworfene Steine zischten aus der Dunkelheit auf sie zu, und unablässig setzte sich der Beschuss mit Brandpfeilen sowie mit brennenden Reisigbündeln und leicht entzündlichem Material fort, welche das Katapult über die Mauer auf die Gebäude dahinter schleuderte.
Wie zuvor stürmten die Judäer den Hügel aus Trümmern herauf, doch diesmal hielten sie unmittelbar vor der Kuppe inne, sodass sie mit den Speeren nicht zu treffen waren, während sie die Schleudern über ihren Köpfen kreisen ließen.
»Schleudern!!«, rief Cato seinen Männern warnend zu. »Haltet die Schilde oben!«
Das Surren der feindlichen Waffen erfüllte die Luft, und gleich darauf krachten zahllose Steine in einer schrillen Kakofonie gegen die Außenseite der Mauer und die Schilde der Soldaten. Die Judäer versuchten nicht, weiter vorzurücken; einige setzten ihren schweren Beschuss der Soldaten auf der inneren Mauer fort, während andere auf die Bogenschützen zielten, die rechts und links des zerstörten Torhauses auf den eigentlichen Festungsmauern postiert waren. Es dauerte nicht lange, bis etliche Bogenschützen tödlich getroffen wurden oder sich gezwungen sahen, zurückzuweichen und in größerer Entfernung hinter der Brüstung in Deckung zu gehen. Sobald die Bogenschützen außer Gefecht gesetzt waren, wandten sich ihre Bezwinger ebenfalls der inneren Mauer zu. Immer wieder fand ein Stein eine Lücke zwischen den Schilden und traf einen der Soldaten mit knochenzerschmetternder Wucht.
Macro riskierte einen raschen Blick über den Rand seines Schildes und sah, dass der Feind bis jetzt glücklicherweise noch immer auf der gegenüberliegenden Seite des Trümmerhaufens verharrte. Rasch duckte er sich wieder und holte tief Luft, sodass er sich trotz des Lärms der auf sie einprasselnden Steine bei seinen Männern Gehör
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