Die Jagd des Adlers
Information vom Terrain unmittelbar vor der inneren Mauer bis zu den nachrückenden Angreifern aus, und es wurde Befehl gegeben, den Angriff abzubrechen. Noch immer regneten Pfeile und Speere auf die Judäer herab, die, über die Trümmer und die Leichen ihrer Kameraden stolpernd, zurückwichen, bis sie sich im schwindenden, purpurnen Licht der Abenddämmerung vollständig zurückgezogen hatten. Cato schob sein Schwert in die Scheide zurück und blickte hinunter auf die Albtraumszene ineinander verschlungener, von dunklem Blut bedeckter Leichen, aus denen in allen möglichen Winkeln zahllose Speerschäfte ragten. Und doch gab es noch Leben inmitten dieser Flut menschlicher Zerstörung. Hier und da wanden sich einzelne Männer unter Todesqualen oder zuckten schwach hin und her, während Verwundete stöhnten und nach Hilfe riefen oder um ein gnädiges Ende flehten. Cato wandte sich ab, sprang von der Plattform und ging am Fuß der inneren Mauer entlang, bis er die Leiter erreichte, die zur eigentlichen Festungsmauer führte. Er stieg hinauf. Von oben konnte er das ganze Gebiet bis zum feindlichen Lager überblicken. Angetrieben von den Pfeilen, die noch immer von den Mauern zischten, rannten die Judäer in Scharen von der Festung weg. Einige wenige Feinde, die entschlossener wirkten als ihre Kameraden, behaupteten ihre Position und erwiderten den Beschuss der Römer mit ihren Schleudern. Cato beugte sich über die Brüstung und starrte auf die Leichen hinab, die vor der inneren Mauer lagen. Es mussten mehr als hundert sein, und hinzu kamen zwanzig oder dreißig weitere Kämpfer, die in einiger Entfernung vor dem zerstörten Torhaus getroffen worden waren. Die Verluste des ersten Angriffs waren beträchtlich, und Bannus würde wohl einige Mühe haben, seine Männer davon zu überzeugen, dass es sinnvoll war, weiter auf die innere Mauer einzustürmen, dachte Cato. Er hob den Kopf, spähte ins feindliche Lager und fragte sich, was Bannus wohl dachte, wenn ihm klar wurde, dass der erste Versuch, die Festung zu überrennen, gescheitert war.
»Herr!« Einer der Bogenschützen neben ihm gab Cato mit hektischen Gesten zu verstehen, er solle sich ducken. »Wenn diese Kerle mit ihren verdammten Schleudern deinen Helmbusch sehen, ziehst du sie an wie Honig die Bienen.«
Wie aufs Stichwort zischten Steine durch die Luft, und Cato ging in Deckung. Dankbar nickte er dem Bogenschützen zu. »Danke für die Warnung.«
»Warnung?« Der Mann hob überrascht die Augenbrauen. »Das war keine Warnung, Herr. Ich wollte nur nicht, dass sie ständig in meine Richtung schießen.«
»Oh.« Cato lachte. »Trotzdem danke.«
Der Bogenschütze zuckte mit den Schultern, legte einen neuen Pfeil an die Sehne und spähte vorsichtig über die Brüstung nach einem passenden Ziel. Plötzlich drückte er sich hoch, feuerte und duckte sich wieder. Einen Augenblick später krachte ein gezielter Schuss gegen die Außenseite der Brüstung. Cato begriff, dass die Männer mit den Schleudern so lange im Vorteil waren, bis die letzten Strahlen der Sonne erloschen waren.
Er wandte sich an die Bogenschützen. »Greift weiter an, bis sie außer Schussweite sind. Wählt eure Ziele sorgfältig aus. Ich will nicht, dass irgendjemand seine Pfeile verschwendet. Wir werden sie noch brauchen.«
Cato und die Schützen salutierten knapp, und dann stieg der junge Centurio wieder in die Festung hinunter, um sich seinen Männern hinter der inneren Mauer anzuschließen. So viele Angreifer waren direkt am Fuß der Mauer umgekommen, dass ihre Leichen dem Feind als eine Art Rampe dienen konnten. Deshalb beschloss Cato, sich sofort um dieses Problem zu kümmern. Im Halbdunkel hielt er nach Centurio Parmenion Ausschau und winkte ihn zu sich heran.
»Wir müssen die Leichen von der inneren Mauer wegschaffen. Nimm zwei Hundertschaften der Reserve und bring die Toten weg. Stapel sie aufeinander, sodass der Feind sie gut sehen kann. Wenn das erledigt ist, sammle da draußen alle Speere ein, die man noch benutzen kann, und bring sie in die Festung. Verstanden?«
»Ja, Herr«, erwiderte Parmenion. »Nach dem, was sie Sycorax angetan haben, werden wir ihnen zeigen, dass auch wir ein paar Spielchen beherrschen, die sich auf die Moral der Truppe auswirken können.«
Cato klopfte ihm auf die Schulter. »Genau das ist die richtige Einstellung. Und jetzt sorg dafür, dass sich deine Männer an die Arbeit machen.«
Während Parmenion mit bellender Stimme seine Befehle erteilte, stieg
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