Die Jagd des Adlers
tun.«
»Schwöre es!«, verlangte sie unnachgiebig. »Möge Jahwe dein Zeuge sein.«
»Ich weiß nichts über irgendeinen Jahwe«, erwiderte Macro voller Unbehagen. »Aber wenn du willst, dass ich bei Jupiter und Fortuna schwöre, dann werde ich es tun, wenn dir das eine Hilfe ist.«
»Dann bei deinen Göttern«, stimmte sie zu. »Schwöre, dass du Yusef zu mir zurückbringen wirst.«
»Ich schwöre, dass ich mein Bestes tun werde«, erwiderte Macro als Kompromiss. Dann wandte er sich an Cato und Symeon. »Und jetzt sollten wir wirklich los!«
Er ging zurück zu den Pferden. Symeon drückte Miriam ein letztes Mal sanft die Schulter. Schließlich folgte er Macro, wobei er seinen Männern zurief, ihre Hilfe beim Löschen einzustellen und mit ihm zu kommen. Cato zögerte noch einen Augenblick. Er hatte genug von dem Leid, das er in dieser Provinz mit angesehen hatte. Er hatte genug von der Rolle, die er selbst bei der Verlängerung dieses Leids spielte. Das Bild des Jungen, dem er seinen Schild in den Nacken gerammt hatte, schoss ihm durch den Kopf. Der Junge war so alt wie Yusef gewesen. Er spürte, wie eine große Traurigkeit auf ihn niedersank wie eine schwere Last. Diese Dinge mussten sich ändern. Cato musste etwas Gutes erreichen, und sei es auch nur, um wieder mit sich im Reinen zu sein. »Miriam?«
Sie sah auf.
»Wir werden ihn finden und ihn zurückbringen«, sagte Cato. »Das verspreche ich. Ich werde nicht ruhen, bis wir es geschafft haben.«
KAPITEL 31
W o ist denn nun deine Stadt?«, fragte Macro, als sie einen viel befahrenen Weg zwischen zwei steilen Hügeln hinabritten.
Symeon deutete nach rechts. »Da drin.«
Macro und Cato musterten die nackten Felshänge, die sich turmhoch auf jeder Seite des Tals erhoben. Nirgendwo schien es eine Lücke zu geben, und in der Ferne ragten weitere Felsen und steinige Hügelkuppen in die Höhe.
»Felsen, Felsen und noch mehr Felsen«, grummelte Macro. »Petra – der Name sagt schon alles.«
Cato nickte erschöpft. Er war am Ende seiner Kräfte. Während der Tage von Bannus’ Angriff auf die Festung Bushir hatte er keine Ruhe finden können, und danach waren sie ohne größere Unterbrechung durch die Berge entlang des Jordan geritten und hatten Bannus und jene kleine Gruppe seiner Anhänger verfolgt, die die Niederlage bei Bushir überlebt hatten. Als Anführer der Nabatäer trieb Symeon die Männer unbarmherzig weiter, wobei er schier unablässig mit grimmiger Miene nach dem winzigsten Anzeichen von Bannus Ausschau hielt. Einmal konnten sie ihn sogar sehen, und zwar von einem Hügel über dem Dorf Dana aus. Vor ihnen erstreckten sich die kleineren Berge und Hügel, die sich zum breiten, unfruchtbaren Becken des unteren Jordantals hin öffneten. Die Luft war so trocken und klar, dass man selbst auf große Entfernungen hin viele Einzelheiten erkennen konnte, weshalb sie auch von ihrem Standort aus die dreißig oder vierzig Meilen entfernten Vorberge auf der gegenüberliegenden Seite des Tals sahen. Sogar Macro war beeindruckt angesichts der spektakulären Aussicht. Dann stieß Murad einen Ruf aus und deutete auf die weiter im Süden liegenden Hügel. Eine dünne Reihe winziger schwarzer Punkte schob sich einen fernen Hang hinauf, wobei eine schwache Staubwolke ihren Fortschritt markierte. Mit lauter Stimme erteilte Symeon einen Befehl, und sofort setzten sich die Männer wieder in Bewegung, um die Fliehenden einzuholen, doch es dauerte nicht lange, bis die fernen Reiter den Gipfel des Hügels überwunden hatten und nicht mehr zu sehen waren.
Symeon und seine Begleiter ritten so lange, bis der Anbruch der Abenddämmerung eine weitere Verfolgung zu gefährlich machte, und lagerten dann die Nacht über im Freien. Doch schon mit dem ersten Licht des Morgens setzten sie die Jagd fort. Dadurch näherten sie sich Petra zwei Tage nach ihrem Aufbruch in Heshaba in der glühenden Mittagshitze. Als sie in das Tal ritten, das zum Eingang der Stadt führte, kamen sie an einer Karawane vorbei, die gerade eben nach Norden aufgebrochen war. Sie bestand aus Hunderten von Kamelen, die mit Waren für die nach Luxus verlangenden hellenischen Städte der Dekapolis bestimmt waren. Symeon, Murad und ihre Kameraden tauschten Grüße mit den Männern aus, die für die Karawane verantwortlich waren, und machten Halt für ein kurzes Gespräch, bevor sie sich wieder verabschiedeten und die Karawane langsam und stetig der Route aus dem Tal folgte.
Symeon lenkte sein Pferd neben Macro
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