Die Jagd des Adlers
Zimmer, das du vorbereitet hast.«
»Ja, Herr. Da drüben.« Er führte sie zur gegenüberliegenden Seite des Atriums und von dort aus durch einen schmalen Gang, der in einen ummauerten Garten mündete. Bunte Pflanzen rankten sich an einem Spalier in die Höhe, das sich über die vordere Hälfte des Gartens wölbte, wodurch ein schattiger, kühler Bereich geschaffen wurde. In einer Ecke führte ein großes Zimmer vom Garten ab, in dem rechts und links jeweils ein einfaches Bett stand. Das Geräusch von fließendem Wasser drang an Macros Ohr, und er sah sich überrascht um.
»Da drüben ist ein Brunnen.« Macro ging durch den Garten und trat an ein kleines Becken, in das sich durch das Maul eines an der Wand befestigten Bronzelöwen ein dünner Wasserstrahl ergoss. Er hob seine Hände unter das Wasser und genoss es, wie die kühle Flüssigkeit über seine Haut rann. Seit er und Cato zum ersten Mal in Caesarea an Land gegangen waren, war Wasser ein so kostbares Gut gewesen, dass es einem Wunder glich, es in Symeons Haus frei in ein Becken strömen zu sehen.
Bazim trat von hinten an ihn heran. »Mein Herr war der Ansicht, dass ihr euch vielleicht an einer Stelle des Hauses ausruhen wollt, wo ihr das Geräusch von fließendem Wasser hören könnt.«
Macro lächelte. »Er hatte recht. Mögen die Götter ihn segnen.«
Er beugte sich unter den Wasserstrahl. Nach einer Weile trat er wieder zurück und schüttelte den Kopf, sodass die glitzernden Tropfen auf die sonnenbeschienenen Steinplatten des Gartens fielen. Für einen Augenblick fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt, in jene langen Sommertage, als er mit seinen Freunden in einem kleinen Bach schwamm, der in den Tiber mündete. Dann war der Moment vorbei, und er spürte wieder, wie erschöpft er war. Langsam ging er ins Zimmer, das Bazim vorbereitet hatte.
»Hey, Cato! Was ist denn mit dir los?«
Sein Freund lag bereits im Bett. Er trug noch immer die geliehenen Kleider, sein Kopf ruhte auf einer Nackenrolle, und er atmete schwer durch seinen leicht geöffneten Mund. Macro lächelte. Cato war schneller gewesen als er. Er hatte es geschafft einzuschlafen, bevor Macros Schnarchen ihn möglicherweise wach halten würde. Als Macro die Sandalen von seinen Füßen schleuderte, bemerkte er, dass Cato die seinen noch trug. Nach kurzem Zögern ging er zu seinem Freund, zog ihm vorsichtig die Sandalen aus und stellte sie neben ihm auf den Boden. Dann legte er sich in sein eigenes Bett, dessen Matratze so bequem war, dass er unwillkürlich lächeln musste. Im Hintergrund erklang das angenehme Plätschern des Wassers, und sanft fiel das Sonnenlicht durch das Blattwerk der Pflanzen auf dem gewölbten Spalier. Macro schloss die Augen. Ein paar Tage in dieser Umgebung würden ihm guttun, und er ertappte sich bei dem Wunsch, dass der König von Nabatäa nicht allzu schnell in die Hauptstadt zurückkäme.
Als ihm jedoch wieder der Grund ihrer Anwesenheit in Petra einfiel, verdüsterte sich seine Stimmung. Irgendwo da draußen in den Straßen und Häusern der Stadt lauerten Bannus und seine parthischen Freunde. Macro schwor sich, dass schon bald der Tag der Abrechnung kommen würde – was auch immer der König bei seiner Rückkehr beschließen mochte. Bannus durfte nicht überleben. Er durfte nicht noch mehr Unruhe in die Provinz Judäa tragen, deren Lage schon schwierig genug war.
Die Tage vergingen langsam, und schon bald waren Cato und Macro frustriert angesichts der Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit in der Stadt. Dies galt besonders für Cato, den der ungewöhnliche Anblick der gewaltigen Gräber und Tempel faszinierte, die mit so viel Geschick direkt aus den Felswänden herausgeschlagen worden waren. Bei Tag streiften sie über den Markt und bestaunten die Fülle der Luxusgüter, die sich mit allen Waren messen konnte, die in Rom zu finden waren – die allerkostbarsten vielleicht ausgenommen. Es gab eine Bibliothek, in der Cato eine Sammlung von Landkarten entdeckte, auf denen viele Länder verzeichnet waren, von denen noch nie ein Römer gehört hatte, ganz zu schweigen davon, dass er sie selbst gesehen hätte. Macro hingegen war zufrieden, von allen angebotenen Speisen und Weinen zu kosten, und im kühlen Garten von Symeons Haus den in der letzten Zeit verpassten Schlaf nachzuholen. Schon bald nach ihrer Ankunft informierte Symeon die beiden darüber, dass er herausgefunden hatte, wo Bannus und die Parther sich aufhielten. Ein reicher Kaufmann auf der
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