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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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anderen Seite der Stadt hatte ihnen sein Haus zur Verfügung gestellt. Er war Rom nicht besonders freundlich gesinnt, was für viele Nabatäer galt, die die Expansion des Imperiums mit Sorge betrachteten.
    Dann, eines Nachmittags, als Cato im Tempelbezirk vor Petras großem Markt unterwegs war, tauchte Bannus direkt aus einem Säulengang vor ihm auf. Beide Männer blieben abrupt stehen und wollten sich schon entschuldigen, als sich ihre Blicke trafen und ihnen die Worte auf den Lippen erstarben. Ein angespanntes Schweigen breitete sich aus, und schließlich zog Bannus sich langsam zurück.
    »Warte!«, sagte Cato. »Ich möchte dir etwas sagen. Wir müssen miteinander reden.«
    Bannus ging noch ein paar Schritte, bevor er stehen blieb und sich umdrehte. »Hast du etwa den Eid vergessen, den wir vor dem Kammerherrn geschworen haben?«
    »Nein. Aber der dient nur dazu, einen Kampf zu verhindern. Ich will nichts weiter, als ganz einfach mit dir reden.«
    »Reden?« Bannus lächelte. »Worüber? Über das Wetter? Die Getreidepreise? Den Rückzug Roms aus Judäa?«
    Cato ignorierte den Sarkasmus und deutete auf eine kleine Weinschänke am Rand des Marktplatzes. »Dort drin. Für den Fall, dass einer der Männer des Kammerherrn uns zusammen sieht.«
    Schweigend gingen sie in die Weinschänke und setzten sich an einen kleinen Tisch.
    »Du gestattest?«, sagte Bannus und bestellte einen Krug Wein, bevor er sich wieder an Cato wandte. »Also, rede.«
    »Deine Rebellion ist vorbei. Deine Armee wurde vernichtet, und die Überlebenden haben sich in ihre Dörfer zurückgezogen.«
    »Diesmal hatte ich keinen Erfolg«, gab Bannus zu. »Aber es wird einen neuen Aufstand geben. Solange die Anwesenheit Roms unser Land korrumpiert, wird es immer wieder Aufstände geben.«
    Catos Herz sank. »Aber du kannst dich nicht gegen Rom behaupten. Deine Männer sind keine angemessenen Gegner für unsere Legionen, das musst du doch wissen.«
    »Genau deshalb habe ich ein Bündnis mit den Parthern geschlossen.« Bannus lächelte. »Ich glaube, sogar ein Römer dürfte davon gehört haben, was mit Crassus’ Armee bei Carrhae geschehen ist. Oder wird das von euren Geschichtsschreibern nicht erwähnt?«
    »Doch. Sie erwähnen es.«
    »Dann weißt du also, dass das Partherreich Rom auf den Schlachtfeldern im Osten mehr als nur gewachsen ist.«
    »Vielleicht. Aber kannst du auch nur einen Augenblick lang ernsthaft der Überzeugung sein, dass die Parther bei einem Sieg Judäas Existenz als unabhängiges Reich anerkennen würden – ganz egal, was sie dir möglicherweise versprochen haben?«
    Bannus zuckte mit den Schultern. »Wenn sie versuchen, uns ihre Herrschaft aufzuzwingen, werden wir uns genauso gegen sie erheben wie gegen Rom.«
    »Und wieder besiegt werden.« Cato schüttelte den Kopf. »Verstehst du das denn nicht? Judäa kann nur als Vasall des einen oder anderen Großreichs existieren. Was für viele weitere Länder ebenso gilt. Die meisten von ihnen haben für sich einen Platz in unserer Welt gefunden und sind dabei zu Frieden und Wohlstand gekommen. Warum sollte das Judäa nicht auch möglich sein?«
    »Du hast zu viel Zeit mit diesem Verräter Symeon verbracht«, schnaubte Bannus. »Nur weil das für andere Provinzen gelten mag, stellt das noch keine Rechtfertigung dafür dar, dass ihr uns eure Regeln aufzwingt. Wir sind anders, und wir wollen unsere Souveränität zurück. Solange das nicht geschieht, wird es keinen Frieden geben.«
    Cato starrte ihn eine Weile stumm an. Schmerzliche Ratlosigkeit erfüllte ihn. Bannus war ein Fanatiker. Mit solchen Menschen konnte man einfach nicht reden, deshalb beschloss er, das Thema zu wechseln. »Na schön. Ich verstehe deine Haltung. Aber es wird einige Zeit dauern, eine neue Armee zusammenzustellen. Wie sinnvoll ist es da, diesen Jungen, Yusef, bei dir zu behalten? Er hat seinen Zweck erfüllt. Du brauchst ihn nicht mehr als Geisel.«
    »Yusef bleibt bei mir.«
    »Warum?«
    »Er ist der Sohn des Begründers unserer Bewegung. Jemand muss ihm zeigen, welches Erbe ihm dadurch zugefallen ist. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er mir als mein engster Gefährte zur Seite stehen. Zusammen mit ihm – und mit dem in Händen, was sein Vater uns hinterlassen hat – wird es möglich sein, all diejenigen zurückzugewinnen, die den wahren Weg vergessen haben.«
    »Du meinst Miriam und ihre Leute.«
    »Sie und all diejenigen Gemeinschaften, die der ihren ähnlich sind – und zwar in jeder Stadt in der ganzen

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