Die Jagd des Adlers
östlichen Welt. Noch sind all diese Menschen verwirrt. Miriam und Verräter wie Symeon haben die Botschaft Jehoshuas verfälscht; sie versuchen, seine Anhänger davon zu überzeugen, dass bewaffneter Widerstand zwecklos ist und dass wir unsere Feinde mit friedlichen Mitteln überwinden müssen. Wir müssten, so behaupten sie, darauf vertrauen, dass der Glaube auf lange Sicht einen Wandel möglich macht.« Er starrte Cato an. »Sag mir, Römer: Was könnte der Glaube erreichen, das für die Macht unerreichbar ist? Die Spitze des Schwerts ist der Ort, an dem die Freiheit entsteht. Das ist meine Überzeugung. Das war auch Jehoshuas Überzeugung, bevor er im Moment der Krise schwach wurde. Miriam, Symeon und ihre Anhänger sind Verräter. Das ist der Glaube, den ich Yusef lehren werde, und eines Tages wird er an meiner Seite an der Spitze unserer Armee reiten, wenn wir Jerusalem befreien. Erst dann werden wir den Traum Jehoshuas wahr gemacht haben.«
»Natürlich mit dir als mashiah .«
»Selbstverständlich. Ich habe diese Rolle von Jehoshua geerbt.«
Cato dachte an etwas, das kurz zuvor gesagt worden war, und runzelte die Stirn. »Was hast du gemeint mit bevor er schwach wurde ?«
»Ah.« Bannus beugte sich vor und lächelte. »Warum fragst du nicht deinen Freund Symeon danach? Darüber, wie alles zu Ende ging? Und jetzt entschuldige mich bitte, aber ich glaube wirklich nicht, dass es besonders sinnvoll ist, wenn wir diese Diskussion fortführen. Wenn wir uns jemals wiedertreffen, Römer, werde ich dich umbringen.«
Er stand auf, verließ die Weinschänke und ging über den Markt davon. Cato sah ihm nach, bis er in einer Seitenstraße verschwand. Eine Mischung aus Erschöpfung und Ratlosigkeit zog wie ein Bleigewicht an seinem Herzen. Er hatte gehofft, mit diesem Mann vernünftig sprechen und ihn wenigstens davon überzeugen zu können, dass er Yusef freiließ. Doch jetzt hing alles von der Entscheidung des Königs von Nabatäa ab.
Cato war nervös, als sie in jener Nacht zusammen in Symeons Garten speisten. Den Rest des Tages über hatte er immer wieder an Bannus’ Bemerkungen über Symeon denken müssen, und er war entschlossen herauszufinden, was sich hinter dem bitteren Hass verbarg, der zwischen den beiden Männern herrschte. Als Bazim die Teller mit mensaf – Lamm mit Joghurt und Reis – abräumte und einen Krug warmen, gewürzten Weins brachte, saßen die drei Männer einen Augenblick lang schweigend da und betrachteten die Sterne, die am klaren Himmel funkelten. Der Vollmond hing über der dunklen Felswand, die sich hinter dem königlichen Palast erhob.
Vom Tor her erklang ein dumpfes Klopfen, und sie hörten Bazims langsame Schritte, als der alte Sklave darauf reagierte. Kurz darauf trat er aus dem Haus und reichte seinem Herrn ein kleines, mit einem Scharnier versehenes Wachstäfelchen. Symeon klappte es auf und überflog die Nachricht.
»Das kommt vom Kammerherrn. Der König ist heute in der Abenddämmerung nach Petra zurückgekehrt. Im Augenblick berät er sich mit dem Kammerherrn und seinen Ratgebern. Die Entscheidung wird uns morgen früh mitgeteilt werden.«
»Gut!« Macro klopfte auf das Kissen auf seiner Sitzbank. »Sie werden uns diesen Bastard Bannus übergeben, und wir können die Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt schaffen.«
Symeon sah ihn an. »Du vertraust anscheinend darauf, dass der König zu euren Gunsten entscheiden wird.«
»Warum sollte ich auch nicht darauf vertrauen? Er hat von Rom mehr zu fürchten als von den Parthern.«
»Das mag sein, Präfekt, aber ich bitte dich inständig, sag so etwas nie vor irgendjemand anderem hier in Petra. Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist jemand, der eine anti-römische Hysterie anfacht.«
Widerwillig musste Macro sich eingestehen, dass Symeon recht hatte. Er nahm einen Schluck Wein. »Ich sage nur, wie es ist.«
Symeon lachte leise in sich hinein. »Genau deswegen bist du ein erfahrener Soldat, aber kein Diplomat.«
»Vielen Dank.« Macro hob sein Glas. »Lieber ein ehrlicher Kämpfer als ein Mann, der jeden Tag gegen die Ehrlichkeit kämpft.«
Symeon klatschte in die Hände. »Du hast einen Aphorismus geprägt.«
»Ich habe heute mit Bannus gesprochen«, platzte Cato heraus.
Die beiden anderen hörten auf zu lächeln und starrten ihn an. Macro erholte sich zuerst. »Warum um alles in der Welt hast du das getan? Willst du, dass sie uns wieder in diese verdammte Zelle werfen?«
»Nein.«
»Gut.« Macro schüttelte
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