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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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aus einer Satteltasche nahm, die neben ihm auf dem Boden lag. Er beugte sich über ein Bündel Decken und ließ das Brot fallen. Die Decken bewegten sich, und Cato begriff, dass es sich um Yusef handelte. Er war gefesselt, aber am Leben. Die Männer schoben sich noch näher auf das Feuer zu, und Cato sah, dass es zwischen ihnen und Bannus jetzt keine weitere Deckung mehr gab. Sollte Bannus in die Wüste spähen, konnte es nicht mehr lange dauern, bis er sie entdecken würde.
    Mit größter Vorsicht kamen sie noch ein wenig näher, bis sie nur noch fünfzig Schritte vom Feuer entfernt waren und das Flüstern der Flammen und das Knacken des brennenden Holzes hören konnten. Bannus wandte ihnen die Seite zu. Ihm gegenüber war es Yusef gelungen, sich in eine sitzende Position aufzurichten. Er aß das Brot, das er in seinen gefesselten Händen hielt.
    Macro klopfte auf Catos Arm und gab ihm durch Gesten zu verstehen, dass er sich in einem weiten Bogen hinter Bannus schleichen würde, und Cato nickte zustimmend. Dann zogen der junge Centurio und Symeon leise ihre Schwerter und blieben regungslos liegen, indem sie sich in den feinen Sand drückten, während Macro sich langsam nach rechts und um Bannus herum schob, bis er hinter ihm, dem Feuer und Yusef angekommen war. Schließlich kroch Macro mit ruhigen, regelmäßigen Bewegungen bis auf zehn Schritte an sein Ziel heran. Er wagte kaum zu atmen, als er sich mit hämmerndem Herzen halb aufrichtete und sich mit dem Schwert in der Hand darauf vorbereitete, Bannus in den Rücken zu springen.
    Plötzlich sah Macro über Bannus’ Schulter hinweg, wie der Junge zusammenzuckte und mit weit aufgerissenen Augen nach Luft schnappte.
    »Was ist?«, knurrte Bannus, der sich dank seines sechsten Sinnes blitzschnell umdrehte und sah, dass Macro auf ihn zustürmte. Sofort sprang Bannus auf, umrundete das Feuer und griff dabei nach seinem Krummdolch. Cato und Symeon rannten auf die Flammen zu. Bevor irgendjemand ihn aufhalten konnte, hatte Bannus den Jungen hochgerissen. Sein Unterarm legte sich um Yusefs Hals, und er drückte ihn gegen seine Brust. Den anderen Arm hatte er ausgestreckt, und seine Faust umschloss den Dolch, dessen Klinge im Licht des Feuers schimmerte.
    »Zurück!«, schrie Bannus. »Zurück! Noch ein Schritt weiter, und ich schwöre, ich schlitze den Jungen auf wie einen Fisch!«
    Nur eine Speerlänge entfernt kauerte sich Macro mit erhobenem Schwert zusammen. Die anderen beiden waren nicht ganz so nahe, und außerdem waren sie ein gutes Stück voneinander entfernt, sodass Bannus immer wieder den Kopf hin und her drehen musste, um sie alle im Auge zu behalten.
    »Keine Bewegung!«
    Yusef hob seine gefesselten Hände und begann, am Arm zu zerren, der um seinen Hals lag.
    »Er kann nicht atmen«, sagte Cato mit ruhiger Stimme. »Du bringst ihn um, Bannus.«
    Bannus starrte Cato einen Augenblick lang misstrauisch an, doch dann gab er nach und lockerte seinen Griff ein wenig, sodass Yusef wieder etwas Luft in seine Lungen bekam.
    »Schon besser«, sagte Cato. »Und jetzt müssen wir uns unterhalten – wieder einmal.«
    »Wir haben bei unserer letzten Begegnung bereits alles gesagt, was zu sagen war.«
    »Du kannst nicht mehr entkommen, Bannus. Gib auf. Aber es gibt noch eine Sache, die du auf gute Art in Ordnung bringen kannst, bevor das alles zu Ende ist. Verschone den Jungen, und lass ihn zu Miriam zurückkehren.«
    »Nein!«
    »Aber welche Wahl hast du denn?«, sagte Cato in beschwörendem Ton. »Wir können nicht zulassen, dass du weiter fliehst. Lass den Jungen gehen.«
    »Nein. Symeon, sattle mein Pferd. Du, Römer – der Kleinere –, eure Pferde müssen in der Nähe sein. Bring sie her.«
    »Hol sie doch selbst, Schwachkopf«, knurrte Macro.
    Bannus hob die Klinge an Yusefs Gesicht und schlitzte ihm mit einer lässigen Bewegung aus dem Handgelenk heraus die Wange auf. Der Junge schrie auf vor Schmerz, als ein dünnes Rinnsal Blut über seine Wange und Bannus’ Unterarm rann.
    »Das nächste Mal schneide ich ihm ein Auge aus. Und jetzt hol die Pferde, Römer.«
    Voller Entsetzen sah Symeon Yusef an, bevor er sich an Macro wandte. »Hab Mitleid und tu, was er sagt.«
    »Ich werde ihn nicht entkommen lassen«, sagte Macro entschieden. »Was immer er auch dem Jungen androhen mag. Hier ist es zu Ende.«
    »Macro, ich flehe dich an.« Symeon konnte vor Beklemmung kaum sprechen. »Nicht der Junge. Er ist alles, was Miriam noch hat.«
    Macro antwortete nicht, und er

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