Die Jagd des Adlers
meisten Geschosse krachten unmittelbar hinter der Keilformation zu Boden. Nur eine Handvoll Steine und Pfeile prallte gegen die Schilde der letzten Reiter. Ein Pferd wieherte entsetzt, als ein Pfeil seinen Rumpf streifte. Es bäumte sich auf, doch dem Soldaten gelang es, sich im Sattel zu halten, und er zwang sein Tier zurück in die Formation.
»Angriff!«, schrie der Dekurio von der ersten Reihe der Keilformation her und reckte sein Schwert in die Luft. Seine Männer stießen ihren Schlachtruf aus, drückten die Fersen in die Flanken ihrer Tiere, und die Schwadron stürmte nach vorn. In der zweiten Reihe umfassten Cato und Macro ihre Zügel fester und beugten sich mit grimmiger Miene über ihre Pferde, die wie alle anderen mit wehender Mähne und flatterndem Schweif voranpreschten. Staub und kleine Steine wirbelten durch die Luft, als die Schwadron den Hang hinauf auf Bannus und seine Briganten zustürmte. Von beiden Seiten her feuerten die Judäer ihre Geschosse auf die Römer, und diesmal fanden mehr Pfeile und Steine ihr Ziel. Links vor sich sah Cato, wie ein Stein einen der Soldaten am Kopf traf. Der Aufprall riss den Oberkörper des Mannes ruckartig zur Seite. Speer, Schild und Zügel glitten aus seinen erschlafften Fingern und ließen sein Pferd einen kurzen Moment lang ausscheren. Dann sackte der Reiter auf einer Seite herab, und sein Tier galoppierte ohne ihn weiter. Aus den Augenwinkeln heraus sah Cato, wie sich Macro mit angespannter Miene so weit vorbeugte, wie der Sattelknauf es zuließ. Hinter ihm befand sich Symeon, der in perfekter Haltung auf seinem Pferd saß, während er einen Pfeil anlegte und den Bogen schussbereit hob.
Vor ihnen eilte Bannus zu seinen Fußsoldaten und befahl ihnen, die Stellung zu halten. Doch der Anblick der heranstürmenden Reiter war für einige zu viel, und die Verteidigungslinie schmolz dahin, als die Männer der Bahn der Reiter auswichen. Und dann, noch bevor Cato begriff, was geschah, krachten sie gegen die feindliche Linie. Sofort war die Luft erfüllt vom Lärm aneinanderschrammender und gegeneinanderprallender Waffen, dem Grunzen und Schreien der Männer sowie dem Schnauben und Wiehern der Pferde. Rechts unter sich sah Cato eine wirbelnde Bewegung, und er hieb mit seinem Schwert auf einen geschmeidigen Mann ein, der einen schmutzigen Turban trug. Sein Gegner duckte sich, sodass Catos Waffe nur dessen Schulter streifte. Ein wütendes Knurren ausstoßend, stach der Mann mit seiner dünnen, gebogenen Klinge nach oben, und dem Römer gelang es gerade noch, seine Waffe zurückzureißen und den Angriff mit dem Handschutz seines Schwerts zu blocken. Erneut schlug Cato mit seiner Waffe bogenförmig nach unten, und die Schneide seines Schwerts bohrte sich in den Turban. Der Stoff verhinderte, dass die Klinge den Mann verletzte, doch die Wucht von Catos Schlag raubte ihm das Bewusstsein, sodass er mitten in den Sand stürzte, den die Füße der Männer und die Hufe der Pferde aufwirbelten, die sich in einem tödlichen Scharmützel ineinander verkeilt hatten. Cato sah sich um. Macro hieb auf zwei von Bannus’ Fußsoldaten ein, wobei er ihnen Beleidigungen zuschrie, weil sie es gewagt hatten, ihn anzugreifen. Symeon wirbelte in seinem Sattel herum, zog einen Pfeil, legte ihn an die Sehne seines Bogens an, fixierte ein Ziel und schoss. Der Pfeil flog zehn Schritte weit durch die Luft, bohrte sich in die Brust eines Mannes und drang, von einem Schwall zerfetzten Fleisches umgeben, wieder aus seinem Rücken heraus.
»Vorwärts!«, schrie Cato. »Nicht stehen bleiben! Weiter!«
Der Dekurio warf einen Blick zurück, nickte und wiederholte Catos Ausruf. Seine Männer trieben ihre Pferde an, um die Briganten abzuschütteln, und sobald ihnen das gelungen war, stürmten sie den letzten Abschnitt des Hügels hinauf, wo die gegnerischen Reiter sie bereits erwarteten. Bannus zog sein Schwert, griff nach einem Rundschild, den er dicht über die linke Seite seines Körpers hielt, und schrie seinen Männern einen Befehl zu. Mit einem Schlachtruf trieben die Judäer ihre Pferde den Hang hinab auf die Schwadron der Hilfstruppen zu. Die Keilformation hatte sich längst aufgelöst, und jetzt griffen die Römer in einer ungeordneten Reihe an.
Die gegnerischen Kämpfer prallten in einem Wirbel aus funkelnden Schwertern, Pferdeleibern, wehenden Roben und schimmernden Rüstungen aufeinander. Cato, der keinen Schild hatte, fühlte sich schrecklich verletzlich, sodass er sich weit nach vorn beugte
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