Die Jagd des Adlers
Symeon. »Er führt direkt bis zur Festung.«
Catos Benommenheit kam und ging in immer rascheren Abständen, und er fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren. Immer wieder warf Macro einen besorgten Blick zurück. Offensichtlich war Catos Verletzung ernster, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Und dann geschah es. Cato wurde ohnmächtig und begann, aus dem Sattel zu rutschen. Macro sah es gerade noch rechtzeitig. Er zügelte sein Pferd, sodass er mit Catos Tier auf einer Höhe war und er nach seinem Freund greifen und ihn stützen konnte. Er sah sich verzweifelt um, doch die meisten Soldaten befanden sich bereits vor ihnen.
»Helft mir!«, rief er mit bellender Stimme.
Der hinterste Reiter warf einen Blick zurück und sah dem Centurio kurz in die Augen, bevor er sich abwandte und sein Pferd weitertrieb. Auch Symeon hatte den Ruf gehört. Sofort wendete er sein Tier und galoppierte zu Macro zurück.
»Was ist mit ihm?«
»Hat einen Schlag gegen den Kopf abbekommen. Ist gerade ohnmächtig geworden. Wie weit noch bis Bushir?«
Symeons Blick folgte dem Weg. »Ein scharfer Ritt von zwei, vielleicht drei Stunden.«
»Verdammt. Sie werden uns schon lange zuvor eingeholt haben.«
Symeon schwieg. Er wusste, dass es sich so verhielt. Macro würde immer mehr von ihrem Vorsprung gegenüber Bannus’ Männern verlieren, wenn er Cato stützen musste.
»Was wirst du tun, Centurio?«
Macro spähte nach den fernen Gestalten der Reiter, die sie verfolgten. Er runzelte einen Augenblick lang die Stirn und nickte sich dann gleichsam selbst zu. »In Ordnung. Du kümmerst dich um ihn. Ich werde versuchen, die Bastarde so lange aufzuhalten, wie ich kann.«
Symeon starrte ihn mit festem Blick an. »Lass ihn zurück.«
»Was?«
»Ich sagte, lass ihn zurück. Du wirst es nicht schaffen, sie so lange aufzuhalten, bis wir verschwunden sind. Entweder stirbt nur er, oder wir sterben alle drei.«
»Das kann ich nicht«, sagte Macro hilflos und sah hinab auf Catos bleiches Gesicht, das gegen seine Schulter gelehnt war. »Er ist mein Freund. Sogar noch mehr als ein Freund: Er ist wie ein Sohn für mich. Ich werde ihn nicht sterben lassen.«
Symeon hielt nach ihren Verfolgern Ausschau und wandte sich dann mit grimmiger Miene Macro zu. »Gut. Du führst ihn. Bleib auf dem Weg. Ich werde mit dir reiten und sie aufhalten.«
»Womit?«
»Damit.« Symeon hob seinen Bogen. »Ein paar Meilen entfernt gibt es eine Abzweigung, die zu einem Dorf führt. Gleich neben der Straße befindet sich eine gewundene Schlucht. Wenn wir sie erreicht haben, tu genau das, was ich sage. Verstanden?«
Von Zweifeln gequält, starrte Macro ihn einen Moment lang an. Dann nickte er.
»Gut. Dann los!«
Sie ritten weiter, der eine rechts, der andere links von Cato, wobei sie seinen schlaffen Körper stützten, sodass er nicht aus dem Sattel rutschte. Doch dadurch kamen sie deutlich langsamer voran, und jedes Mal, wenn Macro sich umsah, waren ihnen die schnellsten der feindlichen Reiter ein Stück näher gekommen. Vor ihnen verschwanden die letzten Soldaten in immer größerer Entfernung im Staub, der von ihren Kameraden vor ihnen aufgewirbelt wurde. Macro verfluchte sie, bevor ihm klar wurde, dass gerade wegen des Staubs der Dekurio und die meisten seiner Männer nichts von seiner Lage mitbekommen hatten.
Hinter ihnen kam eine Gruppe von vier Briganten rasch näher. Ihre Mitkämpfer, die offensichtlich nur über schwächere Tiere verfügten, hatten sie bereits um mehrere Pferdelängen hinter sich gelassen. Sie wussten, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Römer ihnen ausgeliefert wären, weshalb sie, begeistert von dieser Aussicht, hektisch auf ihre Pferde einpeitschten.
Inzwischen lagen mehrere Hügel hinter Symeon und den beiden Offizieren, die jetzt hinaus auf die Hochebene ritten. Es handelte sich um eine sanft wellenförmige, steinige Landschaft, auf der man einen dünnen Streifen Erde von Hindernissen frei geräumt hatte, sodass eine unbefestigte Straße entstanden war. Symeon lenkte sein Pferd von Cato weg und rief Macro zu: »Reite weiter. Ich bleibe ein kleines Stück hinter dir.«
Macro nickte. Er umfasste Catos Schulter fester und ritt weiter. Hinter ihm öffnete Symeon den Deckel seines Köchers, zog einen Pfeil heraus und legte ihn an seiner Einkerbung sorgfältig an die Bogensehne an, während sein Pferd, geleitet vom Druck der Knie Symeons, in einem leichten Galopp dem Weg folgte. Er ließ seine Verfolger immer näher kommen,
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