Die Jagd des Adlers
die beiden Männer verschwunden waren, schwor sich Macro, dass, sollte Cato zu Schaden kommen, er nicht eher ruhen würde, bis Symeon dafür mit seinem Leben bezahlt hätte.
Symeon führte die beiden Pferde in das ausgetrocknete Flussbett und folgte seinem Verlauf bis zu einer größeren Biegung. Dann brachte er die Tiere zum Stehen und wartete. Die Pferde waren erschöpft. Sie schnaubten und atmeten schwer, während sie mit ihren Hufen die trockene Erde aufwirbelten.
»Ruhig«, sagte Symeon leise und tätschelte den Hals seines Tieres. »Du darfst uns nicht verraten, hm?«
In der Ferne konnte er das schwache Donnern der Hufe mehrerer Pferde hören, die immer näher kamen. Er schickte ein kurzes Gebet zum Himmel, in dem er darum flehte, dass seine Verfolger Macro und den anderen so verbissen hinterherjagten, dass sie dem ruhigen Seitenweg keine Beachtung schenken würden.
Die Geräusche der Verfolger wurden immer lauter, und Symeon spürte, wie sich sein Körper verkrampfte, als er darauf wartete, dass sie vorbeiritten. Plötzlich richtete sich Cato in seinem Sattel neben ihm auf und starrte mit unruhigen Augen umher, als er voller Verwirrung seine Umgebung wahrnahm.
»Was … Wo bin ich?«
»Leise, mein Junge.« Symeon packte Cato mit festem Griff am Unterarm. »Ich bitte dich!«
Cato starrte ihn an. Dann kniff er die Augen zusammen, als eine neue Woge der Benommenheit über ihn hinwegströmte. Sein Oberkörper verkrampfte sich, und er erbrach sich über seine Rüstung und die vor Schweiß schimmernde Flanke seines Pferdes. Danach spuckte er kraftlos aus, um seinen Mund zu säubern, und sackte wieder nach vorn, während sein Geist unruhig umherschweifte und er murmelte: »Weil das mein verdammtes Zelt ist, deshalb.«
Erleichtert ließ Symeon seine Schultern sinken, als der Römer wieder verstummte. Er spitzte die Ohren und lauschte darauf, wie die Reiter der Briganten näher und näher kamen und ihrer Begeisterung über die Verfolgung der Soldaten, die sie in Sichtweite vor sich hatten, mit wilden Rufen Luft machten. Kein Geräusch ließ vermuten, dass sie sich geteilt hätten oder an der Weggabelung auch nur langsamer geworden wären; vielmehr schienen sie unermüdlich weiterzugaloppieren, bis der Lärm in der Ferne verklang. Symeon wartete, bis es wieder still war, wobei er auf die Geräusche möglicher Nachzügler achtete, doch da war nichts. Schließlich schnalzte er mit der Zunge, wendete die Pferde und ritt aus dem ausgetrockneten Flussbett hinauf auf den Weg. Cato vorsichtig stützend, lenkte er die Tiere von dort aus in Richtung des Dorfes.
Ruckartig erwachte Cato aus einem düsteren Traum. Doch sobald er wieder bei Bewusstsein war, konnte er sich an den Schrecken, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, nicht mehr erinnern – worin dieser auch immer bestanden haben mochte. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen; etwas schien gegen die Innenseite seines Schädels zu hämmern. Als er die Augen öffnete, machte die blendende Sonne seine Schmerzen nur noch schlimmer. Cato blinzelte und kniff die Augen zusammen. Der saure Geruch des Erbrochenen stieg ihm in die Nase. Er musste würgen und hielt sich die Hand vor den Mund.
Als er einen Moment später die Augen wieder öffnete, ließ der stechende Schmerz, den das Licht mit sich brachte, etwas nach, und er sah, dass er auf eine kleine Siedlung zuritt. Bescheidene, saubere Steinhäuser mit Lehmverputz standen zu beiden Seiten der Straße. Sonnenschutzdächer aus geflochtenen Palmblättern lehnten an den Seiten der Gebäude, und hier und da ragten die langen, schlanken Stämme von Palmen in die Höhe. Dann wurde Cato sich der Menschen bewusst. Es waren Semiten; die Erwachsenen trugen helle, wallende Roben, die Kinder einfache Tuniken. Frauen und Männer mahlten in Steinbecken Getreide, und eine kleine Gruppe schien vor dem größten Gebäude eine Art Versammlung abzuhalten. Sie hielten inne und starrten ihn an, als Symeon die Pferde an ihnen vorbeiführte. Symeon verbeugte sich grüßend gegenüber jedem einzelnen und hielt dann vor einem kleinen Haus in der Mitte des Dorfes. Er glitt von seinem Pferd, drehte sich um und half Cato abzusteigen, wobei er seinen Körper anspannte, um das Gewicht des Centurios zu stützen. Als er sich Catos Arm über eine Schulter legte und schweren Schrittes auf die Tür des Hauses zuging, trat eine ältere Frau ins Freie.
Ihr Haar war grau, doch sie hatte ein auffallend schönes Gesicht und dunkle Augen. Obwohl sie klein und
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